t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandGesellschaft

"Sozialtourismus" ist Unwort des Jahres 2013 in Deutschland


Mehr als 1300 Einsendungen
"Sozialtourismus" ist Unwort des Jahres

Von dpa, reuters
Aktualisiert am 14.01.2014Lesedauer: 2 Min.
Ein Reisebus aus Rumänien kommt in Berlin an.Vergrößern des Bildes
Ein Reisebus aus Rumänien kommt in Berlin an. Der Begriff "Sozialtourismus" wurde in der Zuwanderungs-Debatte häufig verwandt (Quelle: dpa-bilder)
News folgen

Das "Unwort des Jahres 2013" lautet "Sozialtourismus". Das haben Sprachwissenschaftler in Darmstadt bekannt gegeben.

Mit dem Schlagwort "wurde von einigen Politikern und Medien gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa, gemacht", begründete die Jury ihre Entscheidung.

Loading...

Das Grundwort "Tourismus" verdrehe die Tatsachen und lege eine dem Vergnügen dienende Reisetätigkeit nahe. Das Bestimmungswort "Sozial" reduziere die damit gemeinte Zuwanderung auf das Ziel, vom deutschen Sozialsystem zu profitieren.

Für die sprachkritische Jury waren unter den mehr als 1300 Einsendungen auch oft genannte Begriffe wie "Supergrundrecht" und "Armutszuwanderung" in der engeren Wahl.

Unabhängige Entscheidung

Das Gremium entscheidet aber unabhängig und richtet sich nicht nach der Häufigkeit der Vorschläge. Die "Unwort"-Aktion gibt es seit 1991, mit ihr wollen die Wissenschaftler für einen sensibleren Umgang mit der Sprache werben.

In Deutschland war die Debatte über Zuwanderung und einen vermeintlichen Missbrauch des Sozialsystems von der CSU befeuert worden. Die CSU-Bundestagsabgeordneten verabschiedeten auf ihrer Klausur vergangene Woche ein Papier, in dem es heißt: "Wer betrügt, der fliegt".

CSU befeuerte Debatte über Zuwanderung

Bürgermeister einiger großer Städte haben bereits im vorigen Jahr den Bund um finanzielle Hilfen gebeten, weil sich bei ihnen soziale Probleme mit einigen Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänen ballten.

Ein Staatssekretärs-Ausschuss der Bundesregierung soll nun klären, ob es Probleme bei der Inanspruchnahme des Sozialsystems durch Ausländer aus EU-Mitgliedstaaten gibt. Der Ausschuss tagte am Montagabend erstmals. Bis Ende März will er einen Zwischenbericht vorlegen.

Das "Wort des Jahres" für 2013 gibt es schon. Unabhängig von der "Unwort"-Jury gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden im Dezember das Schlagwort "GroKo" bekannt. Der Kurz-Begriff für die Große Koalition in Berlin charakterisiere am besten das zu Ende gehende Wahljahr.

Ausdruck des Zeitgeistes

Auch die von den Sprachwissenschaftlern in Darmstadt gewählten Unwörter des Jahres gelten als Ausdruck des Zeitgeistes. Eine Auswahl der vergangenen Jahre:

2012: "Opfer-Abo"

Das Schlagwort hatte Wetter-Moderator Jörg Kachelmann geprägt. Er meinte damit, dass Frauen immer wieder die Opferrolle zugesprochen wird.

Die Jury kritisierte, der Begriff stelle Frauen "pauschal und in inakzeptabler Weise" unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterinnen zu sein.

2011: "Döner-Morde"

Mit der "sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung" würden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt, erklärte die Jury.

2010: "Alternativlos"

Das Wort suggeriere zu Unrecht, dass keine Diskussion mehr notwendig sei.

2009: "Betriebsratsverseucht"

Damit würden Arbeitnehmer-Interessen in völlig unangemessener Weise als Seuche dargestellt.

2008: "Notleidende Banken"

Der Begriff stelle das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise auf den Kopf.

2007: "Herdprämie"

Die Diffamierung von Eltern, vor allem von Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen.

2006: "Freiwillige Ausreise"

Damit werde suggeriert, dass viele abgelehnte Asylbewerber vor einer Abschiebung "freiwillig" in ihre Heimat zurückkehrten. Tatsächlich hätten sie keine Wahl.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom