Über 180.000 Menschen zurück Regierung prüft Kompromiss um Gutschein für Reiseausfall

Hunderttausende sind durch die Corona-Krise um ihren Urlaub gebracht worden. Das Auswärtige Amt holt noch immer Menschen zurück. Die Bundesregierung sucht nach einer Lösung für die Reise-Ausfälle.
Die Ausbreitung des Coronavirus zwingt Urlauber, nach Deutschland zurück zu kommen. Flüge werden gestrichen, das Auswärtige Amt gibt Reisewarnungen heraus und Reiseveranstaltern droht die Insolvenz. Rückzahlungen an die Kunden, die ihre Reisen schon gebucht und bezahlt haben, lösen nun in der ganzen Branche wirtschaftliche Probleme aus.
"Das kann fast unsere komplette Branche vernichten", erklärte Rainer Hageloch, Vorstand der Kooperation AER, in der mehr als 400 Reiseveranstalter und über 700 Reisebüros organisiert sind, dem "Spiegel". Er schätzt, dass die Kundschaft mindestens acht Milliarden Euro Anzahlungen für Reisen bis zum Jahresende geleistet hat.
Nicht alle können Anzahlungen zurückzahlen
Nicht alle Reiseveranstalter sind in der Lage, Anzahlungen zurückzuzahlen. Deshalb werde in der Branche damit geworben, stattdessen Gutscheine auszustellen, schreibt das Magazin. Damit seien aber nicht alle einverstanden. "Gutscheine anstelle von Bargeld sind keine Lösung, sondern großer Quark. Kunden wollen keine Gutscheine. In einer Zeit, in der die Kunden selbst nicht wissen, wie es weitergeht, kann man nicht erwarten, dass Urlauber und Reisebüros zu Banken der Veranstalter gemacht werden", sagte Marija Linnhoff, die Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros.
Marius Leber, Sprecher des Justizministeriums, erklärte in der Bundespressekonferenz, es gebe zu einem Kompromiss Gespräche. Die Bundesregierung sei sich bewusst, dass die Krise Auswirkungen auf Fluggesellschaften und Reiseveranstalter habe. Dennoch dürfe man die Rechte der Verbraucher nicht außer Acht lassen. "Es kommt dann auch auf die Ausgestaltung im Einzelfall an", erklärte Leber.
187.000 Menschen zurückgeholt
Nach wie vor arbeite das Auswärtige Amt an der Rückholung deutscher Urlauber aus dem Ausland. In den vergangenen 14 Tagen seien 187.000 Menschen aus insgesamt 45 Ländern nach Hause geholt worden, erklärte Maria Adebahr, Sprecherin des Auswärtigen Amts, in der Bundespressekonferenz. In Neuseeland würden derzeit noch die meisten Menschen festsitzen – nämlich 12.000. "Wir versuchen, eine Lösung zu finden", so Adebahr. Auch in Australien, Peru, Indien und Südafrika würden noch Urlauber auf ihre Rückholung warten.
Adebahr betonte aber, dass bei Strecken, auf denen kommerzielle Flüge noch möglich seien, diese auch genutzt werden sollten. Mehr als tausend Mitarbeiter in der Berliner Zentrale und in den Auslandsvertretungen sind derzeit mit Rückhol-Aktionen beschäftigt. Hunderttausende Anfragen seien eingegangen.
- Eigene Recherche
- Bundespressekonferenz am 1. April 2020