Vorwurf der Aufhetzung Gebet für Hanija: Israels Polizei nimmt Geistlichen fest
Imam Sabri schloss den gezielt getöteten Hamas-Führer in sein Gebet ein. Seine Fürsprache für den "Märtyrer" ruft Israels Ordnungshüter auf den Plan.
Israels Polizei hat den Imam der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee, Ikrima Sabri, wegen eines Gebets für den getöteten Hamas-Führer Ismail Hanija vorübergehend festgenommen. Polizisten führten den 85-jährigen islamischen Geistlichen wenige Stunden nach dem Freitagsgebet ab, teilte sein Anwalt mit. Israelische Medien berichteten, die Polizei ermittle, ob Sabri im Freitagsgebet zu Gewalt aufgehetzt habe. Nach der Einvernahme setzte ihn die Behörde wieder auf freien Fuß - unter der Auflage, die Al-Aksa-Moschee bis zum 8. August nicht zu betreten, so der Anwalt.
Hanija, der langjährige Auslandschef der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, war in der Nacht zum Mittwoch während eines Besuchs in Teheran gezielt getötet worden. Die näheren Umstände seiner Ermordung sind noch unklar. Der Iran und die Hamas beschuldigen Israel, den Anschlag durchgeführt zu haben. Israel hat sich dazu bislang nicht geäußert.
In den Moscheen des israelisch besetzten Westjordanlands und Ost-Jerusalems gedachten die palästinensischen Prediger in ihren Freitagsgebeten Hanijas. Sabri soll nach Medienberichten gesagt haben, dass die Bewohner von Jerusalem zu Gott beten würden, damit er dem "Märtyrer" seine Gnade schenken möge. "Wir erbeten für ihn Mitgefühl und das Paradies." Sabri steht auch dem Höchsten Islamischen Rat der Palästinenser vor.
Die Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg gilt als drittwichtigstes Heiligtum im Islam. Israel hat den Tempelberg-Komplex zusammen mit der Jerusalemer Altstadt im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert. Formell werden die muslimischen Stätten von einer jordanischen Stiftung verwaltet. Israel kontrolliert den Zugang, den es immer wieder auch einschränkt.
Hanija wurde am Freitag in der katarischen Hauptstadt Doha beerdigt, wo er zuletzt im Exil gelebt hatte. Die Hamas hatte die Palästinenser im Westjordanland und in Ost-Jerusalem zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen. Dieser hätte sich in Protestmärschen im Anschluss an die Freitagsgebete äußern sollen. Der Aufruf blieb nach Berichten von Bewohnern weitgehend wirkungslos.
Israel und die Hamas führen im palästinensischen Gazastreifen Krieg gegeneinander. Auslöser des Blutvergießens war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober des vergangenen Jahres im Süden Israels verübt hatten. Die Hamas nannte den Überfall die "Al-Aksa-Flutwelle". Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
- Nachrichtenagentur dpa