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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sexuelle Belästigung Sonderbeauftragte soll Vorwürfe beim WDR aufklären
Der Westdeutsche Rundfunk will nach eigenen Angaben interne Fälle sexueller Belästigung aufklären und setzt dafür eine externe Prüferin ein: eine ehemalige EU-Kommissarin.
Die frühere Gewerkschaftsvorsitzende und EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies soll prüfen, wie beim Westdeutschen Rundfunk mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung umgegangen wurde. Das teilte der Sender am Donnerstag auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit. In den Wochen zuvor hatten Berichte für öffentliches Aufsehen gesorgt, wonach es beim WDR über Jahrzehnte zu sexueller Belästigung gekommen sei – und der Sender nur unzureichend darauf reagierte.
"Es tut mir leid für jeden einzelnen Fall", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow während der Pressekonferenz. Es entstehe allerdings ein Eindruck, den der WDR nicht verdiene. Hilde Mathies erhalte uneingeschränkten Zugang zu allen Informationen und Gesprächspartnern. Die Ergebnisse sollen nach Abschluss der Untersuchung veröffentlicht werden.
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Außerdem hat der WDR eine weitere Kanzlei beauftragt, aktuellen Hinweisen auf weitere mögliche Fälle sexueller Belästigung nachzugehen. "Wir stellen uns auf den Prüfstand, denn wir haben nichts zu verbergen", sagte Buhrow. Zuvor hatte der WDR ausgerechnet die Anwaltskanzlei mit der Aufklärung beauftragt, die den Sender auch gegen mutmaßliche Opfer vertrat, wie das Recherchezentrum "Correctiv" und der "Stern" berichtet hatten.
So berichtete t-online.de über den Skandal:
Der Fernsehmann nannte sich "Alpha-Tier"
Weitere Mitarbeiter belastet
Die 76-jährige Wulf-Mathies war von 1982 bis 1994 Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, von 1995 bis 1999 Mitglied der EU-Kommission. Laut WDR-Mittelung sei sie bereit, zur Aufklärung des "schwierigen Kapitels" beizutragen. "Denn gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte in Gleichstellungsfragen eine Vorbildfunktion wahrnehmen."
Sie finde es richtig, dass die Sensibilität für Fragen sexueller Belästigung in der Gesellschaft gewachsen sei und Frauen heute nicht mehr gezwungen seien, anzügliche Bemerkungen und Handlungen hinzunehmen oder berufliche Nachteile zu erleiden. Um das zu gewährleisten, sei die Bereitschaft notwendig, das eigene Führungsverhalten und vorhandene Prozessabläufe zu hinterfragen.
Der WDR hatte einen ehemaligen Auslandskorrespondenten nach neuen Vorwürfen wegen sexueller Belästigung bis auf weiteres freigestellt. Eine Praktikantin hatte dem Mann unter anderem vorgeworfen, ihr auf dem Hotelzimmer Pornos gezeigt und auch anderweitig belästigt zu haben.