In weniger als zwei Jahren Mehr als 5.600 Migranten auf Flucht nach Europa gestorben
Das Mittelmeer gilt als Massengrab für Migranten. Viele der Tausenden Todesfälle hätten vermieden werden können, so die Vereinten Nationen.
Mehr als 5.600 Migrantinnen und Migranten sind seit Anfang 2021 auf der Flucht von Nordafrika nach Europa und auf Fluchtrouten innerhalb Europas ums Leben gekommen. Das teilte die UN-Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mit. Die Zahl der Todesfälle sei sowohl auf den Fluchtrouten über das Mittelmeer als auch über Land im Vergleich zu den entsprechenden Vorjahreszeiträumen gestiegen. Von Anfang 2021 bis September 2022 registrierte die IOM 5.684 Todesfälle.
Seit 2014 seien mehr als 29.000 Menschen auf diesen Routen umgekommen. Bei einem Großteil, 17.000, hätte nicht einmal das Heimatland festgestellt werden können. Unzählige Familien seien bis heute im Ungewissen, was mit ihren Verwandten passiert ist. Viele der Todesfälle hätten durch prompte Hilfeleistung vermieden werden können, schreibt die IOM. Die meisten der Identifizierten stammten aus Syrien, gefolgt von Marokkanern und Algeriern.
Unter Berufung auf Überlebende berichtet die IOM, dass mindestens 252 Menschen umkamen, weil sie von Vertretern europäischer Behörden in sogenannten Pushbacks dahin zurückgedrängt worden seien, wo sie herkamen. Auf der Route von Libyen über das Mittelmeer nach Europa seien 97 Menschen deshalb umgekommen, im östlichen Mittelmeer 70, an der türkisch-griechischen Landgrenze 58, im westlichen Mittelmeer 23 und an der Grenze zwischen Belarus und Polen vier. Die IOM betont, dass es schwierig sei, die Berichte von Überlebenden zu verifizieren. Sie geht davon aus, dass die wahren Zahlen deutlich höher liegen.
Die IOM erhebt die Zahlen seit 2014 in ihrem "Missing Migrants Project". Die Daten werden in Berlin gesammelt und ausgewertet.
Westbalkan: EU-Kommission will Mandat für Frontex ausweiten
Derweil will die EU-Kommission, dass die EU-Grenzschutztruppe Frontex im Kampf gegen unerwünschte Migration über den Balkan eine größere Rolle einnimmt. Die Brüsseler Behörde empfahl am Dienstag, darüber mit Albanien, Serbien, Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina zu verhandeln. Zudem verabschiedete sie Finanzhilfen in Höhe von 39,2 Millionen Euro für das Grenzmanagement der Region. Davon solle hauptsächlich spezielle Ausrüstung wie Überwachungssysteme, Drohnen und biometrische Geräte angeschafft werden.
Die Entscheidung, ob Verhandlungen über ein ausgeweitetes Frontex-Mandat aufgenommen werden, treffen nun die EU-Staaten. Schon jetzt sind Frontex-Beamte an den EU-Grenzen zu Albanien, Serbien und Montenegro im Einsatz, nicht aber zu Bosnien und Herzegowina. Ein neuer Rechtsrahmen sieht jedoch vor, dass sie sowohl an der EU-Grenze als auch an den Grenzen zu Drittländern eingesetzt werden können und zudem mehr Befugnisse bekommen.
Die Migration über den Westbalkan in die EU hatte zuletzt deutlich zugenommen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will ab Donnerstag für mehrere Tage in die Region reisen.
- Nachrichtenagentur dpa