Trump und sein Alter: Das neue Wahlkampfthema nach Bidens Rückzug? | USA

Nach Bidens Rückzug richtet sich der Fokus plötzlich auf Trumps Alter. Er ist der älteste Kandidat in der Geschichte des Landes.

Nachdem Donald Trump und die Republikaner immer wieder Joe Bidens Alter zum Thema gemacht haben, sieht sich Trump plötzlich mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert. Denn nach dem Rückzug Bidens aus dem Wahlkampf ist Donald Trump mit seinen 78 Jahren plötzlich der älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA.

In den sozialen Medien häufen sich die Vorwürfe, dass Trump nicht nur zu alt sei für das Amt des Präsidenten, sondern auch nicht die mentalen Kapazitäten dafür habe. Und tatsächlich hatte Trump während öffentlicher Auftritte immer wieder Aussetzer oder fiel durch wirre Aussagen auf. Zum Beispiel, als er erklärte, dass er aufgrund seiner guten Bildung "die besten Wörter" kenne, oder als er sagte, dass die Revolutionsarmee von 1775 damals alle Flughäfen eingenommen habe.

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Test nicht mehr aussagekräftig

Als Verteidigung führt Trump gerne an, dass er während seiner Amtszeit zwei kognitive Tests gemacht und beide mit Bravour bestanden habe. Im Gespräch mit der "Washington Post" betont der Neurologe Ziad Nasreddine jedoch, dass, selbst wenn er diese während seiner Zeit im Weißen Haus bestanden habe, das Ergebnis Jahre später kaum aussagekräftig wäre. Nasreddine hat den entsprechenden Test mitentwickelt.

Zu den Zweifeln, ob Trump mental in der Lage ist, das Amt des Präsidenten auszuführen, kommen Fragen zu seinem körperlichen Gesundheitszustand auf. Die ausführlichste Aufzeichnung von Trumps Gesundheitsdaten stammt aus dem Jahr 2018, als sein behandelnder Arzt eine Pressekonferenz im Weißen Haus gab.

110 Kilogramm

Laut Aussage des Arztes wog Trump zum damaligen Zeitpunkt 110 Kilogramm. Selbst wenn man Trump die selbst angegebene Körpergröße von 1,90 Metern glaubt, kommt man auf einen Body-Mass-Index (BMI) von 30,5 – das entspricht Adipositas Grad I.

Ferner erklärte der Arzt, dass bei einer Koronarkalkmessung ein Wert von 134 ermittelt worden sei. Eine solche macht Verkalkungen der Herzgefäße sichtbar. Mit einem so hohen Wert hat Trump ein gesteigertes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Hinzu kommt, dass alle diese Daten aus einer Untersuchung von vor sechs Jahren stammen, als Trump noch 72 Jahre alt war.

Eine von der "Washington Post" in Zusammenarbeit mit dem Sender ABC News durchgeführte Befragung ergab, dass sein Alter eines der Themen des Wahlkampfs werden könnte. So gaben 58 Prozent der Befragten an, dass sie sowohl Biden als auch Trump für zu alt für eine weitere Präsidentschaft hielten.

"78 Jahre alt und nur gelegentlich bei klarem Verstand"

Trotzdem bleiben bis jetzt direkte Angriffe demokratischer Politiker wegen Trumps Alter aus. Das könnte damit zusammenhängen, dass sich die Demokraten nicht dem Vorwurf der Heuchelei aussetzen wollen, nachdem sie sehr lange die Kritik an Bidens hohem Alter heruntergespielt hatten – gerade im Lichte der Tatsache, dass Biden, trotz aller gesundheitlichen Probleme, weiterhin als Präsident regiert.

Statt Trump also direkt anzugreifen, betonen sie eher die relative Jugend der 59-jährigen Kamala Harris. Die Basis der Demokraten hält sich weniger zurück. So postete Occupy Democrats, ein pro-demokratisches Medienunternehmen, auf X: "Donald Trump ist 78 Jahre alt und befindet sich in einem Zustand tiefgreifenden kognitiven Verfalls. Er sollte seine Kampagne sofort beenden."

Die Moderatorin Rachel Maddow vom US-Sender MSNBC stieß in einem Kommentar ins gleiche Horn: "Trump ist 78 Jahre alt und nur gelegentlich bei klarem Verstand, und seine Bilanz als Präsident wird von Historikern als die schlechteste in der Geschichte des Landes angesehen".

Gleichzeitig tauchte ein Video der republikanischen Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley aus dem Januar dieses Jahres wieder auf, in dem sie prophezeite: "Die Partei, die zuerst ihren 80-jährigen Kandidaten loswird, wird die Wahl gewinnen." Erste Umfrage scheinen Haleys Vermutungen zu bestätigen. So liegt Harris aktuell knapp vor Trump.