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Von der Leyen: Preis-Deckel auf russisches Pipeline-Gas


Oberstes Gebot sei Energiesparen
Von der Leyen will Preis-Deckel auf russisches Pipeline-Gas

Von dpa
Aktualisiert am 02.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Ursula von der LeyenVergrößern des Bildes
Ursula von der Leyen bei der Klausurtagung des geschäftsführenden Vorstands der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. (Quelle: Angelika Warmuth/dpa/dpa-bilder)

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen möchte den Preis für russisches Gas begrenzen. Zudem will sie Übergewinne abschöpfen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will, dass in der EU angesichts der drastisch gestiegenen Energiepreise weniger für russisches Gas gezahlt wird. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es jetzt Zeit ist für einen Preis-Deckel auf russischem Pipeline-Gas nach Europa", sagte von der Leyen am Freitag auf einer Klausur der Unions-Bundestagsfraktionsspitze im oberbayerischen Murnau. Ein solcher Gaspreis-Deckel kann nach Worten von der Leyens auf europäischer Ebene vorgeschlagen werden.

Zuvor hatte die EU-Kommission in einem Entwurf von einem Preisdeckel am Großhandelsmarkt innerhalb der EU als Notfallmaßnahme abgeraten, da dies Angebot und Nachfrage verzerren könnte. Von der Leyen fordert hingegen, die Preise für Gasimporte über Pipelines aus Russland zu deckeln. Dies könnte auch zu niedrigeren Preisen in der EU führen. Es besteht jedoch das Risiko, dass Russland zu dem niedrigeren Preis kein Gas mehr liefert.

Von der Leyen: Oberstes Gebot sei Energiesparen

Von der Leyen betonte, das oberste Gebot sei Energiesparen. "Es gibt global zu wenig Energie. Putin fackelt lieber das Gas ab, als dass er es vertragsgemäß nach Europa liefert oder in andere Regionen. Also: Energie sparen, und zwar klug sparen, vor allen Dingen in den Spitzenzeiten, damit wir dann kein Gas brauchen", sagte sie.

Wegen der massiv gestiegenen Energiepreise will von der Leyens Behörde "die Funktionsweise der europäischen Strommärkte optimieren und die Auswirkungen der Gaspreise auf die Verbraucherpreise verringern", wie es in dem 23-seitigen Papier heißt. Es dient als Vorlage für das Dringlichkeitstreffen der EU-Energieminister kommende Woche Freitag in Brüssel.

Konkret sollen die Mitgliedsländer die Möglichkeit erhalten, über eine Preisgrenze Gewinne solcher Stromproduzenten abzuschöpfen, die derzeit besonders kostengünstig produzieren und von der De-facto-Bindung des Strompreises an den massiv gestiegenen Gaspreis in Europa profitieren. Dazu gehören laut Kommission Ökostrom-Produzenten sowie Betreiber von Atom- und Braunkohlekraftwerken.

Übergewinnsteuer als Notfallinstrument

Laut von der Leyen dafür gesorgt werden, "dass wir die überbordenden Gewinne, die die Stromerzeuger heute haben, mit denen sie niemals gerechnet haben und die sie auch gar nicht so schnell reinvestieren können, dass wir die teilweise abschöpfen". Damit sollten in der Krise nun gezielt kleine Einkommen und verletzliche Unternehmen unterstützt werden.

"Die Abschöpfung von Gewinnen als Notfallinstrument kurzfristig in der Krisenzeit, auch dafür gibt es eine gesetzliche Grundlage auf europäischer Ebene", sagte sie. Als dritten kurzfristigen Punkt nannte die Kommissionspräsidentin die Forderung nach einem Preis-Deckel auf russisches Pipeline-Gas. Mittelfristig müsse man auch das Strommarkt-Design betrachten, und wichtig seien zudem "massive Investitionen" in erneuerbare Energien.

EU-Kommission will Firmen in Krisen Produktionsvorgaben machen können

Im Fall von Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem russischen Krieg gegen die Ukraine will die EU-Kommission Firmen außerdem künftig Produktionsvorgaben machen können. Konkret geht es etwa darum, bestimmte Aufträge für die Produktion "krisenrelevanter Güter" bevorzugt zu behandeln, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist es, Reisefreiheit, freien Warenverkehr und das Funktionieren des Binnenmarktes zu schützen.

Den EU-Staaten soll im Extremfall auch vorgegeben werden können, Reserven von wichtigen Gütern anzulegen. Auch hier ist zunächst unklar, um welche Güter es genau geht. Im Entwurf heißt es lediglich, Waren und Dienstleistungen von strategischer Bedeutung seien solche, die "nicht diversifizierbar und nicht austauschbar sind und die für das Funktionieren des Binnenmarktes in strategisch wichtigen Bereichen der Wirtschaft unerlässlich sind". Bei Europaparlamentarierinnen und -parlamentariern stößt das Vorhaben auf gemischte Reaktionen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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