Stimmungsbarometer Das sind die schlimmsten Städte für Radfahrer
Wenig Sicherheit und schlechte Stimmung: So lässt sich eine neue Studie zur Fahrradsicherheit zusammenfassen. Welche Orte in Deutschland besonders unbeliebt bei Radfahrern sind.
Radfahrer fühlen sich auf Deutschlands Straßen zunehmend unsicher. In einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) bewerteten Radfahrer die Sicherheit im vergangenen Jahr mit der Note 4,2. Das war deutlich schlechter als noch 2016, als es die Note 3,9 gab. Der ADFC nannte den Trend "besorgniserregend". Zur fahrradfreundlichsten Großstadt mit mehr als einer halben Million Einwohnern wurde Bremen gekürt, gefolgt von Hannover und Leipzig.
Was Fahrradfahrer fordern
"Bei uns klingeln die Alarmglocken, wenn wir sehen, dass Radfahrende sich nicht sicher fühlen", erklärt Rebecca Peters vom ADFC-Bundesvorstand. Unsicherheit, Stress und Angst hielten Menschen vom Radfahren ab. "Wir brauchen gute, breite Radwege, getrennt vom starken Autoverkehr, durchgängige Netze, Radschnellwege für Pendler und viel mehr komfortable Fahrradparkhäuser", fordert Peters.
81 Prozent der Befragten ist es demnach wichtig, vom Autoverkehr getrennt zu sein. Knapp drei Viertel (74 Prozent) sagen außerdem, dass sie Kinder nur mit schlechtem Gefühl allein mit dem Rad fahren lassen. In den Großstädten sind dies sogar 85 Prozent.
Das sind die fahrradfreundlichsten Kommunen
Die Fahrradfreundlichkeit in den Kommunen wurde erstmals in sechs statt wie bisher vier Größenklassen bewertet. Bei den Städten mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern liegt Karlsruhe auf dem Spitzenplatz – noch vor der jahrelang angestammten Siegerstadt Münster und vor Freiburg.
Bei den Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern wurde Göttingen zur fahrradfreundlichsten Stadt gekürt, bei Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnern Bocholt und jenen mit mehr als 20.000 Bürgern Baunatal. Reken siegte in der Klasse unter 20.000 Einwohnern.
Wo Kinder allein mit dem Rad fahren können
Das westfälische Wettringen wurde als familienfreundlichste Stadt mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Hier sind die Bürger mehrheitlich der Meinung, dass man unter anderem auch Kinder ohne schlechtes Gewissen allein mit dem Rad losschicken kann.
Am stärksten aufgeholt haben seit dem letzten ADFC-Fahrradklima-Test im Jahr 2016 jeweils in ihrer Größenklasse Berlin, Wiesbaden, Offenbach, Konstanz, Emmendingen und Oschatz. Von einer guten Fahrradstadt sei Berlin "noch weit entfernt, aber eine Aufbruchsstimmung wird schon wahrgenommen", erklärt Peters.
Diese Orte sind die Schlusslichter
Schlusslichter in ihren Größenklassen sind demnach jeweils
- Köln,
- Wiesbaden,
- Remscheid,
- Lüdenscheid,
- Hof und
- Dittelsheim-Heßloch.
Diese Städte werden von den Radfahrenden mehrheitlich als fahrradunfreundlich bewertet.
Der zu lasche Umgang mit Falschparkern ist bundesweit mittlerweile das von Radfahrern am meisten bemängelte Thema. Besonders unzufrieden sind Radler auch mit der schlechten Führung des Radverkehrs an Baustellen, mit ungünstigen Ampelschaltungen sowie zu schmalen Radwegen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fordert die Kommunen auf, die Bundesmittel noch stärker zu nutzen. Das Bundesverkehrsministerium stelle in diesem Jahr allein rund 200 Millionen Euro Fördermittel für den Radverkehr bereit.
Wie die Erhebung durchgeführt worden ist
Von September bis November 2018 erhielt der ADFC für seinen Test Rückmeldungen von rund 170.000 Radfahrern aus ganz Deutschland. Das war eine neue Rekordbeteiligung nach rund 120.000 Antworten bei der vergangenen Umfrage im Jahr 2016. Der "Fahrradklima-Test" ist nicht repräsentativ, gilt aber als Stimmungsbarometer.
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Für das Stimmungsbarometer wurde zum Beispiel gefragt, ob Radfahren Spaß macht oder eher Stress bedeutet und wie sicher sich Radler fühlen. Viele Trends wertet der ADFC als ernüchternd. So gehe die Zufriedenheit beim Radfahren zurück: Mit der Schulnote 3,9 war der Wert schlechter als in den Jahren 2014 (3,7) und 2016 (3,8). Selbst die Sieger unter den Großstädten erhielten von Radfahrern keine besseren Gesamtnoten als eine Drei.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP