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Bärensafari in der Hohen Tatra


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Auf Bärensafari in der Hohen Tatra

Bären bevölkerten einst die Wälder und Gebirge Europas. Heute sind sie in freier Wildbahn fast ausgestorben, doch es gibt nach wie vor Regionen, in denen das größte lebende Landraubtier der Erde eine Zuflucht gefunden hat. Neben Spanien, Frankreich und Italien ist es vor allem Osteuropa, das den Bären, namentlich dem Braunbär, eine Zuflucht bietet. Einige hundert Exemplare leben in der Slowakei, trax.de-Autorin Johanna Stöckl hat sich aufgemacht, zumindest eines von ihnen aufzuspüren. Bilder der Bärensafari in der Hohen Tatra sehen Sie in unserer Foto-Show.

20.03.2014|Lesedauer: 5 Min.
trax.de, Johanna Stöckl
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Hier steppt der Bär

Robin will ein paar deutsche Worte zu mir sagen. Nämlich "Wenn der Berg ruft." Da er Engländer ist und mit starkem Akzent spricht, verstehe ich hingegen: "Wenn der Bär groovt". Es wird dies der Running Gag der Tour...

Hohe Tatra: Bergsee.Vergrößern des Bildes
Wegen der Bären gekommen, aber festgestellt: Die Hohe Tatra ist an sich schon eine Reise wert. (Quelle: Johanna Stöckl)

Ich habe ja schon viel in den Bergen erlebt, aber auf einer Bärensafari war ich noch nie. Als ich vor über einem Jahr in Banff / Kanada erstmals auf einer Wanderung einem Elch begegnete, war ich danach tagelang völlig aus dem Häuschen. Aber einen Braunbären in echt und nicht im Zoo zu sehen, wäre - für mich zumindest - noch einmal eine ganz andere Liga.

60 Braunbären leben rund um den Tschirmer See herum

Aus diesem Grund, also deren Bären wegen, reise ich in die Hohe Tatra. Und zwar in den slowakischen Teil, der zwei Drittel des Gebirges einnimmt, das zu den Karpaten gehört. Mein ungewöhnlich luxuriöses Basislager schlage ich am 1300 Meter hoch gelegenen Štrbské pleso, dem Tschirmer See, auf und residiere für ein paar Tage im Grand Hotel Kempinski High Tatras.

Jetzt kann man natürlich Glück haben und einfach so, per Zufall beim Wandern oder Berggehen auf einen der circa 60 Braunbären treffen, die in der Bergregion rund um den Tschirmer See beheimatet sind. Nicht auszudenken allerdings, was dann vor Schreck passieren könnte! Außerdem will ich ja auch einiges über Meister Petz erfahren. Ein Profi muss her!

Bären sind im Spätherbst auch tagsüber sehr aktiv

Als uns Robin morgens mit seinem Galloper Geländewagen im Hotel abholt, ist er uns auf Anhieb sympathisch. Er sieht aus wie ein Nationalpark-Ranger: Karohemd aus Flanell, gute Berghose, feste Schuhe. Wir fahren nach Podbanksé, einem kleinen Örtchen nahe dem Tschirmer See, stellen unseren Wagen ab und radeln auf Mountainbikes ins Tichá dolina, das, wörtlich übersetzt, "Stille Tal".

Immer wieder hält Robin an, nimmt sein Fernglas in die Hand und starrt auf die umliegenden Hänge. Die Wahrscheinlichkeit, im Spätherbst Bären zu sehen, ist groß. Denn kurz vor dem Winter sind die sonst vorwiegend dämmerungs- und nachaktiven Gesellen auch tagsüber sehr geschäftig. Schließlich muss jetzt der Winterspeck angefressen werden. Und damit sind die Bären im Spätherbst mehr oder weniger rund um die Uhr beschäftigt.

Der Bärenflüsterer der Hohen Tatra

Robin Rigg kennt jeden Bären, der hier haust. Der 41-jährige gebürtige Engländer ist seit fast 20 Jahren in der Slowakei zu Hause. 1996 kam er in die Hohe Tatra um - eigentlich nur für ein paar Wochen - Wölfe, Luchse und Bären zu beobachten. Ein Besuch mit nachhaltigen Folgen. Robin ist geblieben und hat sein Leben eben diesen Tieren verschrieben. Als Vorsitzender der Slovakian Wildlife Society, die er 1998 gegründet hat, kümmert sich der studierte Zoologe um den gesamten Bestand der hier ansässigen Wildtiere, vor allem um Bären und Wölfe -und das In wissenschaftlicher Form.

Viele Tage verbringt Robin logischerweise outdoor. Allerdings hockt er, was er sehr bedauert, auch regelmäßig im Büro, um Statistiken anzulegen, mit anderen Wissenschaftlern zu kooperieren, um sich weltweit auszutauschen, auch um Vorträge vorzubereiten, die er auf internationalen Symposien hält. Darüber hinaus geht er auch in Schulen, um Kinder zu unterrichten. Und er leitet auf Wunsch Bärensafaris.

Den Bären auf der Spur

Plötzlich steigt Robin von seinem Rad ab und deutet auf einen schwarzen Haufen, der auf der Straße liegt. Darin eingebettet unverkennbar: rote Beeren. Mehr oder weniger unverdaut. Es ist dies, so erfahren wir, die Losung eines Braunbären. Da Bären nämlich schlechte Verwerter sind, müssen sie im Herbst unzählige Beeren fressen, um davon auch satt zu werden. Bevorzugte Marken: Preißel-, Schwarz- und Vogelbeeren. Natürlich mag der Bär als Allesfresser auch gerne Fleisch, Insekten oder Fisch. Aber gerade die Exemplare in der Slowakei ernähren sich mitunter auch tagelang vegetarisch. Da die Bären hier verhältnismäßig wenig Fisch ergattern können, sind sie auch kleiner als etwa die lachsverwöhnten kanadischen Verwandten.

Unter uns: Selten habe ich mich über einen - pardon - Haufen Scheiße so gefreut wie jetzt. Das muss man sich einmal vorstellen! Ein Bär ist also hier entlang getrottet. Jetzt müssen wir ihn nur noch finden!

Das "Stille Tal" ist allein schon eine Reise wert

800 Bären gibt es insgesamt in der Slowakei. Ob sich einer blicken lässt? Ich bin nervös. Gut zehn Kilometer legen wir one way auf unseren Mountainbikes zurück, bleiben an - laut Robin - besonders vielversprechenden, sonnigen Stellen stehen und starren um uns. Nichts!

An einem schönen Rastplatz halten wir. Robin hat Brotzeit und Getränke für uns mitgebracht. Gut vier Stunden sind schon rum. Vom Bären nichts weiter als eine Spur. Zwar gebe ich die Hoffnung nicht ganz auf, aber ich ertappe mich dabei, mir einzureden, dass es sich auch ohne Bären gelohnt hat, ins "Stille Tal" zu radeln. Auf den umliegenden Gipfeln nahe der polnischen Grenze sehe ich im Fernglas hauptsächlich Schafe und Wanderer. Jeder will die milde Herbstsonne noch einmal genießen. Wieso denn nicht der Bär? Irgendwann hake ich das Kapitel restlos ab. Das wird nix mehr. Nicht hier, nicht heute.

Meister Petz lässt sich endlich blicken

Im Schatten ist es am Spätnachmittag kühl geworden. Wir machen uns auf den Rückweg. Der Plan: noch einmal an den Top-Spots stehen bleiben und erneut Ausschau halten. Mir ist kalt. Ich will nach Hause. Schließlich warten im Hotel - und das ist sicher - fünf Sterne und eine gigantische Wellness-Abteilung auf mich. Oh nein, nicht schon wieder absteigen! Ich bewundere Robins Geduld. Oder soll ich sie verfluchen? Zum x-ten Mal schaut er durch sein Fernglas.

Plötzlich bewegt er sich auf seinen Rucksack zu, nimmt das Stativ heraus, baut es auf, setzt das Fernrohr auf und sagt: "Finally, there is a bear up there!" Ich fasse es nicht! Ein Bär? Wo? Knapp 200 Meter über uns auf einer Lichtung steht er in der letzten Sonne und frisst unablässig Beeren von den Sträuchern. Durch das Fernrohr sieht man ihn perfekt: Schwarze Ohren hat er und ein grau-braunes Fell. Dick ist er und ziemlich langsam in seinen Bewegungen. Ich kann die Freude nicht beschreiben, die wir haben. Wie die Kinder reißen wir uns darum, durch das Fernrohr schauen zu dürfen.

Über 30 Minuten lang beobachten wir den braunen Koloss voller Wonne. Gefährlich sieht er nicht aus, eher putzig. Dass vor allem Muttertiere gegenüber Menschen aggressiv werden können, hat Robin einmal am eigenen Leib erfahren. Dann hilft weder weglaufen, noch auf einen Baum kraxeln. Nur noch: still verharren, sich bloß nicht mehr bewegen und beten.

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Leider wird es finster. Wir müssen heim. Was bleibt? Ein unvergessliches Erlebnis, das wir einzig und allein Robins geschultem Auge zu verdanken haben. Mein neuer Lieblingsspruch: Wenn der Bär groovt! Robin, mit deiner Geduld hast du uns (k)einen Bärendienst erwiesen ...

Weitere Informationen:

Unterkunft: Grand Hotel Kempinski High Tatras, Kúpeľná 6, 059 85 Štrba - Štrbské Pleso, Slowakei, www.kempinski.com/en/strba-strbske-pleso/grand-hotel-high-tatras

Wissenswertes: www.slovakwildlife.org

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