Corona-Pressekonferenz Spahn: EU folgt deutschem "2 plus 2"-Ansatz bei Impfstoffbestellung
Die Infektionszahlen gehen zurück, doch der Gesundheitsminister warnt vor Leichtsinn. Bei der Diskussion über die Beschaffung von Vakzinen in der EU konnte sich der Bund Spahn zufolge durchsetzen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, sich trotz sinkender Corona-Zahlen an Pfingsten weiter vor Ansteckungen zu schützen. "Genießen Sie die Feiertage, genießen wir gemeinsam die Feiertage, aber bleiben wir dabei vorsichtig", sagte Spahn am Freitag in Berlin. Es gelte, sich vor allem draußen zu treffen und sich regelmäßig testen zu lassen. Wenn die Infektionszahlen weiter herunter- und die Impfzahlen hochgingen, "dann haben wir Aussicht auf einen guten Sommer".
Spahn wies auf größere Fortschritte der Impfkampagne als von der Regierung angekündigt hin. Er mahnte zu Geduld, nachdem Ärztefunktionäre berichtet hatten, dass viele Patientinnen und Patienten bei der oft kurzfristigen Terminvergabe ungeduldig reagierten. Spahn erläuterte, derzeit gebe es rund eine Million Impfungen jeden Tag. An Weihnachten seien null Prozent aller Deutschen mindestens einmal geimpft gewesen. An Ostern seien es 12 Prozent gewesen. "Zu Pfingsten werden es 40 Prozent sein, und zum Start in das Sommerquartal werden aus heutiger Sicht mindestens 50 Prozent einmal geimpft sein."
Breite Unterstützung in EU für deutschen "2 plus 2"-Ansatz
Langfristig werde man weiteren Impfstoff benötigen. Die EU wird laut Spahn verschiedene Impfstoffe für die Jahre 2022 und 2023 einkaufen. Es habe bei den Beratungen der EU-Gesundheitsminister am Donnerstag "sehr, sehr breite" Unterstützung für den deutschen Vorschlag gegeben, auf einen "Portfolio-Ansatz" zu setzen und nicht nur Impfstoff bei BioNTech/Pfizer zu bestellen. Auch die EU-Kommission sei dafür.
Man wolle einen "2 plus 2" Ansatz, bei dem zwei der bestellten Impfstoffe auf der mRNA-Technologie und zwei andere auf anderen Technologien basieren sollten. Spahn forderte zudem eine bessere finanzielle Ausstattung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch die Mitgliedstaaten. Es sei nicht gut, dass der Anteil der privaten Finanzierung bei einigen Programmen so hoch sei.
"Es geht jetzt um Wochen, nicht um Monate"
Rechne man ein, dass nicht alle Erwachsenen als impfwillig gelten und für Minderjährige unter 16 noch kein Impfstoff zugelassen sei, dann ergebe sich, dass nun zwei Drittel aller Impfwilligen und Impfbaren eine erste Impfung bekommen haben. "Wunder sind nicht zu erwarten", sagte Spahn. Aber die Entwicklung zeige eine deutliche Dynamik.
"Dass wir nach jetzigem Stand noch deutlich vor Ende des Sommers, noch vor Ende September jedem in Deutschland, der will, ein Impfangebot werden gemacht haben können, das jedenfalls hätte vor zwei Monaten noch kaum jemand erwartet", betonte Spahn. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dies für Ende des Sommers angekündigt. Bei allem Ärger über das Warten auf einen Termin könne man sich vor Augen halten: "Es geht jetzt um Wochen, nicht um Monate."
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters