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Guido Westerwelles Auftritte mit Leukämie retten heute Leben von Blutkrebs-Patienten


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Neue Stammzellenspender
Westerwelles Leukämie-Auftritte retten heute Leben


17.06.2020Lesedauer: 4 Min.
Guido Westerwelle: Weil er so humorvoll wie auch schmerzhaft offen über seine Leukämie-Erkrankung sprach, bewegte das Millionen Menschen. Tausende ließen sich dann auch bei der DKMS registrieren.Vergrößern des Bildes
Guido Westerwelle: Weil er so humorvoll wie auch schmerzhaft offen über seine Leukämie-Erkrankung sprach, bewegte das Millionen Menschen. Tausende ließen sich dann auch bei der DKMS registrieren. (Quelle: imago-images-bilder)
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Auch Jahre nach seinem Tod rettet der frühere Außenminister Guido Westerwelle noch Leben, weil sein Umgang mit der Leukämie viele Menschen bewegt hat. An einem Jahrestag ist das ein Trost für seinen Mann Michael Mronz.

Eine Voruntersuchung für eine Knie-Operation hatte am 17. Juni 2014 die niederschmetternde Nachricht für Guido Westerwelle und seinen Mann Michael Mronz gebracht: Blutkrebs war die Erklärung für das seltsame Blutbild des FDP-Politikers. Damit begann für Westerwelle eine Leidenszeit und ein Auf und Ab, bis ihn die heimtückische Krankheit im März 2016 besiegte.

Zum Jahrestag der Diagnose hat Michael Mronz eine tröstende Botschaft: Er hat Gewissheit, dass Westerwelle mit seinen Auftritten in den letzten Monaten den Impuls gegeben hat, dem Dutzende Menschen ihr Leben verdanken. Westerwelles bewegende Auftritte haben zu mindestens 80 Stammzellen-Transplantationen geführt, die es ohne ihn wohl nicht gegeben hätte. "Jeder kann helfen!", schrieb Mronz zur Zahl.

25.000 forderten Teststäbchen an

Die Zahl stammt von der DKMS, einer gemeinnützigen Organisation zur Suche nach Stammzellenspendern für Blutkrebs-Patienten. Sprecherin Julia Runge bestätigte t-online.de: "Durch Guido Westerwelle haben diese Menschen eine zweite Lebenschance geschenkt bekommen." Er könnte sogar noch mehr Menschen bewegt haben, sich zu registrieren. Aber bei den 80 ist sich die DKMS sicher. Wieso?

Teil der Antwort ist eine viel größere Zahl: "Wir können sagen, dass sich rund 25.000 Menschen Test-Sets bestellt hatten, weil Guido Westerwelles Schicksal für sie der Antrieb war", sagte Runge. 15.000 davon steckten sich dann tatsächlich Teststäbchen in den Mund und schickten sie zurück. Westerwelle wurde damit zu einem der Fälle mit der größten Resonanz. Noch mehr Neuregstrierungen gibt es nur bei Kampagnen, wenn weltweit für ein Kind ein Spender gesucht wird und die Aufrufe enorm geteilt werden.

Bei der Anforderung des Tests kann angegeben werden, was Antrieb für die Entscheidung war, und die DKMS stellt in ihrer Datenbank Verknüpfung zu Medienberichten her.

Westerwelle rief zum Registrieren auf

Die Testanforderungen schnellten in die Höhe, wenn Westerwelle im Fernsehen oder in Zeitungs- und Online-Interviews offen über die Krankheit gesprochen hatte. Er nutzte die Auftritte auch für den Appell: "Lassen Sie sich registrieren."

Alleine 4.000 Testsets wurden mit dem Grund "TV-Bericht" bestellt, als Westerwelle im November 2015 bei Günter Jauch in der ARD saß. Er hatte sich gerade von einer Stammzellen-Transplantation erholt, schien auf dem Weg der Gesundung. Er sprach über den Tod, über elendige Momente, berichtete, wie viel ihm das Leben bedeutet und dass er Hoffnung hat. Auch nach einem Besuch bei Markus Lanz im ZDF forderten Zuschauer mit der expliziten Begründung TV fast 3.000 Tests an.

Als Westerwelle seinen letzten geplanten Auftritt beim RTL-Jahresrückblick "Menschen – Bilder –Emotionen" nicht mehr wahrnehmen konnte, wurde von ihm nur eine Videobotschaft gezeigt, die sich dann traurig bewahrheiten sollte: "Es wird oft darüber berichtet, dass bei mir gesundheitlich schon alles in Ordnung sei. Das ist leider noch nicht ganz der Fall."

80 von 15.000 haben bereits spenden können

Auch die Sendung brachte 4.000 Zuschauer dazu, Tests anzufordern, die Berichterstattung in den Medien darüber wieder viele weitere. Eine weitere Welle gab es, als am 18. März die Todesnachricht bekannt wurde. Guido Westerwelle, zehn Jahre FDP-Vorsitzender und von 2009 bis 2013 Außenminister, war im Alter von 54 Jahren gestorben, der Blutkrebs hatte ihn besiegt.

Der DKMS bescherte sein offener Umgang mit der Krankheit in den Medien die 15.000 neuen Einträge in der Datenbank. 80 davon waren bereits Treffer, ihre Gewerbemerkmale passten zu denen von Kranken, die auf Stammzellen und eine neue Lebenschance warteten.

Einer dieser Spender in der Statistik ist Architektur-Fotograf Hanno Köhncke aus Velbert: "Für mich war Westerwelles Geschichte der Impuls, mich zu registrieren", sagte er t-online.de. Köhncke hatte in der Zeitung gelesen, dass bei Westerwelle ein erster Spender wieder abgesprungen war und was für einen Niederschlag das bedeutete. "Das hat mich getroffen, ich wollte das ausgleichen."

Jede zweite Transplantation endet gut

Nach dem Einsenden der Stäbchen kam im Urlaub 2018 der Anruf: Er ist ein Treffer. Ihm wurden Stammzellen entnommen, er konnte dem Empfänger schreiben. Und erfuhr dann, dass der Mann, ein 52-Jähriger, es doch nicht überlebt hatte. "Es hätte auch die Rettung sein können." Einem Menschen eine Überlebenschance gegeben zu haben, sei eine positive Erfahrung.

Für etwa 50 Prozent der Spendenempfänger stellt das neue Knochenmark tatsächlich die Rettung dar, sagte DKMS-Sprecherin Runge. Nach derzeitigem Stand auch für einen Bruder von Köhncke: "Ich kenne das Thema jetzt von beiden Seiten und weiß um den Stellenwert", sagte der Fotograf.

Die DKMS kann solche Botschaften derzeit gut gebrauchen: In der Coronakrise seit März ist die Zahl von Neuregistrierungen um 50 Prozent eingebrochen, so Sprecherin Runge. Termine mit Typisierungsaktionen mussten ausfallen. "Menschen können sich die Testsets aber natürlich online bestellen, wir hoffen, dass viele das machen." Und wenn sie es nach diesem Text tun, dann hat Guido Westerwelle noch einmal etwas bewegt.

Verwendete Quellen
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