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Neuer CDU-Chef: Armin Laschets Sieg sollte Markus Söder zu denken geben


Meinung
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Neuer CDU-Chef gewählt
Laschets Sieg sollte Söder zu denken geben

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 16.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Gefahr, dass Aggression zunimmt": In seiner ersten Rede als CDU-Chef hat sich Armin Laschet vor allem an seine Kontrahenten gewandt. (Quelle: t-online)
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Im Endspurt gewinnt Armin Laschet gegen Friedrich Merz, weil ihm seine Partei mehr Integrationskraft zutraut. Wer ihn unterschätzt, kann unliebsam überrascht werden, womöglich auch Markus Söder.

Gewonnen hat der Kandidat, der die beste Rede hielt, ein Plädoyer für die liberale Demokratie, welche die CDU inzwischen verkörpert, was, betrachtet man ihre Geschichte, nicht selbstverständlich ist. Gewonnen hat Armin Laschet, weil er Integration mit Abgrenzung verbindet, Bonhomie mit Bestimmtheit. Ob das mehr ist als das Weiter-so-wie-Angela Merkel, wird sich bald schon abzeichnen.

Wahlen werden in Demokratien gemeinhin in der Mitte gewonnen, auch deshalb bevorzugt die CDU ihren Laschet. Sie allein ist annähernd noch eine Volkspartei. Volksparteien definieren sich mathematisch, sie müssen mehr als 40 Prozent haben. So hoch kam die CDU nicht mit der amtierenden Bundeskanzlerin und so viel wird sie auch im September nicht erreichen, egal ob Armin Laschet oder Markus Söder Bundeskanzlerkandidat wird. Das neue 40 plus ist 30 plus.

Was für einen Kanzler braucht das Land?

Armin Laschet ist nun Bundesvorsitzender der CDU. Den Anspruch auf die Kanzlerschaft hat er nicht verbal erhoben, aber er hat den größten Bogen geschlagen, zu Trump und dem Sturm aufs Kapitol, und das will etwas bedeuten. Laschet ist ein Mann, den man nicht unterschätzen sollte. Er ist gewitzt und erfahren. Er hat einen langen Atem. Er holt im letzten Moment auf. Diese Erfahrung hat Friedrich Merz jetzt hinter sich und Markus Söder vor sich.

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Laschet oder Söder also. Die Union befindet sich ab jetzt im Wahlkampf mit sich selbst, bevor sie in den Bundestagswahlkampf zieht. Was für einen Kanzler aber braucht das Land?

Am besten einen, der Unterschiedliches miteinander verbindet. Tatkraft mit sozialem Sinn. Entschiedenheit mit der Fähigkeit, die Entscheidungen zu erklären, zu kommunizieren. Kalte Sachlichkeit mit Empathie. Ernst mit Humor, denn sonst ginge er in den Mühlen unter, die unentwegt mahlen. Dazu muss er eine enorme Standfestigkeit besitzen und auch ungerechte Behandlung durch Presse und Parteifreunde ertragen. In digitalen Zeiten, in denen Hass und Hetze gedeihen, ist ein Panzer wichtiger denn je.

Große Schuhe stehen bereit

Das ist ziemlich viel verlangt von einem einzelnen Menschen, denn am Ende kommt es auf den Kanzler an, so trivial das auch klingen mag. Die Anforderungen kommen einerseits von den Wählern, aber mehr noch vom Amt. Ein Berater von Willy Brandt sagte mal, er würde es seinem Hund nicht wünschen, das auszuhalten, was ein Kanzler aushalten muss.


Dabei hat die Nachkriegsrepublik ausgesprochenes Glück mit seinen Kanzlern gehabt. Die meisten von ihnen haben nicht aus Zufall lange regiert. Sie wollten nicht nur unbedingt Kanzler sein, sie füllten das Amt auch aus und prägten das Land, bis hin zu Angela Merkel, die so lange Kanzlerin gewesen sein wird wie Helmut Kohl, den sie ins Abseits schickte.

Große Schuhe stehen bereit, egal ob für Laschet oder Söder. Wer auch immer es wird, muss die AfD bekämpfen und die Wirtschaft nach Corona aufrichten. Dazu kommt die Entfremdung von der Schutzmacht Amerika, die Joe Biden mindern mag, aber der Schwerpunkt der Weltpolitik hat sich längst nach Asien verlagert. Europa sollte mehr sein als es ist, das weiß jeder, und dem nächsten Bundeskanzler wächst die Aufgabe zu, Europa zu definieren, weil Deutschland nun einmal Führungsmacht ist – nicht nur ökonomisch.

Kann er das überhaupt?

Der nächste Kanzler muss Amerika umwerben und eine Haltung gegenüber China entwickeln, die Export aus deutschem Interesse und Distanz wegen der Menschenrechte verbindet. Keine Minute Ruhe wird er haben, Stress ohne Ende, denn immer steht die nächste Krise schon bevor, auch die nächste Landtagswahl, und dazu finden sich beständig Neider, Nörgler und Brunnenvergifter, auch in der eigenen Partei.

Heute darf Armin Laschet, der nette Mann aus Aachen, der es in seiner Rede schaffte, von seinem Vater zu erzählen und zugleich die liberale Demokratie in angemessenen Farben zu zeichnen, ein bisschen feiern, coronamäßig eben. Ab morgen wird er vermessen, kommen die berechtigten Fragen auf, ob er kann, was er sich zutraut, und wie er sich mit Markus Söder arrangieren wird – und ob er das überhaupt kann.

Wer sich in die Küche wagt, muss die Hitze aushalten.

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