Beunruhigend Abermals deutlich mehr Corona-Neuinfektionen
Berlin (dpa) - Die Zahl der bekannten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist abermals deutlich gestiegen. Nach Monaten der Entspannung liegt sie nun bereits auf dem Stand von Anfang Mai - es sind inzwischen aber immer mehr junge Menschen, die sich anstecken.
Das Durchschnittsalter der Infizierten ist in der vergangenen Woche auf 34 Jahre gesunken. Das sei "das niedrigste Durchschnittsalter seit Beginn" der Pandemie, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im ZDF-"Morgenmagazin". Zum Vergleich: Im April lag es noch bei etwa 50 Jahren.
Spahn wies zwar darauf hin, dass es wegen des jüngeren Alters der Infizierten nun auch weniger schwere Verläufe der Covid-19-Krankheit gebe. Er warnte aber: "Das heißt trotzdem, sehr, sehr wachsam miteinander zu sein, weil es eben doch dann zu oft auch schwerste Verläufe geben kann und eben auch Todesfälle - wenn wir nicht aufpassen, in der Familie, im Freundeskreis, auf der Arbeit." Zudem könnten jüngere Menschen ältere anstecken, etwa ihre Eltern und Großeltern oder als Heimpersonal Krankenhauspatienten und Altenheimbewohner.
Bereits am Vortag hatte Spahn vor Partys oder Leichtsinn bei Veranstaltungen mit einer größeren Anzahl von Menschen gewarnt. Jüngere Menschen sind mobiler als ältere und stecken sich nach den Lockerungen von Kontakt- und Reisebeschränkungen möglicherweise deshalb nun häufiger an.
Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Mittwochabend 1445 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Höher lag der Wert zuletzt am 1. Mai mit 1639 registrierten Neuinfektionen.
Deutlich zugenommen hat laut RKI allerdings zuletzt auch die Zahl der durchgeführten Tests: Waren es in der Woche vom 27. Juli bis 2. August noch knapp 578.000 (übermittelt von 165 Laboren), lag die Zahl in der Woche darauf schon bei mehr als 672.000 (übermittelt von 139 Laboren). Die Werte können sich im Zuge von Nachmeldungen noch verändern, zudem können Mehrfachtestungen einzelner Menschen enthalten sein.
Die Rate positiver Tests auf Sars-CoV-2 lag in beiden Wochen bei 1 Prozent - da manche Menschen mehrfach getestet werden, bedeutet dieser Wert nicht, dass 1 Prozent der Getesteten Sars-CoV-2-positiv sind. In der Woche vom 27. April bis 3. Mai hatte die Zahl der Tests bei rund 327.000 gelegen (übermittelt von 175 Laboren).
Die Positivrate lag bei 3,9 Prozent. Diese Rate sagt nach RKI-Angaben am ehesten etwas darüber aus, wie effektiv die Teststrategie ist. "Eine niedrige Prozentzahl zeigt, dass breit getestet wird und so auch eher Menschen mit zum Beispiel leichten Symptomen erfasst werden, die sonst vielleicht nicht erfasst worden wären."
Eine Ausweitung der Testindikationen etwa für Reiserückkehrer oder eine Erhöhung der Testzahl können zu einem Anstieg der registrierten Neuinfektionen führen, da zuvor unentdeckte Fälle erkannt würden, hieß es auf Anfrage vom RKI. "Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind." Testzahl und Fallzahl könnten generell nicht ins Verhältnis gesetzt werden. Zahlen dazu, wie hoch momentan der Anteil der Reiserückkehrer unter allen Getesteten ist, lägen nicht vor. Auch übergreifende Daten dazu, wie viele der Tests bei Reiserückkehrern positiv ausfallen, gebe es nicht.
Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen in Deutschland hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 219.964 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Donnerstagmorgen im Internet meldete (Datenstand 13.8., 0.00 Uhr).
Seit dem Vortag wurden vier neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gemeldet. Insgesamt sind es nach RKI-Angaben nun 9211 Tote. Damit sind in Deutschland derzeit geschätzt rund 11.250 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 13.8., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 0,91 (Vortag: 0,88). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 13.8., 0.00 Uhr, bei 1,06 (Vortag: 1,04). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.