Schummel beim Autopiloten? Tesla gewinnt Prozess gegen Kundin
Wer muss haften, wenn ein Tesla mit eingeschaltetem Autopiloten einen Unfall baut? Ein US-Gericht hat die Klage einer Kundin abgewiesen – mit diesem Argument.
Teslas Autopilot beschäftigt immer wieder die Gerichte: Nach Unfällen haben zahlreiche Besitzer das Unternehmen verklagt und ihm falsche Versprechen vorgeworfen. Nun hat ein Gericht in Los Angeles ein Urteil zugunsten des Autoherstellers gesprochen: Nach einem Unfall mit aktiviertem Assistenzsystem muss Tesla der verletzten Fahrerin keinen Schadenersatz zahlen.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge war die Frau aus Los Angeles mit ihrem Tesla im Autopilot-Modus gegen einen Bordstein geprallt. Dabei löste der Airbag aus, brach ihr den Kiefer, schlug ihr mehrere Zähne aus und schädigte ihre Gesichtsnerven. Sie verlangte von Tesla drei Millionen US-Dollar und unterstellte dem Unternehmen Fehler bei Autopilot und Airbag.
Das Unternehmen rühmt sich damit, mit seinem Assistenzsystem Maßstäbe für die Unterstützung seiner Fahrer zu setzen. Mithilfe verschiedener Sensoren können die Autos die Spur halten, lenken, bremsen, beschleunigen und selbstständig einparken. Diese Fähigkeiten – in Kombination mit dem Namen Autopilot – verleiten einige Tesla-Besitzer offenbar dazu, sich beim Fahren vollständig auf das System zu verlassen. Obwohl Tesla davor warnt, dass das System nur unterstützend wirkt.
So argumentierte das Gericht
Dieser Argumentation folgte das Gericht: Beim Autopiloten handele es sich um einen Fahrassistenten und nicht um ein selbstfahrendes Auto. Dieser Punkt ist bei der Frage der Haftung wichtig: Bei einem Assistenzsystem ist der Fahrer für das Auto verantwortlich. Zudem, so das Gericht, habe die Kundin das System in der Stadt verwendet, wovor Tesla zu diesem Zeitpunkt noch in der Bedienungsanleitung warnte.
Der verhandelte Fall ist verhältnismäßig glimpflich ausgegangen: Apple-Mitarbeiter Walter Huang starb 2018 in seinem Tesla, nachdem dieser 2018 bei eingeschaltetem Autopilot auf dem Highway 101 in Kalifornien plötzlich nach links auf eine Straßentrennung aus Beton zusteuerte und dort zerschellte. Das Auto hatte dieses Verhalten laut "Washington Post" offenbar vorher schon mehrfach gezeigt.
Huang hatte laut Untersuchungen nebenbei ein Spiel auf seinem Smartphone geöffnet und 34 Prozent der Fahrtdauer die Hände nicht am Lenkrad gehabt. Darunter auch in den letzten sechs Sekunden, in denen das Auto plötzlich beschleunigte und auf die Barriere zuraste. Das National Transportation Safety Board kam 2020 zu dem Schluss, dass der Unfall wahrscheinlich durch vorherige Ablenkung und die Grenzen des Autopiloten verursacht wurde.
- golem.de: "Tesla gewinnt Klage wegen Unfall mit Autopilot"
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