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Livigno: Die höchstgelegene Brauerei Europas


Auf 1816 Metern
Hier liegt die höchstgelegene Brauerei Europas

Im norditalienischen Livigno liegt die höchste Bierbrauerei Europas: Auf 1816 Metern braut Andrea Rocca eigene Biersorten nach den Grundsätzen des deutschen Reinheitsgebots. Sehen Sie die Brauerei auch in unserer Foto-Show.

22.04.2016|Lesedauer: 3 Min.
Nicole Adami
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Vorsichtig hält Andrea Rocca den Bierstachel in die Flamme des Bunsenbrenners. Es dauert keine halbe Minute, da beginnt die kleine Rundkugel am Ende des gut 30 Zentimeter langen Eisenstabs auch schon zu glühen. Dann nimmt Andrea den Stab aus der Flamme und taucht ihn in das kalte Dunkelbier auf der Theke. Sofort entwickelt sich ein feinporigerer weißer Schaum, der langsam und wohl duftend im Glas aufsteigt.

Im italienischen Ort Livigno liegt die höchstgelegene Brauerei Europas.Vergrößern des Bildes
Im italienischen Ort Livigno liegt die höchstgelegene Brauerei Europas. (Quelle: Nicole Adami)

Die Gäste sind verblüfft. "Wenn der Bierstachel auf das kühle Getränk trifft, karamellisiert der Restzucker im Bier und es bekommt einen ganz besonders weichen Geschmack", erklärt der Braumeister. Die Technik geht auf eine alte Schmiedetradition zurück. Damit brachte man schon vor vielen hundert Jahren zu kaltes Bier auf eine angenehme Trinktemperatur. Das Schauspiel sorgt auch heute noch für Staunen und Verblüffung.

Erst vor 15 Jahren gegründet

"Ich liebe es, meine Gäste zu überraschen und das frische Bier direkt vor ihren Augen zu veredeln", erzählt Andrea Rocca. Er eröffnete vor nun mittlerweile 15 Jahren seine eigene Brauerei im italienischen Bergsportort Livigno. In Anlehnung an die Höhe nannte er sie "1816" und rühmt sich seither damit, die höchste Bierbrauerei Europas zu betreiben.

Inmitten des urigen Brauhauses stehen zwei große Kessel, deren Innenleben der 45-Jährige mit Hilfe eines großen Bildschirms überwacht. Gleich gegenüber befindet sich eine lange Theke mit Ausschank, rundherum gemütliche Holztische und Schemel.

Italienisches Bier nach Bayerischem Reinheitsgebot

Die Nähe zu seinen Gästen ist dem Braumeister sehr wichtig. Genau wie die Vorgaben, nach denen gebraut wird: Die Einhaltung des Bayerischen Reinheitsgebots steht dabei an erster Stelle. Dieses lässt bei der Bierherstellung im Kern nur die vier natürlichen Zutaten Wasser, Hopfen, Hefe und Malz zu.

Andrea Rocca hat es während seinen unzähligen Aufenthalten in München und Bamberg kennengelernt und sich sogar in Bayern zum Biersommelier ausbilden lassen. Trotzdem ist es ihm wichtig, seinen Bieren eine spezielle regionale Note zu geben - denn mit seiner Heimat ist der Braumeister eng verwurzelt. Der abgelegene Ort, der heute über verschiedene Pässe und Tunnel zugänglich ist, war lange Zeit nahezu völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Er hat sich seine Traditionen und Brauchtümer aus ebendiesem Grunde bis in die heutige Zeit bewahren können.

Ein Bier vom Berg

So pflegt man in Livigno - wo jeder jeden kennt und mit fast jedem verwandt ist - alte Gewohnheiten und besinnt sich nach wie vor auf natürliche Ressourcen: "Das Quellwasser Livignos zählt zu den reinsten der Welt und ich verwende es besonders gerne, weil es eben von hier ist", erzählt Andrea. Sowohl das Hefeweizen, Helle, Ale als auch sein Rauchbier werden damit hergestellt. Eine absolute Besonderheit ist allerdings Andrea Roccas Peak-Bier: Je nach Saison veredelt es der Braumeister mit Blüten, Gewürzen oder gar Beeren aus der Region. Unter Zugabe von Enzian ist in diesem Jahr beispielsweise ein vollmundiges Bockbier entstanden.

Livigno ist mittlerweile auf rund 6.500 Einwohner angewachsen und seine abwechslungsreiche Berglandschaft besonders Outdoorsportlern ein Begriff. Doch findet man noch viele ursprüngliche Ecken im Ort. In der "Latteria", der Molkerei von Livigno, kann man beispielsweise die Milchverarbeitung miterleben sowie mehr über die alten Geräte erfahren, die einst auf den Hochweiden zum Einsatz kamen. Und seit rund einem Jahr lädt ein eigens eingerichtetes Heimatmuseum dazu ein, die rasante Entwicklung Livignos von einer bäuerlichen Dorfgemeinde zum modernen Bergsportort kennenzulernen.

Besitzer von großem Erfolg überrascht

Als Andrea Rocca 2001 seine Brauerei eröffnete, hatte er nicht mit dem großen Erfolg gerechnet, der ihm heute beschienen ist. "Ich tat es einfach, weil mich das Bierbrauen interessierte und ich fand, dass uns eine eigene Biermarke hier in Livigno noch fehlte", erinnert sich Andrea. Heute werden seine fünf Sorten in den Geschäften des Orts angepriesen. Sie sind so beliebt, dass er zwei bis drei Mal im Jahr nach München fährt, um neuen Hopfen und Malz einzukaufen.

Und nicht nur das: Mittlerweile lockt Europas höchstgelegene Brauerei sogar Bier-Fans aus aller Welt an. Gerade sitzt zum Beispiel ein Bierbraumeister aus Kapstadt an der Theke. Shaun, der die südafrikanische "Berg River Brewery" betreibt, ist von Andrea Roccas Braukunst begeistert. Insbesondere die Sorte "The Peak" hat es ihm angetan: "Das Bier schmeckt wirklich nach Berg, Wald und Wiese. Einfach großartig", schwärmt er.

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