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Aktivurlaub Türkei: Wandern im Taurusgebirge bei Antalya


Aktiv- & Skiurlaub
Wandern auf den Taurus Trails - im unberührten Hinterland Antalyas

Reisen in die Türkei sind in Deutschland ungebrochen beliebt. Billige Preise in Hotels und Wirtschaften sowie ganzjährig günstiges Wetter ziehen viele zu einem Badeurlaub an die türkische Riviera. Eines der beliebtesten Ziele ist dabei die Hafenstadt Antalya. Während viele Reisende sich mit ein paar faulen Tagen am Strand begnügen, liegt mit dem Taurusgebirge ein echter Geheimtipp für Freunde des Wanderns im nahezu unberührten Hinterland von Antalya. Wie unvergleichlich schön die Landschaft ist, die die Taurus Trails in den Bergen erschließen, sehen Sie in unserer Foto-Show.

11.10.2013|Lesedauer: 5 Min.
trax.de, Petra Rapp
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Wandern im Taurusgebirge

Zugegeben, kurz könnte man schon an einen Yeti denken, sieht man Ömer Gülşen durch das Dickicht aus der Ferne heraufsteigen. Ein Baum von einem Mann. So einer, dem man als Frau hier in der Einsamkeit des lykischen Taurusgebirges auf den ersten Blick lieber nicht alleine begegnen will. Auf den zweiten ist man dann sehr froh, Ömer um sich zu haben. Kein anderer kennt sich hier im bergigen Hinterland Antalyas so gut aus wie er.

Wandern im Taurusgebirge, Türkei.Vergrößern des Bildes
Eine Traumlandschaft für naturverbundene Wanderer: das nahezu unberührte Hinterland Antalyas. (Quelle: Petra Rapp/trax.de)

Der 60-jährige Bergführer weiß, wo es lang geht in den uralten Zedernwäldern in der Nähe von Tülek und auch anderswo in den türkischen Bergen, von denen er alle Gipfel bestiegen hat. Ohne Guide kommt man in dieser Region nicht weit. Abgesehen von Abschnitten des Lykischen Weges gibt es hier noch so gut wie keine erschlossenen Pfade oder ausgeschilderten Wanderwege und auch keinerlei Kartenmaterial. Und so ohne weiteres auf eigene Faust die Berge erobern kann man hier auch nicht, für viele Touren sind offizielle Genehmigungen erforderlich.

Pilotprojekt erschließt die Weißen Berge im Hinterland von Antalya

Doch der Weg in das schroffe Küstengebirge und in das Hinterland Antalyas mit seinen hochalpinen Gipfeln der Akdag, der Weißen Berge, lohnt allemal. Unberührte Natur mit einer artenreichen Flora und Fauna, Hirten und Nomaden in einsamer Landschaft, dazu eine tief verwurzelte Tradition der Gastfreundschaft in den Bergdörfern geben Wanderern und Bergfreunden einen gänzlich anderen Blick auf die sonst so strandbetonte, lebhafte All-Inclusive-Region um die Hafenstadt Antalya.

Diesen Blick auf die Region will der Münchner Bergreiseveranstalter DAV Summit Club in Zukunft bewegungsfreudigen Naturliebhabern regelmäßig ermöglichen und arbeitet unter anderem gemeinsam mit der Provinz Antalya, dem dortigen Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. und dem Flugreiseveranstalter SunExpress seit rund einem Jahr an der sanften Erschließung des Taurusgebirges. "Das Pilotprojekt ist eine Riesenchance für die Region. Wir wollen den Urlaubern zeigen, dass Antalya gerade für Natursportler weit mehr zu bieten hat als viele vermuten. Zugleich wollen wir der Landflucht im Hinterland entgegenwirken und den jungen Menschen dort eine neue Perspektive geben", sagt Dr. Yusuf Örnek vom örtlichen Reiseveranstalter Trailtravel.

Uralte Zedernwälder in über 1000 Metern Höhe

Aktiv-Tourismus mit Wandern, Bergsteigen, Klettern und Mountainbiken in möglichst naturverträglicher Form ist das Ziel. Das Bewusstsein dafür ist da. Volkan (33), der in Zukunft die Gruppen führen und von Ömer deshalb jetzt in die richtige Routenwahl eingeführt wird, sammelt akribisch jeden Müll auf dem Weg ein und überzeugt in perfektem Deutsch mit großem Wissen über Land, Leute und die Natur im Taurus. Er erzählt auf dieser ersten Eingehtour zwischen Zedern, Wacholder und Pinien, dass die hiesigen Libanonzedern in den Bergwäldern um Tülek (1200 Meter) nur sehr langsam wachsen und auch wegen ihres antiseptischen Saftes sehr wertvoll sind. Auch der frühere bayerische Innenminister Beckstein reist übrigens immer wieder gerne hierher, wie der Wirt im Berghotel Ovacik stolz erzählt und ein Foto an der Wand beweist.

Auf dem Tahtali prallen Kulturen aufeinander

Sportliche Herausforderung und vielschichtige kulturelle Begegnungen prägen diese Reise. Beim circa dreistündigen Aufstieg von Gedelma zum Tahtali (Olympos, 2318 Meter) geht es vorbei an einer versteckten Yayla, einer kleinen Alm, wo die Tochter in ihren Semesterferien mithilft, die Tiere versorgt und Ziegenkäse, Honig und eingelegtes Gemüse notdürftig verpackt zum Mitnehmen anbietet.

Nach einem steilen Anstieg durch den Wald, der immer wieder grandiose Ausblicke ins Tal freigibt, sitzt ein ganzes Stück weiter oben im karstigen Gelände ihre Mutter einsam mit ihrer Ziegenherde und wird von ihren zwei Hütehunden gut bewacht. Man sieht ihr das harte Leben in den Bergen an: herb, ausgemergelt, aber doch mit stolzem Gesichtsausdruck. Ihr ist es wichtig, dass die Tochter studiert und auch ein anderes Leben kennenlernt, erzählt sie.

Ömer gibt Anweisungen zum richtigen Verhalten, die Volkan übersetzt. Er führt die Gruppe geschlossen an den nervös bellenden Hunden vorbei. Wolkenspiele oben über dem karstigen Gipfelaufbau, wo die Bergstation der Seilbahn als Ziel der Wanderung auftaucht. Bizarre Begegnungen mit vielen leicht bekleideten Russen dort oben auf dem zugigen Gipfelplateau, was an viele Bergstationen in den Alpen erinnert, die inzwischen ja ebenfalls stark von russischen Touristen belagert werden werden.

Von Elmali auf den "Mädchengipfel" Kizlarsivrisi

Bei der Talfahrt mit der Olympos-Seilbahn eröffnen sich weite Blicke auf die weiße Küstenlinie südlich von Kemer, bevor es weitergeht ins kleine, nahezu touristenfreie Städtchen Elmali. Früher einmal eine wichtige und bedeutende osmanische Provinz- und Pilgerstadt, wartet Elmali heute mit Moschee, alten Herrenhäusern, einem lebendigen Markt und einem faszinierenden Blick auf den markanten, 3086 Meter hohen Kizlarsivrisi ("Mädchengipfel") auf.

Der Weg zum Fuße dieses höchsten Gipfels im mittleren Taurusgebirge führt durch ein Zedernschutzgebiet mit einem Wanderroutennetz von rund 30 Kilometern. Schön: eine 894 Jahre alte und über 32 Meter hohe Zeder als floraler Höhepunkt im Wald, in dem auch circa 60 Vogelarten, Luchse, Wildschweine, Wölfe, Hasen und viele weitere Tierarten leben.

Auf dem Weg hinunter zum kleinen Küstenort Adrasan geben ein Besuch eines Alevitendorfes samt Heiligengrab, eines kleines Biobauernhofes und einer idyllischen, aber derzeit noch im Dornröschenschlaf befindlichen Bike-Lodge in Turunҫova, die durch viel soziales Engagement (unter anderem durch die Jugend des DAV) wiederbelebt werden soll, tiefe Einblicke in das Land und ihre ursprüngliche, sehr herzliche Gastfreundschaft.

Deep Water Solo: Klettern an den Klippen der Riviera

Unten an der zum Teil noch sehr idyllischen Küste zwischen Adrasan und Olympos haben vor allem Kletter- und Wassersportfreunde ihren Spaß. Professionelle Klettercracks wie Metin Yilmaz und Ferit Yigit zeigen hier den Gästen beim Deep Water Solo an den Felsen im Wasser ihr Können oder gehen mit den vielen Freaks, die in der fast schon legendär-bizarren Baumhaus Lodge von Kadir in Olympos ihre Zeit verbringen, in einen der vielen Kletterspots rund um die antike Stadt am Strand.

Canyoning, Seekajak, Schnorcheln, Tauchen und vieles mehr ist hier geboten, freakiges Leben mit Hippie-Charakter inklusive. Ömer ist ein Mann der Berge und bleibt deshalb lieber oben im Hinterland. Dort, wo sein alles durchdringender Ruf aus unverständlichen Vokalen noch lange als Echo schallt und vom Weg abgekommenen Wanderern als Orientierungshilfe dient. Ein Ruf, der ebenso lange im Gedächtnis bleibt wie auch die vielen hier neu entdeckten Seiten dieses kontroversen Landes.

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Reiseinformationen:

Der DAV Summit Club bietet seit Oktober 2013 mehrmals im Jahr eine 12-tägige Wanderreise in die Taurus Trails im Hinterland Antalyas an (Preis ab 995 Euro). Detaillierte Infos unter www.dav-summit-club.de.

Weitere Infos zur Region:

www.trailtravel.com
www.kadirstreehouses.com
www.olymposrockclimbing.com
www.greatoutdoorsports.com

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