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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Bei den Demokraten rumort es Das kann Biden die Wahl kosten
US-Präsident Joe Biden fährt bei der Vorwahl in Michigan zwar einen klaren Sieg ein. Doch freuen kann er sich über das Ergebnis nicht.
Auf dem Papier ist es für Joe Biden ein klarer Sieg: Mehr als 80 Prozent der Stimmen konnte der US-Präsident im Bundesstaat Michigan für sich einfahren. Das Ergebnis zeigt erneut: Schon vor dem "Super Tuesday" in der kommenden Woche, an dem in einer Vielzahl von US-Bundesstaaten gewählt wird, ist ihm die Nominierung der Demokraten faktisch nicht mehr zu nehmen.
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Jubel dürfte im Biden-Lager allerdings nicht ausgebrochen sein, im Gegenteil: Tatsächlich muss die Vorwahl in Michigan den amtierenden US-Präsidenten sehr beunruhigen. Denn sie gibt einen Hinweis darauf, warum er im November auch bei der Präsidentschaftswahl gegen Donald Trump verlieren könnte.
Mehr als 80 Prozent Zustimmung mag zunächst viel klingen. Allerdings hat Biden faktisch keine Konkurrenz: Seine beiden Mitbewerber Dean Philipps und Marianne Williamson galten ohnehin von Beginn an als chancenlos. Williamson hat sich offiziell sogar schon aus dem Rennen verabschiedet, beide erhielten trotzdem zusammen noch knapp sechs Prozent der Stimmen.
Abgestraft für Nahostpolitik?
Das viel größere Problem sind allerdings die mehr als 13 Prozent der Wähler, die ihr Kreuz bei "uncommited" setzten, also keinen der demokratischen Kandidaten unterstützen wollten. Es spricht viel dafür, dass Biden für seine Nahostpolitik in Michigan abgestraft wurde: Der Staat hat für US-Verhältnisse einen hohen Anteil an Muslimen. Traditionell stimmt diese Gruppe eher mit den Demokraten. Doch in dieser Wählergruppe rumort es seit den Terroranschlägen der Hamas auf Israel vom 7. Oktober gewaltig.
Auch viele Demokraten bemängeln seitdem, dass Bidens Kurs sich zu stark an der israelischen Regierung orientiere. Im Vorfeld der Wahl in Michigan hatten deshalb mehrere Gruppen dafür geworben, dem Präsidenten die Stimme zu verweigern.
- Trump
- Haley
Michigan gilt als einer der "Swing States", in denen sich sowohl Republikaner als auch Demokraten Chancen auf einen Sieg ausrechnen können – hier könnte es besonders knapp werden: 2020 gewann Biden dort mit rund 150.000 Stimmen Vorsprung vor Trump. 2016 sammelte Trump dort gerade einmal 20.000 Stimmen mehr als Hillary Clinton ein. Oder anders formuliert: Es wird hier wohl erneut auf jeden einzelnen Wähler ankommen.
Junge Demokraten wenden sich ab
Falsch wäre es zudem auch, die Ablehnung allein auf die Muslime in Michigan zu schieben: Die Zahl der unentschiedenen Wähler fiel deutlich höher als erwartet aus. Denn auch der jüngere Teil der demokratischen Wähler sieht Bidens Nahostpolitik schon lange kritisch. Das Problem ist also damit nicht auf Michigan beschränkt. Auch in anderen Swing States wie Wisconsin, Arizona oder Pennsylvania könnte der 81-Jährige also wichtige Stimmen verlieren.
Ob Biden diesen Trend politisch noch umdrehen kann, ist fraglich: Zumindest scheint er sich aber der Gefahr bewusst zu sein. Auch deshalb hatte er wohl den Einsatz der israelischen Armee zuletzt als "übertrieben" bezeichnet. Zudem soll sich die US-Regierung intensiv um eine Waffenruhe über den islamischen Fastenmonat Ramadan bemühen.
Keine Wanderung zu Trump
Genauso unwahrscheinlich dürfte es aber sein, dass die vergraulten Demokraten jetzt zu den Republikanern überlaufen: Schließlich war es Donald Trump, der die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegte und nach wenigen Tagen im Amt ein Einreiseverbot für zahlreiche islamische Länder verhängen ließ.
Doch um Biden zu schwächen, reicht es schon, am Wahltag einfach zu Hause zu bleiben: Denn ein wesentlicher Erfolgsgrund für Biden bei der Wahl 2020 war es, dass er rund 17 Millionen Wähler mehr mobilisieren konnte als zuvor Hillary Clinton.