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Jean-Claude Juncker übt scharfe Kritik an Recep Tayyip Erdogan


Nazi-Vergleich "eine Frechheit"
Juncker übt scharfe Kritik an Erdogan

Von dpa, afp, reuters, t-online
Aktualisiert am 08.03.2017Lesedauer: 2 Min.
Jean-Claude Juncker (re.) und Recep Tayyip Erdogan in Brüssel.Vergrößern des Bildes
Jean-Claude Juncker (re.) und Recep Tayyip Erdogan in Brüssel. (Quelle: dpa-bilder)

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat Deutschland ausdrücklich gegen Nazi-Vergleiche aus der Türkei in Schutz genommen und nennt die Aussagen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan "eine Frechheit". Die Bundesregierung setzt weiter auf Gespräche.

"Ich kann nicht akzeptieren, dass das heutige Deutschland mit dem Nazi-Deutschland verglichen wird", sagte Juncker dem luxemburgischen Fernsehsender RTL. "Das ist eine Frechheit."

"Ich staune über vieles, was ich derzeit aus der Türkei höre. Wenn der türkische Präsident und der türkische Außenminister sagen, das heutige Deutschland wäre schlimmer als das Nazi-Deutschland, kann ich das nicht akzeptieren", sagte Juncker. "Unsere Eltern und Großeltern haben unter Nazibesatzung gelebt."

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende von Nazi-Methoden gesprochen, nachdem mehrere deutsche Kommunen Wahlkampfauftritte türkischer Minister aus Sicherheitsgründen abgesagt hatten.

Cavusoglu wiederholt Nazi-Vergleich

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat den Nazi-Vergleich unterdessen in der Tageszeitung "Hürriyet" wiederholt. "Sie versuchen, alle unsere Programme zu verhindern, indem sie einen bisher ungekannten Druck ausüben. Das ist ein komplett repressives System. Alle diese Praktiken erinnern an die Nazi-Zeit", sagte Cavusoglu dem Blatt.

Der NS-Vergleich wurde von der Bundesregierung scharf zurückgewiesen. Kanzlerin Angela Merkel sagte: "Solche deplatzierten Äußerungen kann man ernsthaft eigentlich gar nicht kommentieren" und fügte hinzu, diese "disqualifizieren sich von selbst".

Gabriel trifft Cavusoglu

Außenminister Sigmar Gabriel trifft sich heute mit seinem türkischen Kollegen Cavusoglu. Dabei hat er jedoch vor zu großen Erwartungen gewarnt. Gabriel glaube, dass jetzt ein Prozess von Gesprächen nötig sei, um "irgendwann dann wieder in einem besseren Verhältnis zu landen", sagte er im ZDF. "Durch diese schwierige Phase müssen wir jetzt durch und wenn wir nicht reden, wird es nicht besser." Es sei jedoch "notwendig, dass wir ins Gespräch kommen und uns nicht nur über Medien Dinge an den Kopf werfen".

Bei seinem Auftritt in Hamburg am Dienstagabend hatte Cavusoglu die Spannungen im deutsch-türkischen Verhältnis noch einmal angeheizt: Deutschland verfolge eine "systematische Gegnerschaft zur Türkei", sagte Cavusoglu laut einer Simultanübersetzung des Fernsehsenders n-tv. Türkische Staatsbürger würden in Deutschland "systematisch unterdrückt", kritisierte er demnach unter dem Jubel seiner Anhänger vor der Residenz des türkischen Generalkonsuls in der Hansestadt.

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