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Markus Lanz zu "Letzte Generation"-Sprecherin Carla Rochel: "Sie erpressen das Land"


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Klima-Talk
Lanz zu Aktivistin: "Sie erpressen das Land"


Aktualisiert am 10.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Markus Lanz: Seine Talkshow läuft seit 2008 im ZDF.Vergrößern des Bildes
Markus Lanz geriet in seiner Sendung mit der Klimaaktivistin Carla Rochel aneinander. (Quelle: watson)
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Markus Lanz wirft der "Letzten Generation" Erpressung vor. Demonstrantin Carla Rochel formuliert zwei Forderungen, damit die Proteste stoppen.

Den Gesichtsausdruck der Klimademonstrantin konnte selbst Markus Lanz nicht missverstehen. "Ich nerve Sie gerade", stellte er in seiner ZDF-Talkshow fest. "Ja", bestätigte Klimademonstrantin Carla Rochel. Bei den beiden prallten am Mittwochabend zwei Welten aufeinander. "Es reicht jetzt gerade nicht, mit bunten Schildern auf die Straße zu gehen, es wird einfach ignoriert", rechtfertigte die 20-Jährige die radikalen Protestaktionen ihrer Bewegung mit Festkleben auf Autobahnen oder Beschmieren von Gemälden mit Lebensmitteln. Lanz hingegen meinte: "Sie erpressen das Land, das ist Ihnen klar?"

Die Gäste

  • Carla Rochel, Klimaaktivistin "Letzte Generation"
  • Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen), Außenexperte
  • Elmar Theveßen, USA-Korrespondent des ZDF
  • Eva Quadbeck, "RedaktionsNetzwerk Deutschland"

"Wir gehen auf die Straße, weil wir dieses Unrecht der Klimakatastrophe nicht mehr aushalten können", sagte Rochel. "Wir sind dabei, alles zu verlieren, was wir lieben. Es ist für mich moralisch nicht aushaltbar, danebenzustehen und zuzusehen." Die Studentin aus Sachsen hatte sich ursprünglich bei Fridays for Future engagiert. Die Demonstrationen der Bewegung hätten viel bewirkt, seien aber letztlich von der Politik ignoriert worden.

Das fordern die Klimaaktivisten

Was die "Letzte Generation" konkret von der Bundesregierung fordert, steht deutlich auf ihrer Internetseite. Lanz schien trotzdem überrascht zu sein, als Rochel erklärte: "Wir wollen von der Bundesregierung ein Zeichen, dass sie verstanden hat." Gemeint sind die Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets und ein Tempolimit von 100 km/h auf den Autobahnen. Das könne natürlich nur der Anfang sein, sagte die Studentin, aber: "Dann sind wir erst mal weg von der Straße. Es wäre so einfach." "Wir sind immer gesprächsbereit", meinte sie unter Verweis auf ein Gesprächsangebot an die Spitzen der Ampelkoalition am Donnerstag in Berlin.

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Lanz: "Dafür kleben Sie sich fest?"

Für Lanz ergibt das alles keinen Sinn: "Ernsthaft? Dafür kleben Sie sich fest?" Er warf Rochel ähnlich wie schon kürzlich Luisa Neubauer von Fridays for Future vor, mit der Warnung vor einer tödlichen Klimakatastrophe "die Apokalypse an die Wand" zu malen. "Was ist das für ein Menschenbild?", warf der 53-Jährige der jungen Aktivistin vor. "Sie sitzen hier mit 20. Sie müssten optimistisch sein. Unsere Menschheitsgeschichte ist eine Geschichte der Anpassung." Rochel reagierte mit einem offenkundig genervten Gesichtsausdruck.

"Wir können uns nicht an ein so schnell veränderndes Klima anpassen", entgegnete sie. "Doch", widersprach Lanz. Rochel konterte: "Wissenschaftler sagen, dass wir die Erwärmung um vier Grad nicht mehr erleben, weil die Welt in Bürgerkriegen versinkt." "Woher wissen denn die Wissenschaftler das?", fragte Lanz. An dieser Stelle sah sich der einstige Anti-Atomkraft-Demonstrant Jürgen Trittin zum Einspruch genötigt. Das Gründungsmitglied der Grünen forderte Lanz auf, bei seinen historischen Vergleichen Vorsicht walten zu lassen.

Anpassung sei im Laufe der Geschichte nämlich häufig mit Zerstörung verbunden gewesen. "Dann muss man auch über den Preis reden und der Preis ist Menschenleben", sagte der ehemalige Bundesumweltminister. "Nicht zwangsläufig", widersprach Lanz auch ihm. Es folgte die für den Moderator zuversichtlich stimmende Geschichte, wie es ein karges Land wie Israel geschafft hat, Trinkwasser aus dem Meer zu gewinnen. "Welche Hoffnung geben wir denn unseren Kindern? Menschen müssen träumen können", warf Lanz in die Runde.

Rückschlag für Trump?

Irgendwie erinnerte die Diskussion in diesem Stadium ein wenig an die politischen Gräben in den USA. Die waren zu Beginn der Sendung Thema gewesen. Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios Washington, hatte in der vergangenen Woche noch im "Markus Lanz"-Studio in Hamburg gesessen und war nun aus der US-Hauptstadt zugeschaltet. Für ihn könnte das Ausbleiben der vor den Kongresswahlen beschworenen "roten Welle" womöglich eine erneute Kandidatur des Ex-Präsidenten Donald Trump verhindern helfen.

"Die Lehre aus dieser Wahl ist auch für die Republikaner: Wer sich auf den Trumpismus einlässt, gewinnt nicht automatisch Wahlen", sagte Theveßen. Viele der von Trump unterstützten Kandidaten seien an den Wahlurnen abgestraft worden. Stattdessen habe Trumps erbitterter innerparteilicher Konkurrent Ron DeSantis in Florida einen Triumph gefeiert. Dieser "Trump mit Gehirn" habe nun beste Chancen, sich gegen den ehemaligen Amtsinhaber durchzusetzen.

Aber auch für den amtierenden US-Präsidenten sieht es nach Einschätzung des ZDF-Korrespondenten nicht gut aus. "Keiner will Joe Biden mehr haben, man will einen Generationswechsel", schätzte Theveßen die Stimmung in der demokratischen Partei ein. "Die Unwucht im System ist größer geworden und strahlt jedes Mal nach Europa herüber", kommentierte die Journalistin Eva Quadbeck und warnte gerade auch mit Blick auf die Ukraine. Sollte deren Unterstützung aus den USA wegbrechen, weil die Republikaner Hilfen blockierten, könne Europa das finanziell oder bei den Waffenlieferungen vermutlich nicht auffangen, sagte die stellvertretende RND-Chefredakteurin.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Markus Lanz" vom 9. November 2022
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