Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abenteuer im Urlaub Eisklettern ist nicht nur was für Profis
Jeder Schlag mit dem Pickel lässt das Eis splittern. Zentimeter für Zentimeter kämpft sich der Bergsteiger am gefrorenen Wasserfall aufwärts. Doch Eisklettern ist nicht nur etwas für Profi-Abenteurer: Bergsportschulen weisen auch Anfänger in die Faszination des Eisfallkletterns ein.
Mit Pickel und Steigeisen die Kaskaden eines erstarrten Wasserfalls erklimmen, sich an vereisten Felswänden empor hangeln und dabei die eigenen Grenzen auszuloten: Eisklettern reizt immer mehr abenteuerlustige Wintersportler. Allerdings ist es nicht damit getan, sich die Eisen unter die Schuhe zu klemmen und loszumarschieren. Bergsportschulen erleichtern Anfängern mit speziellen Kursen gefahrlos den Einstieg und bieten geübten Kletterern bei geführten Touren Spaß mit Gleichgesinnten.
Ideales Revier in den Allgäuer Alpen
In den Allgäuer Alpen gilt beispielsweise das Rubihorn bei Oberstdorf als ideales Eiskletterrevier: Während Anfänger am gefrorenen Abfluss des Gaisalpsees trainieren, finden Könner weiter oberhalb zahlreiche Routen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Die Alpinschule Allgäu vermittelt Einsteigern in zwei Tagen die wichtigsten Grundkenntnisse.
Die Ausrüstung wird den Teilnehmern gestellt, Basiskenntnisse im Sichern werden vorausgesetzt. Trittsicherheit und gute Kondition setzen Bergführer Patrick Jost und sein Team bei ihren intensiven Wochenendkursen im Wasserfall-Eisklettern an. Inklusive kompletter Ausrüstung kostet so ein Kurs je nach Anbieter und Programm circa 250 bis 350 Euro.
Eisklettern in Vorarlberg und Brandnertal
Auch im angrenzenden österreichischen Bundesland Vorarlberg weisen Bergführer Interessierte in die Kunst des Eiskletterns ein. Zum Beispiel von Januar bis März im Montafon: Hier dauert das Programm in der Regel von 9 bis 15 Uhr, Theorie und Praxis inklusive Leihausrüstung kosten pro Person 67 Euro.
Im Brandnertal lockt bei Brand das Eisklettergebiet Flurschrofa: Wo sonst das Wasser tosend über die Felsen springt, fordern im Winter bei passendem Wetter (ideal sind Temperaturen um den Gefrierpunkt bis ein paar Grad unter Null) mehr als 30 Routen die Kletterfreaks. Die Region gilt unter Kennern als Prunkstück des Eiskletterns im Westen Österreichs. Die längste Eisroute Österreichs ist übrigens der Fallbach-Wasserfall im Bregenzerwald mit sagenhaften 700 Metern Kletterlänge in einem grandiosen Ambiente.
Gefrorene Wasserfälle wie Vorhänge
Bis zu 300 Meter empor ragen die türkisblau glitzernden "Vorhänge" und Eissäulen in den Schluchten um Warth-Schröcken, das wegen seiner Vielzahl attraktiver Eisfälle ein idealer Standort für Liebhaber dieses Sports ist. Auch Anfänger sind dort bestens aufgehoben: Bei Schnuppertouren lernen sie den richtigen Umgang mit Pickel, Eisschrauben und Steigeisen und machen erste Schritte am Eisfall (Do.-So. tägl. ab 16 Uhr, 50 Euro pro Person).
Vom einstigen Geheimtipp für Eiskletterer zu einem wahren Szene-Mekka hat sich die Pitztaler Bergwelt in Tirol mit ihren zahlreichen Wasserfällen entwickelt. Fallebachfall, Stuibenfall, Taschachschlucht, Eggenstallfall oder der Dorfbach Jerzens begeistern mit spannenden und abwechslungsreichen Routen Anfänger und Kletterprofis gleichermaßen.
Künstliche Eiskletterwände in der Schweiz
Ebenfalls ein Paradies zum Eisklettern ist die Region Pontresina im Schweizer Kanton Graubünden. Auch dort reiht sich ein Wasserfall an den anderen, dazu "überlisten" einige Bergführer die Natur, indem sie Steilwände geschickt mit Wasser behandeln und so normale Kletterfelsen auch für Eiskletterer zu einer Herausforderung machen. Ein besonderes Erlebnis ist das Nacht-Eisklettern am ausgeleuchteten Eishang.
Ein Tipp für Anfänger ist "Hoschi's Eiswelt" bei Adelboden im Berner Oberland: Direkt neben der Bergstation Engstligenalp befindet sich diese technisch einfache, 35 Meter hohe Eiswand. Eine Herausforderung für kühne Kletterer ist das Eiskletter-Revier in Engelberg in der Zentralschweiz. Vor allem die Schlucht Hundsbachrinne bietet bei entsprechender Witterung hervorragende Möglichkeiten zum Eisklettern.
Weitere Informationen
Trotz wachsender Beliebtheit bei sportlichen Urlaubern wird Eisklettern in den meisten Regionen von den Tourismusverbänden nicht explizit beworben. Es lohnt sich aber, danach zu fragen, denn die Mitarbeiter vor Ort wissen, welche Bergsportschulen Kurse und Touren anbieten. Einige Beispiele:
- Allgäu: Hindelanger Bergführerbüro, Hauptstraße 28, 87541 Vorderhindelang, Tel. 08324/953650, www.bergschulen.de. Alpinschule Allgäu, Stromeyerstr. 48, 88171 Weiler i. Allgäu, Tel. 08387/427, www.alpinschule-allgaeu.de
- Vorarlberg: Berg Aktiv Brandnertal, Matin 22, A-6707 Bürserberg, Tel. 0043/664/88511271, www.bergaktiv.info. Free Motion, Siedlerweg 12, A-6714 Nüziders, Tel. 0043/664/1051648, www.free-motion.at. Alpinschule Widderstein, A-6767 Warth Nr. 32, Tel. 0043/660/2149207, www.alpinschulewidderstein.com.
- Pitztal: Skischule Pitztal, Mandarfen 69, A-6481 St. Leonhard, Tel. 0043/5413/85000, www.skischule-pitztal.at.
- Graubünden: Bergsteigerschule Pontresina, Via Maistra 163, CH-7504 Pontresina, Tel. 0041/81/8428282, www.bergsteiger-pontresina.ch.