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USA unzufrieden mit Israels Kriegsführung


Krieg in Nahost
USA unzufrieden mit Israels Kriegsführung

Von dpa
Aktualisiert am 15.01.2024Lesedauer: 6 Min.
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Israels Führung setzt den Gaza-Krieg ungeachtet zunehmenden Drucks aus dem In- und Ausland fort. Bisher seien etwa 9000 Terroristen der Hamas und anderer Terrorgruppen "eliminiert" worden. (Quelle: Ohad Zwigenberg/AP/dpa-bilder)
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Die USA unterstützen Israel in seinem Kampf gegen die islamistische Hamas seit Kriegsbeginn, auch mit Waffenlieferungen. Doch hinter den Kulissen gibt es Spannungen.

Gut drei Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs gibt es Anzeichen zunehmender Frustration aufseiten der USA mit Israels Kriegsführung. Man habe gerade erst wieder beim Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Israel "intensiv über den Übergang zu Operationen mit geringer Intensität gesprochen", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, dem Sender CBS. Es sei nun an der Zeit, diesen zu vollziehen. Der Iran forderte unterdessen von den USA, sich für ein Ende des Kriegs einzusetzen. Derweil verschärft sich die Sicherheitslage in Israel weiter.

Zunehmende Frustration bei Biden

Seit Wochen drängt Washington Israel dazu, von der intensiven Phase mit heftigen Bombardierungen zu gezielteren Schlägen gegen die islamistische Hamas überzugehen. Das Nachrichtenportal "Axios" berichtete nun unter Berufung auf vier US-Beamte, US-Präsident Joe Biden sei "zunehmend frustriert" über den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und seine Ablehnung der meisten der jüngsten Anfragen der US-Regierung zum Gaza-Krieg.

So unternehme Israel nach Ansicht von Biden und seiner Berater auch nicht genug in Bezug auf humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Die "Washington Post" schrieb, die Biden-Regierung - Israels engster Verbündeter und wichtigster Waffenlieferant - scheine nicht in der Lage oder nicht willens zu sein, bedeutsamen Einfluss darauf zu nehmen, wie das israelische Militär den Krieg führe.

Guterres sorgt sich vor Ausweitung Kriegs

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich in großer Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die weitere Region gezeigt. "Ich bin zutiefst besorgt von dem, was sich da entfaltet", sagte Guterres in New York. "Es ist meine Pflicht, allen Seiten diese einfache und direkte Botschaft zu überbringen: Hört auf, an der blauen Linie mit dem Feuer zu spielen, deeskaliert und bringt die Gewalt zu einem Ende."

Die blaue Linie markiert die Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es an der Grenze immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah. Sie ist mit der Hamas verbündet, gilt aber als deutlich schlagkräftiger. Neben einem sofortigen Waffenstillstand forderte Guterres zudem erneut die Freilassung aller Geiseln und eine Untersuchung der von der Hamas und anderen bei dem Massaker am 7. Oktober verübten sexuellen Gewalt.

Mit Blick auf den Gazastreifen forderte Guterres bessere Bedingungen für die Versorgung mit humanitärer Hilfe. Zu oft werde die Versorgung momentan vor allem durch mangelnden Zugang behindert.Iran: USA müssen den Gaza-Krieg aufhalten

Der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian sagte in Teheran, sein Land habe die USA über die Schweiz "auf die Notwendigkeit hingewiesen und gewarnt, den Krieg in Gaza zu beenden". Die Schweiz vertritt im Iran Interessen der USA, beide Länder haben seit mehr als 44 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr. Amirabdollahian warnte die USA zudem nach Angriffen auf Ziele der militant-islamistischen Huthi-Bewegung im Jemen.

Nach US-Angaben: Wieder Angriff auf Frachter durch Huthi

Die jemenitischen Huthi haben nach US-Angaben erneut ein Containerschiff im Roten Meer angegriffen. Das zuständige Regionalkommando des US-Militärs teilte auf X (ehemals Twitter) mit, die Rebellen hätten eine ballistische Antischiffrakete auf die M/V Gibraltar Eagle abgefeuert. Sie wurde demnach aus von Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen abgeschossen. Bei dem Schiff handelte es sich den Angaben zufolge um einen unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden US-Frachter. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben.

Am frühen Nachmittag hatte das US-Militär nach eigenen Angaben bereits einen Angriffsversuch im Roten Meer registriert. Eine Rakete sei auf Schifffahrtsrouten im südlichen Roten Meer abgefeuert worden. Die Rakete sei jedoch an Land im Jemen eingeschlagen.

Die vom Iran unterstützen Huthi äußerten sich zunächst nicht. Ein Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, sie würden weiter Schiffe im Roten Meer angreifen, die in Richtung Israel unterwegs seien oder deren Herkunftsländer Israel unterstützten.

Sunak: "Wir bleiben vorbereitet"

Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak hat die Luftschläge gegen Huthi-Rebellen im Jemen gerechtfertigt und mit neuen Aktionen gedroht, sollten weiterhin Schiffe im Roten Meer angegriffen werden. "Die Bedrohung der Schifffahrt muss aufhören", sagte Sunak im Parlament in London. "Illegal festgehaltene Schiffe und Crews müssen freigelassen werden. Und wir bleiben vorbereitet, um unseren Worten Taten folgen zu lassen."

In der Nacht zum Freitag hatten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter einen Militärschlag gegen die Huthi im Jemen ausgeführt - als Reaktion auf die wiederholten Angriffe der Huthi auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer.

Sunak sprach von Selbstverteidigung. Es habe sich um begrenzte Angriffe gehandelt und es seien keine zivilen Opfer gemeldet worden. "Ich kann dem Parlament heute berichten, dass nach unserer ersten Einschätzung alle 13 geplanten Ziele zerstört wurden", sagte Sunak.

Eine Tote und Verletzte nach Anschlag bei Tel Aviv

Bei einem Anschlag in der Nähe der israelischen Küstenstadt Tel Aviv sind eine Frau getötet und mehr als ein Dutzend Menschen verletzt worden. Die 70-jährige Frau sei ihren schweren Verletzungen erlegen, teilte das örtliche Krankenhaus mit. Nach Angaben des Rettungsdiensts Magen David Adom wurden mindestens 17 Menschen in Raanana verletzt. Die israelische Polizei gab die Zahl der Verletzten zunächst mit 13 an. Polizeikommandant Avi Bitton sprach Medienberichten zufolge von einem "sehr schweren Terroranschlag".

Den Angaben nach wurden zwei mutmaßlich palästinensische Einwohner der Stadt Hebron festgenommen. Die beiden Tatverdächtigen sollen mit gestohlenen Autos an mehreren Orten Menschen gerammt haben. Sanitätern zufolge wurden zudem Menschen mit Stichverletzungen behandelt. Die "Times of Israel" meldete unter Berufung auf ein Kinderkrankenhaus, unter den Verletzten seien auch sieben Kinder und Jugendliche. Sie würden derzeit medizinisch behandelt. Ein 16-Jähriger sei in ernstem Zustand.

Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Anschlag. Die islamistische Hamas im Gazastreifen bezeichnete ihn als eine Reaktion auf die "anhaltende Aggression" gegen das palästinensische Volk im Westjordanland und im Gazastreifen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war der Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober. Mehr als 1200 Menschen wurden dabei getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte auf den Überfall mit einer Abriegelung des Gazastreifens, massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei mehr als 24.000 Menschen getötet und mehr als 60.000 verletzt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Katastrophe für die 2,2 Millionen Palästinenser als Folge des Krieges. Aus ihrer Sicht ist der Gazastreifen wegen der großen Zerstörung unbewohnbar geworden.

Westjordanland: Zwei Palästinenser nahe Hebron getötet

Bei einem Einsatz des israelischen Militärs im Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein Mann und eine Frau getötet worden. Weitere zehn Menschen sollen bei den Zusammenstößen in der Ortschaft Dura nahe der Stadt Hebron Verletzungen erlitten haben.

Die israelische Armee gab bekannt, dass es in Dura zu einem gewalttätigen Aufruhr gekommen sei, in dessen Verlauf rund 100 Palästinenser Brandsätze und Steinblöcke gegen israelische Soldaten geschleudert hätten. Die Armee bestätigte den Tod eines Palästinensers, der einen Molotow-Cocktail geworfen haben soll.

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Die Soldaten setzten sowohl nicht-tödliche Waffen als auch Schusswaffen ein. Mehrere Menschen in der Menge seien getroffen worden. In dem Zusammenhang habe man Kenntnis auch über den Tod einer Frau erhalten, hieß es in der Mitteilung. Der Zwischenfall werde noch untersucht.

Familien israelischer Geiseln hoffen auf Verhandlungen

Angehörige von israelischen Geiseln mit deutschem Hintergrund drängten unterdessen bei einem Besuch in Berlin auf Bemühungen für deren Freilassung. "Wir hoffen, dass Verhandlungen sehr bald zu einem Abkommen führen", sagte Efrat Machikawa, deren Onkel Gadi Mozes verschleppt wurde, bei einer Pressekonferenz in der israelischen Botschaft. Sie wolle Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem anstehenden Treffen darum bitten, dem Golfemirat Katar für seine vermittelnde Rolle zu danken. Konkrete Aussichten auf erneute Freilassungen gibt es derzeit nicht.

Im November waren während einer Feuerpause 105 Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge freigekommen. Nach Schätzung Israels werden noch mehr als 130 Menschen im Gazastreifen festgehalten, von denen aber 25 vermutlich nicht mehr am Leben sind.

Israelischer Fußballprofi kehrt nach Festnahme aus Türkei zurück

Der israelische Fußballprofi Sagiv Jehezkel soll derweil nach seiner vorübergehenden Festnahme in der Türkei nach Israel zurückkehren. Das teilte das israelische Außenministerium mit. "Die Türkei ist zu einer dunklen Diktatur geworden, die gegen humanitäre Werte und die Werte des Sports arbeitet", sagte Außenminister Israel Katz den Angaben zufolge. Nach seinem öffentlichen Gedenken an das Hamas-Massaker vom 7. Oktober in Israel in der türkischen Süperlig war Jehezkel festgenommen worden. Dem Spieler des Erstligisten Antalyaspor werde Volksverhetzung vorgeworfen, hatte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu zuvor berichtet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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