Revolte in der Tory-Partei Theresa May ringt mit ihren Kritikern
Der Brexit trennt nicht nur Großbritannien und die EU, auch die Tory-Fraktion zeigt sich gespalten. Immer mehr Abgeordnete wollen Theresa Mays Absetzung. Doch viele stärken ihr auch den Rücken.
Der Unterhausabgeordnete Grant Shapps sagte, er habe eine Liste mit 30 Kollegen, die einen Rücktritt Mays verlangten. May selbst erklärte hingegen, sie habe die volle Kontrolle über ihre Regierung. "Was das Land braucht, ist eine ruhige Führung, und das ist es, was ich mit der vollen Unterstützung meines Kabinetts biete."
Theresa May gilt als politisch angeschlagen
May steht erst seit knapp 15 Monaten an der Spitze von Partei und Regierung. Bei vorgezogenen Neuwahlen verspielte sie im Juni die absolute Mehrheit und gilt seither als politisch angeschlagen. Ihre Parteitagsrede geriet am Mittwoch zur Rohrkrepierer, weil die von Hustenanfällen geplagte Regierungschefin zeitweise kaum zu verstehen war. Hinter ihr stürzten Buchstaben aus dem Parteitagsmotto von der Wand und ein Komödiant drückte ihr ein Arbeitslosenformular in die Hand.
Als Anführer der Palastrevolution gegen May wird Außenminister Boris Johnson gehandelt. Er hatte sich in den vergangenen Wochen mit seinen eigenen Plänen für eine Abspaltung Großbritanniens von der EU hervorgetan. Er selbst dementierte, dass er die Absicht habe, May zu stürzen.
Theresa May hat noch genügend Unterstützer in der Fraktion
"Ein wachsende Zahl von Leuten fühlt, dass es Zeit für einen Wechsel ist", sagte Shapps, ein früherer Parteichef der Tories. Die Partei könne in eine Abwärtsspirale geraten. Um eine förmliche Führungsdebatte in der Tory-Fraktion zu beginnen, sind allerdings 48 Abgeordnetenstimmen nötig und nicht 30, wie Shapps sie angeblich hinter sich hat.
Allerdings gab es auch Unterstützungserklärungen für May. Umweltminister Michael Gove sagte, May habe sich im Laufe der Woche wacker geschlagen. "Ich denke, Theresa macht einen großartigen Job", sagte Gove dem Sender Sky News. Auch konservative Abgeordnete sprangen der Regierungschefin bei. Nadhim Zahawi sagte, er werde mit Botschaften überhäuft, die May unterstützten. Shapps beurteile die Stimmung in der Partei falsch. Sein Kollege James Cleverley warf Shapps vor, er erweise mit seinem Vorgehen weder sich selbst noch der Partei noch dem Land einen Dienst.