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Attentat auf Trump: Jetzt dürfen sie nicht die Kontrolle verlieren


Schüsse bei Trump-Auftritt
Jetzt droht der Kontrollverlust

  • Bastian Brauns
MeinungVon Bastian Brauns

Aktualisiert am 14.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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"Bürgerkrieg": US-Korrespondent Bastian Brauns erklärt, welche Konsequenzen das Attentat auf Donald Trump haben könnte. (Quelle: t-online)

Das Attentat auf Donald Trump birgt große Gefahren für die USA und für die ganze Welt. Nun müssen alle Beteiligten kühlen Kopf bewahren. Sonst droht der Kontrollverlust.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Man könnte meinen, der Schütze habe sein Ziel verfehlt: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist bei dem Angriff in Pennsylvania am Ende mit einem Streifschuss am Ohr davongekommen. Aber das scheint nur so: Denn um ein Haar wären die Schüsse bei dem Wahlkampfauftritt tödlich für Trump gewesen. Und die Demokratie wurde mit dieser Tat mitten ins Herz getroffen.

Die Motivlage des Schützen mag zwar noch unklar sein. Weil es sich aber bei dem Auftritt um ein politisches Event handelte und Donald Trump als Spitzenkandidat der Republikaner ins Rennen geht, liegt ein politisch motivierter Hintergrund nahe. Registriert war der mutmaßliche Täter laut Recherchen von t-online im Wählerverzeichnis von Pennsylvania als Republikaner. Einen geringen Spendenbetrag soll er hingegen zuletzt an die Demokraten überwiesen haben. Lesen Sie hier, was über den Täter bekannt ist.

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Eine historische Zäsur

Unabhängig vom bislang ungeklärten Hintergrund des mutmaßlichen Täters ist schon jetzt klar: Was am 13. Juli 2024 in den USA geschehen ist, ist eine historische Zäsur. Politische Gewalt ist immer zu verurteilen. In diesem Fall aber ist sie auch noch brandgefährlich. Amerika ist seit Jahren tief gespalten. Die gegenseitige Wut der entgegengesetzten politischen Lager hat sich schon oft in Gewalt entladen. Soziologen warnen nicht ohne Grund schon lange davor, dass sogar ein Bürgerkrieg zwischen den verfeindeten Lagern droht.

Mit der beinahe tödlichen Attacke gegen Donald Trump könnte nun eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt werden, die kaum noch aufzuhalten ist – wenn nicht alle Beteiligten jetzt nach Kräften einen kühlen Kopf bewahren. Es herrscht jetzt Alarmstufe Trump.

Wenn sich die jeweiligen politischen Lager nicht zurückhalten und zusätzlich Öl ins Feuer gießen, könnte das dazu führen, dass die gesellschaftliche Kontrolle komplett entgleitet. Der amerikanische Präsident Joe Biden hat in einer ersten Fernsehansprache sein Bestes gegeben und Donald Trump nicht nur schnelle Genesung gewünscht, sondern jegliche politische Gewalt auf das Schärfste verurteilt.

Von teils hochrangigen Republikanern kamen dagegen Aussagen, die jegliche Verantwortung für das Land vermissen lassen. In zahlreichen Stellungnahmen machen sie den Demokraten Joe Biden und sein Wahlkampfteam buchstäblich direkt für die beinahe tödliche Tat verantwortlich.

Eine unglaubliche Entgleisung

Die Empörung ist zwar nachvollziehbar. Den politischen Gegner aber jetzt direkt für den Täter verantwortlich zu machen, ist eine unglaubliche Entgleisung. Dass sie ausgerechnet von jenen Kräften kommt, die sonst keinerlei Zurückhaltung üben, wenn es gegen die Demokraten geht, ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten.

Als etwa der Ehemann der demokratischen Politikerin Nancy Pelosi in seinem Zuhause von einem Täter per Hammer am Kopf schwer verletzt wurde, kannte die Häme aufseiten der Republikaner und auch von Donald Trump keine Grenzen. Statt diese Tat, wie es Joe Biden nun im Fall der Schüsse von Pennsylvania getan hat, zu verurteilen, machten sie sich damals noch über Pelosi lustig.

Diese körperliche, aber auch die sprachliche Gewalt auf beiden politischen Seiten muss augenblicklich aufhören. "Hört endlich damit auf!", möchte man den Scharfmachern in diesem Land jetzt am liebsten entgegenrufen. Sonst schlittern nicht nur die USA, sondern mit ihnen die ganze Welt in eine Krise, die nicht mehr zu kontrollieren sein wird.

Ein Blick in die Geschichte verdeutlicht, wie unheilvoll die Folgen eines Attentats sein können. Im Jahr 1914 wurde mit dem österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand ein kommender Herrscher erschossen. Auch damals waren die Hintergründe komplex – und niemand war in der Lage, die Fronten zu entschärfen. Am Ende mündete das Attentat in den Ersten Weltkrieg.

Verschwörungstheorien tauchen auf

Mit historischen Vergleichen sollte man vorsichtig umgehen. Aber schon jetzt nutzen Akteure in sozialen Netzwerken die Schüsse auf Trump für Verschwörungstheorien. Demnach sollte der Täter erst ein Chinese, dann ein Ukrainer gewesen sein. Andere wiederum behaupten auch jetzt noch, das Attentat sei von Trump selbst inszeniert worden.

Hinter solchen Taten lauern Gefahren für die Zukunft, deren Folgen wir heute noch gar nicht ermessen können. Nicht ohne Grund hat der amerikanische Präsident Joe Biden seinen Wochenendaufenthalt abgebrochen, bereits mit Donald Trump telefoniert und ist noch in der Nacht nach Washington zurückgekehrt.

Die Lage ist ernst. Hoffen wir, dass jetzt alle trotz dieser empörenden Tat die gebotene Ruhe bewahren. Wahrscheinlich ist es komplett utopisch, daran zu glauben. Was es jetzt aber bräuchte: Eine gemeinsame Pressekonferenz von Donald Trump und Joe Biden. Es wäre ein historischer Dienst an diesem Land und an der Welt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Schlussfolgerungen
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