Preis für jemenitischen Kolumnisten Er gibt den Menschen des vergessenen Kriegs eine Stimme
Im Jemen herrscht Krieg – auch wenn die Welt das kaum noch wahrnimmt. Abdul-Rahman Al-Zbib arbeitet dagegen an. Er streitet für Aufmerksamkeit und Menschenrechte – und wird dafür ausgezeichnet.
Der jemenitische Kolumnist und Menschenrechtsanwalt Abdul-Rahman Al-Zbib hat den Raif Badawi Award für herausragende, mutige Journalisten erhalten. Die Auszeichnung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels musste wegen der Corona-Pandemie am Mittwoch virtuell vergeben werden und nicht wie üblich auf der Frankfurter Buchmesse.
Al-Zbib halte die Unabhängigkeit des Journalismus hoch und sehe sich selbst als eine Stimme der Menschen, die für Menschenrechte eintritt, hieß es in der Begründung der Jury. In seinen Kolumnen greife der 39-Jährige gesellschaftliche Themen auf und stoße als Jurist gesetzliche Änderungen an. Trotz Armut und Krieg habe der Jemen eine erstaunlich vitale Zivilgesellschaft. "Darin nimmt Abdul-Rahman Al-Zbib eine sehr wichtige Scharnierfunktion zwischen Medien und Nichtregierungsorganisationen ein", hieß es. Der 39 Jahre alt Al-Zbib war früher als Anwalt und Staatsanwalt tätig und verteidigt heute Gefängnisinsassen.
"Es ist sehr wichtig, dass die Welt informiert wird"
In seiner Dankesrede sagte Al-Zbib laut Mitteilung: "Auch im Jemen ist es so, wie in der gesamten arabischen Welt, dass Journalisten und Journalistinnen Repressionen ausgesetzt sind." Er betonte: "Es ist sehr wichtig, dass die Welt informiert wird, wie die Situation im Jemen ist. Es gibt Aktivisten im Jemen, die für die Menschenrechte eintreten. Auch wenn wir hier gerade unter dem Krieg leiden, ist es uns nicht gleich, wenn Menschen verfolgt werden."
In ihrer Laudatio sagte Agnes Callamard, UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche, standrechtliche oder willkürliche Hinrichtungen: "Der Krieg im Jemen hat die größte humanitäre Krise dieser Welt hervorgerufen, da 80 Prozent der Bevölkerung in die Abhängigkeit von humanitärer Hilfe geraten sind. Unter den vielen Opfern dieses grausamen und unerbittlichen Krieges gegen die Freiheiten des jemenitischen Volkes ist die Pressefreiheit, die Redefreiheit, die Glaubensfreiheit und die Versammlungsfreiheit auf brutale Weise ins Visier genommen worden."
Der Journalistenpreis ist nach dem inhaftierten saudischen Blogger Raif Badawi benannt, der wegen seiner islamkritischen Texte zu 1.000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Er wird 2020 zum sechsten Mal verliehen, auch t-online-Chefredakteur Florian Harms ist Teil der Jury.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Pressemitteilung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit