Kleinbus von morgen? Spaciger Look, fossiler Antrieb: Der Hyundai Staria im Test
Berlin (dpa-infocom) - Gegen den VW Bus ist kein Kraut gewachsen, erst recht nicht in Deutschland. Denn in über 70 Jahren hat sich der Bulli zum Synonym für Individualismus und Freiheit entwickelt. Kein Wunder, dass er für viele Autobauer als Maß aller Kleinbusse gilt. Hyundai geht jetzt allerdings einen anderen Weg und bringt mit dem neuen Staria zu Preisen ab 56.150 Euro einen radikalen Gegenentwurf ins Rennen.
Unterwegs in einem futuristischen VIP-Shuttle
Mit seiner aalglatten Front, den pixeligen Scheinwerfern, den riesigen Rückleuchten und einem betont kantigen Heck sieht der 5,25 Meter lange Nachfolger des H1 fast schon wie ein Space-Fahrzeug aus. Und auch was den Komfort betrifft, hat der Staria nur wenig mit einem Kleinbus gemein. Denn wer durch die serienmäßig elektrisch angetriebenen Schiebetüren steigt, betritt eine Lounge mit durchweg gehobenem Standard. Und weil Hyundai den Staria zunächst nur in der Top-Ausstattung anbietet, dürfte sich jeder, der mit ihm unterwegs ist, wie in einem VIP-Shuttle fühlen.
Nicht umsonst sind in der zweiten Reihe zwei elektrisch verstellbare Einzelsitze montiert, die mit jedem Fernsehsessel mithalten können: Beheizt und belüftet, mit Liegelehne und Fußstütze, sind sie so bequem, dass man gar nicht mehr ans Aussteigen denken mag. Dazu gibt es ein ebenfalls verschiebbares Sofa in der dritten Reihe und einen Kofferraum, der bei voller Bestuhlung zwar nur noch ein paar Jacken und Handtaschen fasst. Doch wer im Staria nur zu viert zum Shopping-Trip startet, könnte vermutlich mehr einladen, als das Einkaufsbudget hergibt.
Viele elektrische Helfer, aber nur ein Motor im Angebot
Auch dem Fahrer wird seine Aufgabe so angenehm wie möglich gemacht. Er sitzt hinter einer digitalen Bedienlandschaft, die in dutzenden Farben leuchtet. Und vor allem stehen ihm zahlreiche Assistenten zur Seite, die den Umgang mit dem Riesen erleichtern. Denn neben den Reglern für Spurführung, Abstand und Tempo gibt es eine Kameraüberwachung für den toten Winkel und für das Rangieren eine 360-Grad-Darstellung, mit der sich der Staria mühelos in schmale Parklücken bugsieren lässt. Und weil das Auto so groß ist, helfen innen Kameras und Mikrofone bei der Kommunikation zwischen der ersten Reihe und dem Fond. So entsteht eine Atmosphäre, die man aus Reisebus oder Flugzeug kennt.
Soweit, so gut. Doch während der Staria bei Ambiente und Ausstattung selbst die nobelsten Versionen von Bulli oder Mercedes V-Klasse überholt, kann er beim Antrieb nicht mithalten. Denn es gibt nur einen einzigen Motor. Und der ist nicht nur ziemlich konventionell und muss ohne elektrische Unterstützung auskommen. Sondern er ist vor allem weniger souverän, als man es sich in einem für entspannte Fahrten konzipierten Auto wünschen würde.
Geruhsam statt souverän
Klar hat der 2,2-Liter große Diesel mit seinen 130 kW/177 PS genügend Kraft. Und die Achtgang-Automatik lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Doch trotz der 430 Nm klingt der Motor bei höherem Tempo ein wenig angestrengt. Und so verführerisch das Platzangebot im Fond selbst für anspruchsvolle Geschäftskunden auch sein mag, spätestens auf der Autobahn gerät der Staria ins Hintertreffen. Denn während S-Klasse und Co locker auf 250 Sachen kommen, ist hier bei 185 km/h Schluss. Und mit 12,4 Sekunden dauert der Sprint von 0 auf 100 km/h auch ein bisschen länger. Vom Verbrauch ganz zu schweigen: In der Grundversion gönnt sich der Staria 8,5 Liter auf 100 Kilometer und kommt auf einen CO2-Ausstoß von 222 g/km, mit dem Allradantrieb für 2.000 Euro Aufpreis ist es sogar noch ein bisschen mehr.
Fazit: Hauptsache anders
Er sieht futuristisch aus und ist mit seiner VIP-Bestuhlung konkurrenzlos ausgestattet. Natürlich wird der Staria in der Heimat des Bulli damit noch nicht automatisch zum Bestseller. Aber statt wie so viele Hersteller einfach nur den VW zu kopieren, geht Hyundai einen erfrischend anderen Weg - mit einer Schwachstelle allerdings, dem Antrieb. Doch wer den Staria einmal gesehen hat, der wird ihn zumindest so schnell nicht wieder vergessen.
Datenblatt: Hyundai Staria
Motor und Antrieb: | Vierzylinder-Common-Rail-Diesel |
Hubraum: | 2199 ccm |
Max. Leistung: | 130 kW/177 PS bei 3800 U/min |
Max. Drehmoment: | 430 Nm bei 1500 - 2500 U/min |
Antrieb: | Frontantrieb |
Getriebe: | Achtgang-Automatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 5253 mm |
Breite: | 1997 mm |
Höhe: | 1990 mm |
Radstand: | 3273 mm |
Leergewicht: | 2367 kg |
Zuladung: | 493 kg |
Kofferraumvolumen: | 117-431 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 185 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 12,4 s |
Durchschnittsverbrauch: | 8,5 Liter/100 km |
Reichweite: | 880 km |
CO2-Emission: | 222 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Schadstoffklasse: | Eu6D |
Energieeffizienzklasse: | C |
Kosten: | |
Basispreis des Hyundai Staria: | 56.150 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 298 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Spurhalte-Assistent, Totwinkel-Assistent |
Komfort: | Verkehrszeichen-Erkennung, Relax-Sitze, 3-Zonen-Klimaautomatik |
Spritspartechnik: | Start-Stopp-Automatik |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke