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Terrorangriff in Halle: "Ergebnis des Versagens deutscher Behörden"


Pressestimmen zum Rechtsterror
"Der Angriff ist das Ergebnis des Versagens deutscher Behörden"

Von dpa, blu

Aktualisiert am 10.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Nach Angriff in Halle/Saale - SynagogeVergrößern des Bildes
Menschen trauern vor der Synagoge: Das Attentat lässt nicht nur Deutschland erschüttert zurück. Auch der Rest der Welt blickt besorgt nach Halle. (Quelle: Hendrik Schmidt/dpa)
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In Deutschland herrscht Entsetzen über den rechtsextremen Anschlag in Halle. Aber nicht nur dort. Das zeigt eine Auswahl internationaler Pressestimmen.

"Haaretz" (Tel Aviv): "Die Schüsse auf die Synagoge in Ostdeutschland waren nicht nur ein antisemitischer Angriff. Es war auch ein Angriff auf Einwanderung.

Die Erklärung des Angreifers in Halle ist fast identisch mit der des Angreifers, der vor fast einem Jahr in einer Synagoge in Pittsburgh elf Juden ermordete oder des Täters von Christchurch, Neuseeland, der bei einem Massaker in einer Moschee im März 51 Muslime beim Gebet tötete.

Es handelt sich um eine globale, rassistische White-Supremacy-Ideologie (Anm. d. Red.: Vorherrschaft von Weißen), die die liberale Offenheit gegenüber Einwanderern, gegenüber Frauen- und Schwulenrechten sowie Toleranz gegenüber Minderheiten als Bedrohung für die weiße Rasse ansieht.

Um einen neonazistischen Angriff durchzuführen, ist keine Terrorinfrastruktur erforderlich. Die Täter sind einheimische weiße Männer voller Feindseligkeit und Frustration, angestachelt nicht nur von rechtsextremen Internetseiten und Literatur, sondern auch von angeblichen Mainstream-Politikern, allen voran Präsident Donald Trump."

"Israel HaYom" (Israel): "Der Angriff in Halle ist das Ergebnis des Versagens deutscher Behörden; es ist das Ergebnis der unverständlichen Vergebung, die die Strafverfolgung des Landes Tätern von Angriffen auf Juden entgegenbringt, die in den letzten Jahren größtenteils von Mitgliedern arabischer und muslimischer Einwanderergemeinschaften begangen wurden.

Obwohl der Täter des Halle-Angriffs ein Mitglied der radikalen Rechten war, wird die alltägliche physische Bedrohung der jüdischen Sicherheit in Deutschland auf dem Altar der deutschen Beschwichtigungspolitik geopfert. Und wenn sie in der Lage sind, Juden nach Belieben anzugreifen, spüren andere Radikale, dass Blutvergießen zulässig ist, solange es sich bei den Zielen um Juden handelt.

Im heutigen Deutschland stehen die Juden ganz oben auf der Opferliste. Nach jedem Angriff hören wir von den 'professionellen Entschuldigern' des Landes. Aber hier endet es. Es findet keine Aktion statt. Die Behörden geben sich der Gewalt hin. Aber nach den Juden wird die Zeit der anderen kommen."

"Makor Rishon" (Israel): "Angesichts eines solchen Terrorismus müssen die Synagogen nicht nur ihre Sicherheitsintensität wahren, sondern auch zusätzliche Sicherheit oder Budgets verlangen. Vor der Mordkampagne veröffentlichte der Schütze ein Video mit der Aussage, dass "Juden die Ursache aller Probleme sind". Die Situation in Europa und in anderen Ländern der Welt ist nicht einfach: Erst im vergangenen Jahr wurden zwölf Juden in zwei Synagogen auf US-amerikanischem Boden ermordet, weil sie Juden waren. Die Realität der westlichen Welt, in der Juden seit Jahrzehnten in relativem Frieden lebten, hat sich verändert. Es gibt viele Leute, die nicht wollen, dass das jüdische Volk existiert. Und schon gar nicht in ihrem eigenen Land."

"New York Times" (USA): "Aus einer ganzen Reihe von Angriffen auf Juden in Deutschland in jüngster Zeit war dieser einer der schamlosesten. (...) In den vergangenen Wochen hat es in Deutschland, wo Antisemitismus ein besonders sensibles Erbe der NS-Zeit ist, eine Reihe kleinerer Angriffe auf Juden gegeben. Herr Seehofer hat in diesem Jahr den sprunghaften Anstieg antisemitischer Angriffe verurteilt. Sie reichen von Vandalismus bis hin zu Angriffen auf Menschen, die sichtbare Symbole ihres Glaubens trugen."

"La Repubblica" (Italien): "Er stand einen Schritt davor, die europäische Geschichte durcheinander zu wirbeln. Nur eine gepanzerte Tür hat Stephan B. daran gehindert, das jüdische Fest Jom Kippur in Blut zu tauchen und die dramatischste Wunde der deutschen Identität wieder zu öffnen. Auch wenn er sein Hauptziel verfehlt hat, bedeutet das gestrige Attentat auf die Synagoge von Halle ein Signal, das nicht länger ignoriert werden kann: Das Feuer der Intoleranz ist zurückgekehrt, um in unseren Ländern mit einer nie zuvor gesehenen Gewalt zu brennen.

Das Feuer von Halle ist kein Einzelfall. Und man kann es nicht auf eine Episode des Wahnsinns reduzieren. Wir stehen stattdessen vor der schwersten Bedrohung unserer Demokratien: Im Gegensatz zum islamischen Terrorismus kommt sie nicht aus äußeren Welten. Sie ist die Frucht von etwas, das im Tiefen der europäischen Gesellschaft lebt und das rasch die Antikörper abtötet, die sich nach dem Blutbad des Zweiten Weltkriegs entwickelt haben."


"NZZ" (Schweiz):
"Ein weißer Mann, der aus rechtsradikalem Hass mordet. Der seine Tat filmt und über soziale Netzwerke live überträgt. Der ein Manifest im Internet veröffentlicht. Das Vorgehen des Täters von Halle erinnert stark an das des Attentäters von Christchurch, der im März in zwei Moscheen fünfzig Personen ermordete.

Diese Parallelen dürften kein Zufall sein. Brenton T., der Mörder von Christchurch, hatte im März mit seinem Vorgehen ein Drehbuch entworfen, das mehrere Nachahmer gefunden hat – unter ihnen vermutlich der Attentäter von Halle."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Kommentar der "NZZ"
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