Mit Kairos Zustimmung Bericht: Israel fliegt geheime Luftangriffe in Ägypten
Offiziell übt Kairo scharfe Kritik an Israel. Inoffiziell arbeiten die Nachbarn offenbar militärisch eng zusammen. Seit mehr als zwei Jahren sollen sie gemeinsam den IS auf dem Sinai
Israel fliegt nach einem Bericht der "New York Times" seit über zwei Jahren Luftangriffe auf der Sinai-Halbinsel im Nachbarland Ägypten. Unmarkierte Drohnen, Flugzeuge und Hubschrauber hätten in über 100 Einsätzen Stellungen von Islamisten beschossen. Eine ganze Reihe ranghoher Extremisten sei dabei getötet worden.
Alle Angriffe seien von Präsident Abdel Fattah Al-Sisi genehmigt worden, schreibt das Blatt unter Berufung auf Angaben von aktiven und früheren, britischen und amerikanischen Regierungsbeamten. Die eingesetzten Drohnen hätten weder Flaggen noch andere Hoheitszeichen getragen. Bei den Flugzeugen und Hubschraubern seien die Markierungen verdeckt worden. Die Flugrouten seien so gelegt worden, um den Eindruck zu vermitteln, die Flugzeuge seien von ägyptischem Boden gestartet.
Israel und Ägypten hätten vereinbart, Stillschweigen über die geheime Partnerschaft zu bewahren aus Sorge vor innenpolitischen Turbulenzen in Ägypten. Offiziell betrachte Kairo den Nachbarn noch weitgehend als Feind und betone die Solidarität mit den Palästinensern.
IS-Ableger terrorisiert die Halbinsel
Der Nord-Sinai wird seit Längerem von militanten Islamisten als Rückzugsgebiet genutzt. Nach der Machtübernahme Al-Sisis 2013 forcierte die lokale Dschihadistenmiliz Ansar Bait al-Maqdis seine Angriffe auf ägyptische Sicherheitskräfte, tötete Dutzende Soldaten und Polizisten. 2014 schloss sich die Miliz dem Islamischen Staat (IS) an. Sie soll auch hinter dem Anschlag auf ein russisches Passagierflugzeug im Oktober 2015 stecken. Damals kamen 224 Menschen ums Leben.
Um dieses Datum herum habe Israel mit den massiven Angriffen im Nord-Sinai begonnen. Nach Angaben amerikanischer Regierungsbeamter hätte erst die Intervention Israels Kairo in die Lage versetzt, die Islamisten auf dem Sinai zurückzudrängen, schreibt die "New York Times".
Die Extremisten hätten daraufhin ihre Strategie geändert: Statt der Ausbreitung ihres Territoriums auf dem Sinai hätten sie verstärkt weiche Ziele angegriffen wie Kirchen und Moscheen. Im November 2017 überfielen sie eine Sufi-Moschee und töteten mehr als 300 Gläubige.