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Widmann-Mauz' Grüße ohne Weihnachten: Das hätte nicht passieren dürfen


Meinung
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Weihnachtsgrüße ohne Weihnachten
Das hätte der Integrationsbeauftragten nicht passieren dürfen

  • Lamya Kaddor
MeinungEine Kolumne von Lamya Kaddor

19.12.2018Lesedauer: 3 Min.
Das Jesuskind in der Krippe: Christen feiern an Weihnachten die Geburt des Heilands.Vergrößern des Bildes
Das Jesuskind in der Krippe: Christen feiern an Weihnachten die Geburt des Heilands. (Quelle: Ina Peek/imago)
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Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung hat eine Weihnachtskarte verschickt – und dabei das Wort "Weihnachten" nicht verwendet. Ein großer Fehler. Der so leicht zu vermeiden gewesen wäre.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, hat gestern eine Grußkarte zu den Feiertagen verschickt, auf der das Wort „Weihnachten“ nirgends auftaucht. Es heißt schlicht: „Egal woran sie glauben… wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.“ Man mag das für eine Lappalie halten.

Leider ist sie das nur auf den ersten Blick.

Der Grundgedanke der CDU-Politikerin und ihres Teams war gewiss gut gemeint. Sie wollten wohl die Minderheiten im Land einbeziehen. Das gehört schließlich zu ihrem Auftrag. In den vergangenen Jahrzehnten wären Politiker in Deutschland gar nicht erst auf die Idee gekommen, um den 24. Dezember herum noch an etwas anderes zu denken als an Christbaum, Christmette oder Christkind. Inzwischen sind aber mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung konfessionslos, agnostisch, atheistisch oder glaubt nicht daran, dass Jesus der Heiland ist.

Die Aufregung zeigt, wie weit der Weg noch ist

Was kann man also dagegen haben, wenn gerade eine Integrationsbeauftragte, diese große Gruppe an Menschen mit einbeziehen will? Nichts. Es kann einen sogar hoffnungsvoll stimmen, dass Widmann-Mauz und ihr Team prinzipiell den richtigen Weg eingeschlagen haben und die Realität einer vielfältigen deutschen Gesellschaft wahrnehmen.

Die Aufregung über die Grußkarte zeigt, wie weit der Weg noch ist, den Deutschland zu gehen hat, bis die Interreligiosität im Land weniger Menschen überfordert. Vor diesem Hintergrund ist das Signal, das die Integrationsbeauftragte hier ausgesendet hat, fatal. Es fällt in eine Zeit, in der selbst Christen die religiöse Bedeutung von Weihnachten immer mehr verloren geht. Eine Zeit, die von Fragen nach der eigenen Identität in einer vielfältig gewordenen Gesellschaft geprägt ist. In einer solchen Zeit darf man das Eigene nicht verleugnen, um anderen zu gefallen. Weihnachten gehört zur Grundprägung Deutschlands. Das sollte auch eine Integrationsbeauftragte deutlich machen.

Wie es hätte gehen können

Dabei wäre der Ausweg aus dem Dilemma gar nicht so schwer: Bekennt euch zum Eigenen, denkt dabei aber das Andere mit: „Wir wünschen allen Christen eine frohe Weihnacht und allen anderen eine besinnliche Zeit.“ So oder ähnlich simpel hätte eine unverfängliche Grußbotschaft der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung mit Sitz im Bundeskanzleramt kurz vor Heiligabend lauten können.

Jedem im Umfeld der Integrationsbeauftragten hätte indes klar sein müssen, dass ihre Variante einer Weihnachtskarte ohne Weihnachten zum Aufschrei führen wird; katalysiert selbstverständlich durch die einschlägig bekannten Kreise. Ist es also Naivität, dass dies im Vorfeld nicht erkannt wurde? Oder ist es bloß Unüberlegtheit in einer von Stress und Eile getriebenen Vorweihnachtszeit? Oder doch gesellschaftliches Unverständnis?

Behörden haben sorgfältig zu arbeiten

Ganz egal, was der Grund ist: Es hätte nicht passieren dürfen. Der Schaden, der angerichtet wird, hängt nicht an den Absichten. Gläubigen Christen wird vor den Kopf gestoßen. Diejenigen, die von „Überfremdung“ überzeugt sind, fühlen sich weiter bestätigt, und bei anderen werden die Zweifel genährt, ob an dieser „Überfremdung“ nicht vielleicht doch etwas dran ist. Aus diesen Gründen sind die weihnachtslosen Weihnachtsgrüße von Widmann-Mauz alles andere als eine Lappalie, sondern haben leider das Potenzial, die Gesellschaft weiter zu spalten. Die Karte wirkt damit sogar kontraproduktiv für das originäre Ansinnen ihres Amtes.


Von einer Behörde darf die Bevölkerung im Allgemein erwarten, dass sie sorgfältig arbeitet. Dafür bezahlen wir sie mit Steuern. Von einer Integrationsbehörde darf die Bevölkerung im Speziellen erwarten, dass ihnen die gesellschaftliche Sprengkraft solcher Themen bewusst ist. Da das offensichtlich nicht gegeben war, stellt sich die Frage, ob das Büro der Integrationsbeauftragten inhaltlich richtig aufgestellt ist und ob es sich künftig vielleicht zusätzlichen Rat von außen einholen sollte.

In diesem Sinne: Allen Christen eine frohe Weihnacht und allen anderen eine besinnliche Zeit!

Lamya Kaddor ist Islamwissenschaftlerin, Religionspädagogin und Publizistin. Derzeit leitet sie ein Forschungsprojekt an der Universität Duisburg-Essen. Ihr neues Buch heißt "Die Sache mit der Bratwurst. Mein etwas anderes deutsches Leben" und . Sie können unserer Kolumnistin auch auf Facebook oder Twitter folgen.

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