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Donald Trump gewinnt Vorwahl in Iowa: “Die Hälfte folgt ihm bedingungslos”


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Sieg in Iowa
"Trump ist als Kandidat beispiellos"

  • David Schafbuch
InterviewVon David Schafbuch

16.01.2024Lesedauer: 5 Min.
Election 2024 TrumpVergrößern des Bildes
Donald Trump: Der Republikaner hat die Vorwahl in Iowa klar gewonnen. (Quelle: Andrew Harnik/ap)
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Donald Trump konnte bei den Vorwahlen in Iowa einen klaren Sieg einfahren. Doch das Ergebnis muss nicht wahlentscheidend sein, sagt US-Experte David Sirakov.

Für Donald Trump war es ein ungewöhnlicher Auftritt: "Ich glaube wirklich, es ist jetzt an der Zeit, dass alle in unserem Land zusammenkommen", sagte er nach seinem deutlichen Sieg bei den Vorwahlen in Iowa. Auch für seine Konkurrenten Ron DeSantis und Nikki Haley fand Trump eher versöhnliche Worte – fast so, als habe er nicht gerade die erste Vorwahl, sondern schon die Präsidentschaftswahl der USA gewonnen.

Doch was bedeutet das klare Votum für Trump für den weiteren US-Wahlkampf? Der US-Experte David Sirakov will das Ergebnis noch nicht zu hoch hängen. Denn die Wahlen in weiteren Bundesstaaten könnten ein anderes Bild ergeben. Im Gespräch mit t-online erklärt Sirakov, was Trump im Wahlkampf anders macht als seine Konkurrenten, warum auch der zweite Platz bei der Wahl noch wichtig werden könnte und welche Schlüsse US-Präsident Joe Biden aus dem Ergebnis ziehen könnte.

t-online: Herr Sirakov, mit einem Sieg von Donald Trump in Iowa hatte man gerechnet, aber wohl nicht in dieser Deutlichkeit. Wie überraschend war das Ergebnis für Sie?

David Sirakov: Tatsächlich wenig, denn die Vorhersagen gingen bereits in diese Richtung: Trump würde mit enormem Abstand vor Nikki Haley und Ron DeSantis gewinnen. Insofern war das Ergebnis erwartbar. Allerdings war man davon ausgegangen, dass Haley den zweiten Rang erreichen wird, das ist aber DeSantis gelungen – wenn auch nur knapp.

Abstimmen durften in Iowa nur die registrierten Wähler der republikanischen Partei: Sie sind in keinem Fall repräsentativ für die gesamte republikanische Wählerschaft und noch weniger für das gesamte amerikanische Volk. Wie aussagekräftig ist dieses Ergebnis also?

Der Bundesstaat ist überwiegend weiß und ländlich geprägt. Deshalb war Iowa nie ein wirklich zuverlässiger Gradmesser: In den letzten Jahren wurde fast nie derjenige, der dort gewann, auch Präsidentschaftskandidat der Republikaner – und als Trump 2020 noch als Präsident dort den Sieg holte, wurde er am Ende von Joe Biden geschlagen. Die nächsten Vorwahlen in New Hampshire, obwohl ähnlich demografisch geprägt, könnten aufgrund eines anderen Wahlmodus da ein präziseres Bild liefern. Trotzdem ist das Ergebnis ein erster Stimmungstest. Das darf man nicht unterschätzen. Viele Dinge laufen in diesem Wahlkampf auch anders.

(Quelle: Atlantische Akademie)

Zur Person

David Sirakov ist Leiter der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die US-Innenpolitik mit besonderem Schwerpunkt auf die politische und gesellschaftliche Polarisierung.

Wie meinen Sie das?

Trump ist als Kandidat beispiellos. Er hat etwa kaum in Iowa übliche kleinere und intimere Wahlkampfveranstaltungen vor Ort gemacht. Haley und DeSantis haben sich dagegen häufiger den Wählern dort gestellt, auch wenn es manchmal nur 100 oder 150 Leute waren – und trotzdem war Trump der klare Sieger. Jeder wird jetzt daraus seine eigene Erzählung entwickeln: Haley und DeSantis werden sagen, dass Trumps 51 Prozent in einem so konservativen Staat eigentlich zu wenig Zustimmung ist. Umgekehrt wird Trump jetzt behaupten, dass er der einzig legitime Kandidat seiner Partei ist.

Von außen wirkt es manchmal schwer begreiflich: Trump muss sich gerade mehrfach vor Gericht verantworten, in einigen Staaten ist er zu den Vorwahlen bisher nicht zugelassen, und trotzdem scheint das die Parteibasis nicht zu kümmern. Woran liegt das?

Viele Erzählungen von Trump wirken einfach. Es geht häufig um den Geldbeutel: Die USA würden zu viel Geld für andere Staaten ausgeben, wie etwa die Ukraine. Diese Hilfen werden in einigen republikanischen Kreisen sehr kritisch gesehen. Auch mit seiner harten Haltung in Migrationsfragen kann er bei den Wählern punkten. Diese Diskussion wird in den USA noch deutlich hitziger geführt als bei uns. Trump arbeitet vor allem mit Dystopien. Hoffnungsvolle Aussichten wie unter Barack Obama kommen bei ihm eigentlich nicht vor. Dabei haben die USA viele Krisen in den vergangenen Jahren sehr gut bewältigt. Das spielt allerdings keine Rolle, weil die politischen Fronten mittlerweile in dem Land extrem verhärtet sind. Trump verstärkt dieses Klima – und ist damit offensichtlich erfolgreich. Als verbindendes Glied kommt zudem die von Trump und seinen Anhängern weiterhin vertretene Behauptung hinzu, dass die Wahlen 2020 gefälscht und ihm der Sieg gestohlen worden sei.

Kampf um die Kandidatur
US-Wahlen2024
Stand:Trump:Haley:
  • Trump
  • Haley

Donald Trump (78)

Der umstrittene Ex-Präsident will das Weiße Haus zurückerobern.

Nikki Haley (52)

Pragmatikerin, will Konservative gewinnen, denen Trump suspekt ist.

Die prozentualen Zustimmungswerte der Kandidaten beziehen sich auf die Wählerschaft innerhalb der eigenen Partei, nicht auf alle Wähler. Quelle: RealClearPolling (13.03.2024, ausgewählte Bewerber, Ergebnisse auf ganze Zahlen gerundet)

In den letzten Wochen hatte man den Eindruck, dass Nikki Haley noch die größten Chancen hat, Rang zwei zu erobern, doch dort steht jetzt Ron DeSantis. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Haley will die Ukraine weiter unterstützen und wird als Außenpolitikerin wahrgenommen. Das scheint bei den Wählern in Iowa nicht anzukommen. Man muss wohl sagen: Iowa ist ein klassischer Trump-Staat. Aus dem Ergebnis können wir lesen: Die Hälfte folgt ihm bedingungslos. In der anderen Hälfte der Republikaner gibt es diejenigen, die ihn als Person nicht mögen, aber hinter seiner Politik stehen. Dort gilt er als Großmaul, der zu viel polarisiert und nur wenig umsetzen konnte. Die unterstützen eher DeSantis. Der Rest hat mit Trump vollständig gebrochen: Das sind die Wähler von Nikki Haley. In Iowa ist diese Gruppe verhältnismäßig klein.

In anderen Staaten könnte sich das ändern.

Man darf nicht vergessen: Als Präsident erhielt Trump in Iowa 2020 97 Prozent der Stimmen. Die hat er jetzt nicht mehr erhalten. Er ist nicht unumstritten in seiner Partei. Im sehr weißen Iowa ist Trump ein 50-Prozent-Kandidat. Diese Zahlen wird er vermutlich schon in New Hampshire nicht mehr erreichen.

Auch dort liegt Trump vorne, darauf folgt Haley, während die anderen Kandidaten weit abgeschlagen sind.

Wenn sie dort ein gutes Ergebnis einfährt, wird sie weiter im Rennen bleiben, auch wenn es nur Rang zwei ist. Ihre wichtigste Wahl ist Ende Februar in South Carolina: Der Staat wird für Haley entscheidend sein, weil sie dort Gouverneurin war und ein sehr gutes Ergebnis Pflicht ist. Bei DeSantis könnte ich mir vorstellen, dass er schon nach einem sehr schlechten Ergebnis in New Hampshire aufgibt. Bis zur Wahl in seiner Heimat Florida würde er dann wohl nicht mehr durchhalten können. Denn auch die Geldgeber könnten ihm bis dahin ausgehen.

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Trotz des guten Ergebnisses steht Trump weiter unter Druck wegen seiner zahlreichen Gerichtsverfahren. Falls Trump am Ende über sie stolpert und ein anderer Politiker für ihn einspringen muss, könnte der oder die Zweitplatzierte durchaus noch mal wichtig werden, oder?

Das dürfte das Kalkül von Haley und DeSantis sein. Allein mit diesem Argument werden sich beide aber nicht über Wasser halten können. Wenn Haley etwa in South Carolina erneut auf Rang drei landet, wird sie wohl nicht mehr weiter kandidieren. Trotzdem bleibt die Situation für Trump heikel: Kurz vor dem "Super Tuesday" im März soll in Washington, D.C. sein Prozess wegen seiner Beteiligung an dem Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und dem Vorwurf der Verschwörung beginnen. Auch muss der Supreme Court noch entscheiden, ob er tatsächlich nicht in Colorado bei der Vorwahl antreten darf. Aber Vorhersagen sind hier schwer zu treffen.

Welche Schlüsse wird US-Präsident Joe Biden aus den Ergebnissen in Iowa ziehen?

An seiner Situation wird sich vermutlich nichts ändern. Der größte Kritikpunkt an ihm bleibt sein Alter. Politisch ist er erfolgreich: Es gibt wenige Präsidenten, die in einer ersten Amtszeit so viel in der Gesetzgebung erreicht haben. Aber das spielt bei der Bewertung von Biden kaum eine Rolle. Sein Team hat sich vermutlich schon längst darauf vorbereitet, dass Trump erneut sein Gegner sein wird.

Verwendete Quellen
  • Interview mit David Sirakov
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