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Rodaborn: Kultiger Rastplatz, der keiner sein darf


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Rodaborn: Kultiger Rastplatz, der keiner sein darf

In Thüringen gibt es einen skurrilen Ort, der vor kurzem durch einen Unfall in die Schlagzeilen kam: Ein 39-Jähriger hat sich beim Versuch, auf einem Autobahnparkplatz zu einem Imbiss zu gelangen, einen Finger abgerissen. Denn den Imbiss trennt von dem Parkplatz an der A9 nahe dem thüringischen Triptis im Saale-Orla-Kreis seit 2004 ein Zaun. Seitdem reicht Inhaberin Christine Wagner den rastenden Fahrern ihre Bratwürste über die Absperrung. "Durch den Zaun ist es verboten, darüber erlaubt", hätten ihr die Behörden mitgeteilt. Sehen Sie Deutschlands vielleicht ungewöhnlichste Raststätte auch in unserer Foto-Show.

Aktualisiert am 10.07.2012|Lesedauer: 2 Min.
Von dapd
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Ältester Rastplatz Deutschlands

Der Rastplatz Rodaborn, an dem sich der Unfall ereignete, gilt als der älteste Deutschlands. Bereits 1928 öffnete die Gaststätte. 1936 wurde aus der angrenzenden Straße eine Autobahn. Zu DDR-Zeiten wurden Busreisende aus dem Westen dort versorgt. Zäune und Wachen sorgten dafür, dass sich niemand aus dem Inland der Transit-Raststätte näherte, wie Wagner erzählt. Heute sind die Gaststättengebäude nur noch vom Umland aus erreichbar. Denn seit gut acht Jahren grenzt ein etwa zwei Meter hoher Zaun das Gaststätten-Gelände vom Rastplatz ab.

Verkauf durch den Zaun in RodabornVergrößern des Bildes
Verkauf durch den Zaun in Rodaborn (Quelle: dapd)

Wer was kaufen will, muss klingeln

Nach dem Ausbau der A 9 im Jahr 2004 sei kein Platz mehr für einen Rasthof an der Stelle gewesen, heißt es aus dem Thüringer Verkehrsministerium. Die maximale Anzahl an Konzessionen für Raststätten an der A 9 sei vergeben. Nur wenige Kilometer weiter stehe eine Raststätte mit Lizenz. Die Wagners hätten das vorher gewusst, sagt ein Ministeriumssprecher. Die aus Baden-Württemberg stammende Christine Wagner übernahm zusammen mit ihrem Mann Georg 2009 die Gebäude und eröffnete einen Kiosk. Eine Lizenz für den Betrieb einer Autobahnraststätte wollten sie anschließend kaufen. Eine große Kette für Autobahnraststätten habe die Gebäude eigentlich abreißen wollen, sagt sie. Immer wieder seien Autofahrer gekommen und hätten über den Zaun gefragt, ob sie etwas kaufen könnten. Inzwischen hängt dort für die Rastenden eine Glocke auf der Parkplatzseite. Die "knapp 50-Jährige", wie sie sagt, steigt dann auf eine Stehleiter auf ihrer Seite und reicht beispielsweise eine Bratwurst über den Zaun.

Unfall rückte Rasthof in die Schlagzeilen

Der Rastplatz, der keiner sein darf, ist daher inzwischen Kult bei vielen Autofahrern. Immer wieder verköstigt Wagner nach eigenen Angaben ganze Busse mit Bundeswehrsoldaten. Auch Beamte der Autobahnpolizei kämen regelmäßig, berichtet sie. Viele Reisende aus dem Ausland machten Station am Imbiss. Gäste fragten regelmäßig, ob das hier die DDR sei - "wegen des Zauns und der seltsamen Vorschriften". Auch bei Unfällen habe sich der Zaun schon als großes Hindernis erwiesen. Zuletzt war das bei dem Schweizer Anfang Juli 2012 der Fall, der sich einen Finger abriss, als er beim sogenannten Geocaching - einer elektronischen Schatzsuche mithilfe von GPS-Empfängern - über den Zaun klettern wollte. Als er von herunterfiel, verhakte sich ein Ring und trennte ein Fingerglied ab. Der Verletzte lag für die Sanitäter auf der falschen Seite des Zaunes. Den zu umfahren ist umständlich und dauert gut zehn Minuten. Also demontierten die Gastwirte die Absperrung an der Stelle und gaben den Verletzten durch. Anschließend verschlossen sie die Lücke wieder. "Verkauft wird sowieso oben drüber", sagte Wagner.

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