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Künstlerkolonien: Diese deutschen Dörfer inspirieren


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Künstlerkolonien: Diese deutschen Dörfer inspirieren

Viele Maler des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren fasziniert von der ungebändigten Natur, den einsamen Landstrichen und ihren Bewohnern fern der Großstädte. Deshalb zogen sie in Scharen in entlegene Dörfer in der Provinz. Dort war das Leben noch billig und die Sehnsucht vieler Künstler nach einem naturnahen, einfachen Leben erfüllte sich für sie. Das künstlerische Schaffen fand vor allem in der freien Natur statt, die Künstlerkolonien entwickelten sich zu Geburtsstätten neuer Kunstströmungen. Der Pioniergeist, der einst die Künstler beflügelte, ist auch heute noch in vielen Künstlerkolonien zu spüren. Wir stellen fünf Künstlerdörfer in Deutschland vor, die zu einer Kurzreise einladen. Schauen Sie sich die Orte auch in unserer Foto-Show an.

Aktualisiert am 08.03.2013|Lesedauer: 4 Min.
srt, Sybille Boolakee
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Ahrenshoop - ein Künstlerdorf wie gemalt

Entdeckt wurde das weltabgeschiedene Fischerdorf Ahrenshoop 1889 durch den jungen Maler und Grafiker Paul Müller-Kaempf. In den Folgejahren siedelte sich eine muntere Schar Künstler in dem ursprünglichen Dorf mit seinen Reetdachhäusern an. Ahrenshoop entwickelte sich nach und nach zu einem bekannten Badeort an der Ostsee. Die einzigartige Landschaft und die besonderen Lichtverhältnisse inspirieren bis heute viele Künstler. Acht Galerien und Ausstellungshäuser präsentieren klassische und moderne Kunst aller Genres. In den Ahrenshooper Kunstkaten, von Müller-Kaempf und Theobald Schorn 1909 für die Malerkolonie entworfen, werden auch heute wieder regelmäßig Ausstellungen, Auktionen und Lesungen angeboten. Sehnsüchtig erwartet wird die Eröffnung des neuen Kunstmuseums Ahrenshoop im Spätsommer 2013. Dort sollen die vielen Werke der Ahrenshooper Künstler eine gemeinsame Heimat finden. Traditionell startet im Juni wieder das Ahrenshooper Jazzfest, beim Keramikertreff im Juli dürfen Besucher auch selber Ton kreativ gestalten. Weitere kulturelle Höhepunkte sind die Ahrenshooper Filmnächte im September sowie die Literaturtage im Oktober (www.ostseebad-ahrenshoop.de).

Natur erleben, die Künstler inspiriert hat.Vergrößern des Bildes
Natur erleben, die Künstler inspiriert hat. (Quelle: Tourist-Information Murnau & Das Blaue Land)

Worpswede - das Künstlerdorf im Teufelsmoor

"Worpswede - das ist ein Wunderland" begeisterte sich Paula Modersohn-Becker bereits 1897. Die Maler Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Hans am Ende gehörten mit zu den ersten Künstlern, die sich in dem Dorf etwa 30 Kilometer nordöstlich von Bremen niederließen. Noch immer faszinieren die weite Landschaft und ihr hoher Himmel, die Birkenalleen und das geheimnisvolle Teufelsmoor die Besucher. Worpswede ist bis heute eine aktive Künstlerkolonie mit einer Vielzahl von Galerien und Museen. Eine "Insel des Schönen" schuf der vielseitige Künstler Heinrich Vogeler mit seinem Anwesen Barkenhoff, dem heutigen Heinrich-Vogeler-Museum. Die Große Kunstschau präsentiert Bilder der Gründer der Künstlerkolonie sowie zeitgenössische Kunst. Bei einem Bummel durch die Gärten und Parks entdecken Besucher ein knuffiges Rundhaus: die Worpsweder Käseglocke. In diesem Baudenkmal residiert das Museum für Worpsweder Möbel und Kunsthandwerk. Ein besonderes Kleinod ist das Haus im Schluh. Das Hofensemble aus drei reetgedeckten Niedersachsenhäusern beherbergt ein Museum, eine Handweberei und eine kleine Gästepension. Wer dort übernachtet, der schläft in Originalmöbeln, entworfen von Heinrich Vogeler, und frühstückt mitten im Museum (www.worpswede.de).

Willingshausen - Rotkäppchens Heimat

Es war einmal ... ein verträumtes Fachwerkstädtchen in Nordhessen. Vor mehr als hundert Jahren war Willingshausen ein beliebter Treffpunkt von Malern. Auch Ludwig Emil Grimm, der Bruder der märchensammelnden Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, zog es in den abgelegenen Ort. Seine Gemälde der Schwälmer Trachten mit den roten Hauben gelten als Vorbild für Rotkäppchen. Ein beliebter Treffpunkt der Künstler war das Malerstübchen im Gasthaus Haase. Dort wurde gefeiert und gemalt, und den Gastraum schmückten bald viele Kunstwerke. Irgendwann kam einer auf die Idee, die Tür der Gaststube gemeinsam zu bemalen. So entstand eines der schönsten Willingshäuser Kunstwerke, das heute in der Ausstellung "Malerstübchen" bewundert werden kann. An Grimms Märchen in Bildern, Märchen und Vorträgen erinnert im Grimm-Jahr die Kunsthalle Willingshausen mit vielen Veranstaltungen. Wer gerne selbst kreativ werden möchte, der findet in mehrtägigen Zeichenkursen und Wochenendworkshops Inspirationen. Besonders beliebt sind die Museumsworkshops für Kinder und Jugendliche. Gemeinsam werden beispielsweise Märchen illustriert, und so wie vor über hundert Jahren wird wieder eine alte Tür kunstvoll bemalt (www.malerkolonie.de).

Murnau und Kochel - auf den Spuren des Blauen Reiter

Blauer Himmel, blaue Berge und der blaue Staffelsee - Murnau liegt mitten im Bilderbuchland Oberbayern. Für Franz Marc war die Gegend um Murnau das "Blaue Land". Gemeinsam mit Wassily Kandinsky gaben die beiden Maler 1912 den Almanach "Der Blaue Reiter" heraus. Im Münter-Haus findet anlässlich dieses hundertjährigen Jubiläums noch bis Herbst 2013 die Sonderausstellung "Die Blaue Reiterei stürmt voran" statt. Aber im Münter-Haus begeistern die Besucher nicht nur die Gemälde, sondern vor allem die von Kandinsky liebevoll bemalte Holztreppe und viele Möbel. Die Faszination der Berge präsentiert vom 21. März bis zum 23. Juni im Schlossmuseum Murnau die Ausstellung "Alpenglühen - die Berglandschaft als Sehnsuchtsort". Murnau war und ist bis heute nicht nur ein Anziehungspunkt für Maler. Auch Musiker und Dichter zog es schon früh in den beschaulichen Ort. So lebte Ödön von Horváth von 1924 bis 1933 in Murnau. Zum 75. Todestag wird an den Dramatiker während der "Murnauer Horváth-Tage 2013" mit einem umfangreichen Programm erinnert (www.murnau.de). Auch im nur etwa 20 Kilometer entfernten Kochel am See können Besucher auf künstlerische Entdeckungsreise gehen. Franz Marc sind dort ein Museum und ein Kunstspaziergang gewidmet. Auf dem Rundweg vom Aussichtspunkt Kohlleite bis zum Kochelsee erleben Besucher an neun Stationen, welche Motive den Maler inspirierten. Im Franz Marc Museum finden sich Werke der Künstler des "Blauen Reiters", aber auch der Künstlergruppe "Brücke" (www.kochel.de).

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