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Corona-Maßnahmen für den Herbst: Karl Lauterbach stellt Sieben-Punkte-Plan vor


Impfungen, Tests, Medikamente
Das sind die Maßnahmen für den Corona-Herbst

Von afp, dpa, lw

Aktualisiert am 17.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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"Werden mit Schutzmaßnahmen operieren müssen": So blickt Gesundheitsminister Lauterbach auf den Herbst. (Quelle: reuters)

Während die Sommerwelle über Deutschland hinwegrollt, laufen bereits die Pandemie-Vorbereitungen für den Herbst. Gesundheitsminister Lauterbach hat nun die konkreten Pläne vorgestellt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen Sieben-Punkte-Plan für den Corona-Herbst und -Winter vorgestellt. "Das Ziel ist ganz klar, dass wir besser in den Herbst hineingehen wollen, als wir das im letzten Jahr konnten", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Man werde noch einmal einen Herbst haben, in dem man nicht zur Normalität zurückkehre. Mit dem Sieben-Punkte-Plan komme man jedoch gut durch den Herbst.

Konkret sind folgende Maßnahmen geplant:

  1. Impfkampagne: Es soll angepasste Impfstoffe geben. Jeder soll eine Impfempfehlung erhalten. Die Impflücken sollten geschlossen werden. Es gebe keinen weiteren Versuch, die allgemeine Impfpflicht durchzusetzen.
  2. Testkonzept: Es soll weiter möglich sein, Bürgertests zu machen. Es gebe derzeit Verhandlungen für die weitere Finanzierung. Es soll eine Empfehlung geben, wer die Tests bekommen soll.
  3. Covid-Medikamente: Die Arzneimittel würden noch nicht optimal eingesetzt. Das solle sich ändern. Sie sollten schneller bei bereits Infizierten angewendet werden.
  4. Vulnerable Gruppen: Man werde sich präziser mit vulnerablen Gruppen und deren Schutz beschäftigen. In Pflegeeinrichtungen müsse es einen Verantwortlichen für Hygienekonzepte geben. Es müsse überwacht werden, ob die Bewohnerinnen und Bewohner ausreichend geimpft sind. Zudem sollte jemand dafür zuständig sein, dass Covid-Medikamente bei einer Infektion zügig eingesetzt würden.
  5. Digitale Überwachung: Ab September soll tagesaktuell digital angezeigt werden, wie viele Intensivbetten mit Covidpatienten belegt sind. Dafür werde das "DEMIS"-System eingesetzt.
  6. Maßnahmen in Schulen und in Kitas: Schul- und Kitaschließungen sollen mit allen Mitteln vermieden werden. Es gebe Impf-, Test- und Hygienekonzepte.
  7. Infektionsschutzgesetz: Die Inhalte für ein neues Infektionsschutzgesetz sollen nun erarbeitet werden, so Lauterbach. Er sei dazu derzeit mit Justizminister Buschmann (FDP) im "intensiven Gespräch". Nach der Sommerpause solle der Beschluss erfolgen, um den Überblick zu haben, welche Instrumente für den Herbst zur Verfügung stünden.

In der Koalition besteht derzeit Uneinigkeit darüber, wann über eine Verlängerung des Infektionsschutzgesetzes entschieden werden soll. Die FDP lehnt bislang Forderungen der Grünen ab, bereits vor der Sommerpause eine Nachfolgeregelung für das Infektionsschutzgesetz im Bundestag zu beraten.

Neben den sieben Maßnahmen erwägt die Bundesregierung einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge auch eine sogenannte "O-bis-O"-Regel für die Maskenpflicht – sie ist eigentlich bekannt von der Nutzung von Winterreifen von Oktober bis Ostern. Lauterbach sagte dazu: "Es ist klar, dass wir mehr brauchen, als wir an Sommerreifen aufgezogen haben." Lesen Sie hier mehr zu der O-O-Regel.

"Das ist keine Impfung, die man gratis bekommt"

Lauterbach betonte, eine jetzige Infektion sei kein Schutz vor dem Herbst. "Das ist keine Impfung, die man gratis bekommt." Es gebe immer noch eine deutliche Übersterblichkeit, insbesondere in der Gruppe der über 60-Jährigen. "Weil die Inzidenzen so hoch sind, haben wir derzeit wieder sehr viele Long-Covid-Fälle", so Lauterbach.

Der Gesundheitsminister rief dazu auf, in Innenräumen freiwillig Maske zu tragen. "Wenn man sich und andere schützen möchte, sollte man die Maske tragen." Zudem schütze eine vierte Impfung vor einem schweren Verlauf und einer Ansteckung, zumindest für einige Monate.

"Licht am Ende des Tunnels"

Die Empfehlung einer vierten Impfung bestehe vor allem für ältere Menschen und Risikopatienten. Aber auch andere Bürger könnten die vierte Impfung erwägen, etwa wenn sie oft unter vielen Menschen seien. So könne das Risiko von Long Covid minimiert werden. "Die konkrete Entscheidung muss immer der einzelne treffen", sagte der Minister.

Der Gesundheitsminister sieht angesichts der aktuellen Corona-Sommerwelle keinen Grund für Alarmismus. Die Corona-Welle sei zwar ernst zu nehmen, aber "es besteht keine Notwendigkeit, in Panik zu geraten". Sehr viele Bürger seien bereits geimpft, zudem verlaufe eine Erkrankung bei der Omikron-Variante meistens harmloser. Auch sei ein großer Teil der Bevölkerung genesen, und vor allem die zuvor an der Variante BA.2 Erkrankten seien gut gegen die aktuelle BA.5-Variante geschützt.

Es gebe auch "Licht am Ende des Tunnels": Es werde gelingen, in den nächsten Monaten, womöglich im kommenden halben Jahr, Impfstoffe zu entwickeln, mit denen man im Wesentlichen die Ansteckung verhindern könne, so Lauterbach.

Der Vizepräsident des RKI, Lars Schaade, sagte, es gebe keine Hinweise, dass BA.5 zu schwereren Erkrankungen führe als die bisherigen Sublinien von Omikron. Es verbreite sich aber schneller. Auch Menschen, die sich bereits mit Corona infiziert haben, könnten sich noch einmal anstecken. Schaade rief ebenso zum Maskentragen in Innenräumen sowie zum Impfen auf. Auch wenn man bereits an Covid erkrankt sei, solle man sich noch einmal impfen lassen.

Inzidenz bei mehr als 400

Zuletzt waren die Corona-Infektionen in Deutschland wieder angestiegen. Das RKI gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 427,8 an – allerdings ist der Wert wegen Fronleichnam wenig aussagekräftig. Der Donnerstag war in mehreren bevölkerungsreichen Bundesländern ein Feiertag, weswegen Behörden die Fallzahlen nur sehr eingeschränkt oder gar nicht ans RKI gemeldet haben. Am Vortag hatte der bundesweite Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 480,0 gelegen (Vorwoche: 318,7; Vormonat: 437,6).

Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 27.124.689 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz am 17. Juni 2022
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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