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"Querdenken": Plan fürs Verteilen von Fake-Masken an Schulen war nur Test


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Kinderschützer warnten
"Querdenken": Plan fürs Verteilen von Fake-Masken an Schulen war nur Test


Aktualisiert am 08.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Mund-Nasen-Bedeckungen an Schulen: "Querdenken" wendet sich dagegen, hatte einen Plan, an 1.000 Schulen Fake-Masken zu verteilen. Nun war er angeblich nicht ernst gemeint.Vergrößern des Bildes
Mund-Nasen-Bedeckungen an Schulen: "Querdenken" wendet sich dagegen, hatte einen Plan, an 1.000 Schulen Fake-Masken zu verteilen. Nun war er angeblich nicht ernst gemeint. (Quelle: imago-images-bilder)
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Ministerien und Deutsches Kinderhilfswerk warnen Eltern und Schulen vor einer deutschlandweiten Verteilaktion von Fake-Masken durch "Querdenken". Doch die Idee soll nun nur ein Test gewesen sein, erklärt der Chef der Initiative.

Es war ein Plan, der Empörung ausgelöst hatte: Es hieß, dass "Querdenken" an 1.000 Schulen Masken verteilen aus einem Stoff, der "sehr atmungsaktiv, da weitmaschig" sei. Fake-Masken gegen die Maskenpflicht? Der "Express" berichtete über diesen "detaillierten Schlachtplan" von Querdenken-Gründer Michael Ballweg. Nachdem dieser das lange unkommentiert ließ, gab "Querdenken" am Donnerstag ein Dementi heraus. Es waren Antworten auf Fragen, die t-online an die Initiative gestellt hatte.

Ballweg stellt es nun so dar, dass es das Papier gab, es aber nie zur Umsetzung gedacht gewesen sei. Der Plan, der Schulen und Eltern landauf, landab in Alarmstimmung versetzt hatte, soll demnach nur eine Falle gewesen sein. Ballweg wies telefonisch gegenüber t-online den Begriff "Falle" zurück. Er nannte es aber als Ziel, mit dem Plan mögliche undichte Stellen zu finden.

"Wir kommunizieren über Demos"

In der Pressemitteilung heißt es: "Es handelt es sich um einen Test unserer Kommunikationsstrukturen. Wir werden immer wieder vor einer Unterwanderung gewarnt, der wir aktiv begegnen und mit Audits entgegenwirken." Maskenverteilungen im großen Stil seien auch perspektivisch nicht geplant. "Das ergibt keinen Sinn, wir kommunizieren über unsere Demos", so Ballweg. Sein Dementi kommt kurz vor der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart, wo er am Sonntag auch kandidiert.

Was für ihn ein "Test der Kommunikationsstruktur" war, nennt das baden-württembergische Kultusministerium ganz anders: Das sei "nicht nur ein schlechter Scherz, sondern ein besonders dreister Versuch, den Schulfrieden an den Schulen im Land zu stören und die Schulgemeinschaften zu verunsichern". So heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem Zeitungsverlag Waiblingen.

In NRW waren am Donnerstag sogar landesweit Elternbriefe verschickt worden. Der Text kam vom Ministerium, es war eine Bitte um Mithilfe zur Sensibilisierung der Kinder. In den Schulen sei geplant, die Schülerinnen und Schüler über die Aktionen zu informieren und ihnen zu sagen, dass sie sich nicht verunsichern lassen sollten. Der Brief schließt mit dem Appell: "Lassen Sie uns bitte alle miteinander weiterhin so rücksichts- und verantwortungsvoll mit der aktuellen Situation umgehen, wie dies in den zurückliegenden Wochen und Monaten geschehen ist!"

Kinderhilfswerk: "Finger weg von den Kindern!"

Auch das Deutsche Kinderhilfswerk meldete sich am Donnerstag zu Wort: "Eine perfide Instrumentalisierung von Kindern zur Durchsetzung politischer Interessen", erklärte Thomas Krüger, Präsident des Kinderhilfswerks. "Dem muss mit allen rechtsstaatlichen Mitteln ein Riegel vorgeschoben werden." Krüger erklärte auch: "Wir fordern die Verantwortlichen der Initiative 'Querdenken 711' unmissverständlich auf: Finger weg von unseren Kindern!" Das Kinderhilfswerk drängt darauf, dass das Recht auf Bildung in Schulen und Kitas während der Corona-Pandemie gewährleistet bleibt. "Dazu gehört auch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum, um die steigende Zahl von Infektionen zu reduzieren."

In den vergangenen Wochen hatte es an einigen Schulen bereits Aktionen gegeben, bei denen "Querdenker" zum Teil über Lautsprecher während des laufenden Unterrichts gegen Masken Stimmung gemacht hatten, Schüler wurden angesprochen. Tiefpunkt war, dass der HNO-Arzt Bodo Schiffmann erfundene Geschichten in die Welt gesetzt hatte, Schulkinder in Deutschland seien am Maskentragen gestorben.

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Firma produziert Fake-Masken

Im "Querdenken"-Umfeld ist auch eine Firma gegründet worden, die die speziellen Masken ohne nennenswerte Schutzwirkung produziert oder produzieren lässt. Ballweg war mit dem Unternehmen auf Wahlkampfterminen und teilte ein Video.

Zudem hat Schiffmann deutschlandweit Gruppen initiiert, die massenhaft Flugblätter in Briefkästen werfen. Es hätte also eine mögliche Organisation gegeben, an 1.000 Schulen Masken zu verteilen. Schiffmann hatte auch am 18. Oktober in einem Video erklärt, er habe schon ein paar Tausend Masken im seiner Praxis verschenkt und tags zuvor für 30.000 Euro weitere bestellt.*

Ballweg erklärt nun: "Querdenken" lehne es ab, Kinder auf der Straße anzusprechen, das sei fragwürdig. Wenn es von "Querdenken" Aktionen gebe, dann nur als angemeldete Demonstrationen, bei denen dann etwa Flugblätter verteilt würden zu Informationsveranstaltungen. "Alles andere wird von uns weder proklamiert noch geplant", so Ballweg. Ihm seien auch keine Pläne von anderen Gruppierungen aus dem Netzwerk bekannt.

*Der Text wurde mit dieser Information zu bereits verschenkten und bestellten Masken aktualisiert.

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