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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fernreisen Kurioses Colorado: Dünen, Ufos, Alligatoren
Nein, die Sonne kann es nicht sein, die mir seit Stunden vom wolkenlosen Himmel aufs Hirn brennt. Vielleicht ist es der schnurgerade Highway in der staubtrockenen Prärie oder der gleichmäßige Sound meiner Harley, der mich dazu bringt, plötzlich Dinge zu sehen, die es hier im südlichen Colorado eigentlich gar nicht geben kann. Doch es ist keine Fata Morgana, was da plötzlich am Horizont auftaucht und auch beim Näherkommen nicht verschwindet: Dünen wie in der Sahara! Schauen Sie sich die Dünen und weitere Highlights aus Colorado in unserer Foto-Show an.
Bis zu 200 Meter hohe Sandberge
Es sind riesige Sandberge, die sich hier zu Füßen der südlichen Ausläufer der Rocky Mountains, den fast 4000 Meter hohen Sangre de Christo Mountains, bis zu 200 Meter hoch auftürmen. Das Wunder der Natur wurde in Jahrmillionen im Zusammenspiel von Wind und Wasser geformt. Der Wind trägt den Sand viele Meilen weit über die Prärie, das Wasser hält das riesige Gebilde zusammen. Der Grand Sand Dunes Nationalpark ist nicht nur Amerikas jüngster Nationalpark, sondern in seiner Art auch einzigartig auf der Welt. Winzig zwar, aber nur in den Great Sand Dunes zu finden, sind zum Beispiel sechs endemische Insektenarten, darunter der gestreifte Tiger Beetle, der kurios aussehende Tiger-Käfer. Pflichtprogramm eines jeden Besuchers des Parks ist natürlich die Erklimmung eines der gewaltigen Sandberge. Das ist ein mühseliges Unterfangen, das von vielen unterschätzt wird. Snowboarder jedoch haben die Dünen längst als ideale Spielwiese für sommerliche Rutschpartien entdeckt. Sportlich ambitionierte Besucher können sich im nahe gelegenen Souvenirshop "Oasis" sogar Boards ausleihen.
Die höchsten Berge Colorados erleben
Diese nur relativ dünn besiedelte, staubtrockene Gegend liegt rund fünf Stunden südlich von Colorados Hauptstadt Denver. Die schönste Fahrt dorthin führt von Denver in Richtung Westen über den Interstate 70 bis zur Abzweigung bei Copper Mountain auf den Highway 91 nach Süden. Dann geht es über das alte Minenstädtchen Leadville nach Buena Vista. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich hier am Rand eines breiten, grünen Tales die höchsten Berge Colorados aneinander, allesamt bis zu 4000 Meter hoch. Spätestens auf der Höhe des gewaltigen Mount Princeton in der Nähe des kleinen Örtchens Nathrop sollte man dann auf die Country Road 162 nach rechts abbiegen und ein paar Meilen hinauffahren zu den Mount Princeton Hot Springs. Das sind heiße Quellen, die hier mehrere Schwimmbäder und Felsengrotten füllen. Sie sind ideal, um die müden Knochen zu entspannen - und noch schöner, wenn man sich für ein oder zwei Nächte in einem der romantischen Blockhäuser des Resorts einmietet.
Auch Christo kommt
Ein Muss ist dann die rund 20 Meilen lange Fahrt ins Tal hinein, vorbei an schneeweißen Kreidefelsen hinauf in das 1880 gegründete Goldgräbernest St. Elmo. Schwer vorstellbar, dass in den alten, mittlerweile liebevoll renovierten Holzhütten auf mehr als 3000 Metern Höhe einmal bis zu 2000 Menschen wohnten. Wer Zeit und Muße hat, der biegt auf dem Weg zurück im Tal in das reizende Westernstädtchen Salida ab. "Dream Town" nennt das US-amerikanische Outside Magazine den Ort mit seinen 5000 Einwohnern: Traumstadt. In Salida scheint sich zudem jeder irgendwie mit Kunst zu beschäftigen, denn nur so ist die große Anzahl von Galerien zu erklären. Weltweite Aufmerksamkeit wird Salida übrigens erhalten, wenn der Verpackungskünstler Christo im Jahr 2014 seinen Traum verwirklicht: Dann will er den bei Kajakfahrern und Raftern beliebten Arkansas River - er fließt durch Salida - viele Meilen lang mit farbigem Stoff "überdachen".
Wo sind die Ufos?
Wenigstens eine Nacht sollte man in Salida verbringen, bevor es am nächsten Tag über den 3000 Meter hohen Poncha-Pass weiter Richtung Süden geht. Rund 100 Meilen fährt man dann schnurgeradeaus, links die gigantischen Ausläufer der Rocky Mountains, rechts staubtrockene Prärie und davor eine leere, im Sonnenlicht flimmernde Straße - ein Genuss, den man nur im Wilden Westen erleben kann. Und dann ist es plötzlich auch wieder da, das Gefühl irgendwie im Kino zu sein. Träumt man vielleicht schon wieder? Oder gibt es da wirklich einen "Ufo Watch Tower"? Es gibt ihn tatsächlich. Die Idee, die stählerne Plattform, von der aus man angeblich fliegende Untertassen beobachten kann, hatte Judy, eine Rancherin, die hier in der Gegend eigentlich mal Viehzucht betreiben wollte, aber schnell feststellte, dass es statt Gras nur Staub gab. Was also tun mit dem Land, fragte sie sich. Nachbarn erzählten ihr schließlich von mysteriösen Flugobjekten, die sie immer wieder am nächtlichen Himmel beobachten konnten. Da baute Judy einen Campingplatz, einen Souvenirshop und eben den "Ufo Watch Tower".
Zimtrolle statt Ufo
Für zwei Dollar kann man jetzt die Plattform erklimmen. Ufos kann Judy nicht garantieren, aber ihre köstlichen Zimtrollen entschädigen für den entgangenen Blick auf Marsmännchen. Die kann man zumindest im Souvenirshop erwerben. Aus Plastik zwar, aber immerhin. Was braucht Judy da noch Rindviecher? Eine weitere Begegnung der dritten Art hat man nur wenige Meilen weiter südlich, wenn mitten in der Prärie plötzlich Hinweisschilder auf eine Alligatorenfarm auftauchen. "Colorado Gators Reptile Park" nennt sich der Ort in der Nähe der kleinen Siedlung Mosca. Für 15 US-Dollar Eintritt kann man dort rund 300 Alligatoren in Teichen beobachten. Das Geheimnis dieser ungewöhnlichen Lage sind heiße Quellen, in denen sich die für Colorado doch ziemlich artfremden Tiere offensichtlich rund ums Jahr wohlfühlen. Es soll ja Leute geben, die das Fleisch dieser Tiere essen - und auch Handtaschen kann man aus ihnen machen.
Die größte Bisonherde Amerikas
Und weil eine Tour durch den Süden Colorados so reich an Überraschungen ist, gibt es ein paar Kilometer gleich noch eine obendrauf: Auf einem riesigen, der amerikanischen Naturschutz Gesellschaft Nature Conservancy gehörenden Gelände befindet sich die Zapata Guest Ranch. Das Besondere und Einmalige an der Guest Ranch ist die wohl größte Bisonherde Amerikas. Rund 3000 dieser zotteligen Urviecher grasen weit verstreut auf dem riesigen Gelände. Höhepunkt ist ein Ritt unter Führung des feschen Cowgirls Carla mitten hinein in die Herde. Carla kommt aus Münster und wollte eigentlich nur mal ein paar Wochen als Hospitantin auf der Ranch arbeiten. Dann verliebte sich erst in die Ranch, dann in den Rancher, und jetzt ist sie mit ihm verheiratet und denkt nur noch selten an Münster im fernen Germany.
Weitere Informationen:
Anreise: Colorados Hauptstadt Denver wird von fast allen großen Airlines angeflogen. Seit 2012 gibt es eine neue, schnelle Verbindung von München mit Icelandair (www.icelandair.de) über Reykjavik nach Denver (Preis je nach Jahreszeit zwischen 700 und 1000 Euro).
Einreise: Urlauber, die kein US-Visum besitzen, müssen mindestens 72 Stunden vor Abflug eine elektronische Registrierung (https://esta.cbp.dhs.gov) ausfüllen.
Für Motorradfahrer: Motorradmiete in Denver am besten bei Eagle Rider, 2350 Lawrence St., Tel. 001/303/531-5890.
Stationen der Tour: Great Sand Dunes Nationalpark, Internet: www.nps.gov/grsa/index.htm);
Mount Princeton Hot Springs, Internet: www.mtprinceton.com;
Salida, Internet: www.coloradoheadwaters.com;
Zapata Ranch, Internet: www.zranch.org;
Neuigkeiten aus Colorado sowie aktuelle Veranstaltungshinweise: www.colorado.com
Weitere Auskünfte: Colorado Tourism Office, c/o Get it Acress Marketing, Tel. 0221/2336407, Internet: www.getitacross.de
Erstmals veröffentlicht am 18. Februar 2013