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Bundeskanzler gesucht: Die Ohne-Angela-Merkel-Wahl geht in die heiße Phase


Meinung
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Bundeskanzler gesucht
Die Ohne-Angela-Wahl geht in die heiße Phase

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 24.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Bundeskanzlerin Angela Merkel: Ein Wahlkampf ohne sie wird spannend – und geht jetzt langsam richtig los.Vergrößern des Bildes
Bundeskanzlerin Angela Merkel: Ein Wahlkampf ohne sie wird spannend – und geht jetzt langsam richtig los. (Quelle: imago-images-bilder)
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In einem Jahr steht die Bundestagswahl an. Nie zuvor gab es derart viele Regierungsmöglichkeiten. Wer kandidiert bei Grünen und Union? Und was macht eigentlich die FDP?

Die Grünen machen es schlau. Sie lassen nicht ihren Parteitag oder gar die Mitglieder über ihr Spitzenpersonal entscheiden. Sie überlassen es ihren beiden Koryphäen persönlich, wer die Nummer 1 und wer die Nummer 2 sein möchte, der Robert (Habeck) oder die Annalena (Baerbock).

Die Grünen beteiligen sich auch nicht an dem Wer-mit-wem-Spiel. Sie halten sich fein heraus, sie überlassen es der Esken/Walter-Borjans/Kühnert-SPD, über ein Bündnis mit der Linken und den Grünen zu fachsimpeln. Die Grünen können so rum oder so rum, wobei ihnen eine Regierung mit der Union lieber ist, wie man unschwer bemerken kann.

Der Sommer geht allmählich zu Ende. Die Politikerinnen und Politiker kehren voller Tatendrang aus dem Urlaub zurück und formieren sich allmählich. In wenig mehr als einem Jahr steht die Bundestagswahl an. Sie wirft einen langen Schatten, denn unser aller Bundeskanzlerin seit nunmehr 15 Jahren wird sich in den Ruhestand verabschieden und überlässt uns dann – ja, wem eigentlich?

Mit dem CDU-Parteitag endet die erste Phase im Wahlkampf

Die erste Phase der Ohne-Angela-Wahl endet auf dem Parteitag der CDU im Dezember. Ich vermute stark, dass es nicht so kommt, wie es der Olaf-Scholz-SPD recht wäre, nämlich, dass Friedrich Merz aufs Schild gehoben wird. Von ihm versprechen sich die Sozialdemokraten den Aufschwung, der bisher unerbittlich ausblieb.

Anstatt Merz dürfte es Armin Laschet schaffen und fortan neben der Noch-Kanzlerin seine Kreise ziehen, die notgedrungen klein ausfallen werden, weil unser aller Frau Merkel noch hierzulande und in Europa und draußen in der Welt gebraucht wird. Bis zur letzten Stunde wird sie Probleme beschreiben, analysieren und vielleicht sogar lösen und ansonsten auf ihrer Abschiedstour gefeiert werden wie Dirk Nowitzki auf seiner.

Die zweite Phase endet dann, wenn der CDU-Vorsitzende und der CSU-Vorsitzende unter sich ausmachen, wer als Kanzlerkandidat antreten darf. Wer es sein wird, hängt davon ab, wie frei Laschet neben der Kanzlerin atmen kann und ob er eine Glückssträhne erwischt oder nicht. Vermag er es nicht, Autorität aufzubauen, wird sich Markus Söder die Chance nicht entgehen lassen, wendig und schnell und schmerzfrei, wie er ist.

Zu den Parteien, die sich auf den Bundestagswahlkampf einstimmen, gehört die FDP. Sie ist das Mauerblümchen, fast vergessen, jedenfalls gebricht es ihr an Wertschätzung. Kein Wunder, sie besteht aus Christian Lindner und sonst niemandem.

Das ist sogar Christian Lindner aufgefallen und deshalb hat er seine Generalsekretärin abgesetzt. Linda Teuteberg kann sicherlich nichts für die Stagnationsperiode, in der die FDP feststeckt. Dafür sind schon die Entscheidungen des Vorsitzenden verantwortlich, der keine Blumen neben sich blühen lässt und Fehler persönlich begeht, von der Jamaika-Flucht bis zum FDP-Ministerpräsidenten in Thüringen von Gnaden der AfD.

Die FDP braucht eine Neuorientierung

Wie kommt die FDP aus dem Jammertal heraus? Mit einer Neuorientierung nach altem Muster auf den Wirtschaftskurs und das Sozialliberale. Das ist sinnvoll, zumal in der Nach-Corona-Zeit, die ja hoffentlich rechtzeitig vor dem September 2021 endet, die Reduktion des Staates anstehen wird. Die Grünen wie die Union wie die SPD tendieren zum Gouvernementalen und dazu fügt sich der weitgefächerte Staat gut. Daraus könnte der FDP wieder eine Aufgabe erwachsen.

Sie muss gebraucht werden, sonst krebst sie im Niemandsland der 5 Prozent herum. Bleibt sie im Abseits, wird es kritisch. Die Ironie der Geschichte wird am Ende darin bestehen, dass Christian Lindner die Jamaika-Koalition herbei beten muss, die er im November 2017 platzen ließ, mit dem schönen Spruch: "Es ist besser, nicht zu regieren, als schlecht zu regieren."

Wir wollen schon gut regiert werden. Und wer uns das verspricht, den wählen wir. Auf den Kanzler kommt es an, schon wahr. Und mit wem der Aussichtsreichste regieren will. Nie zuvor gab es derart viele Möglichkeiten. R2G, Schwarz-Grün, Jamaika, Große Koalition, Grün-Rot-Gelb womöglich auch.

Das Jahr, das kommt, hat es in sich, wird stark politisiert sein, wobei sich nebenbei die AfD häutet oder auch nicht. Und das Jahr, das kommt, steht unter dem Vorbehalt der Pandemie, die weiterhin das Gewohnte beeinträchtigen kann, auch das Politische. Lassen wir es langsam angehen und nehmen wir nicht alles bluternst, worüber SPD/FDP/Grüne/CDU/CSU/Linke sich den Kopf zerbrechen.

Apropos Kopf: Was die Grünen anbelangt, ziehe ich die Annalena vor. Geradeaus ist sie, klug, schnörkellos, weniger selbstverliebt als der Robert. Kann ja wohl nicht sein, dass es die Männer im September allein unter sich ausmachen.

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