Aktivurlaub oder Kultur? Diese kroatische Insel bietet alles für den Urlaub
Die kroatische Insel Rab in der Adria steckt voller Vielfalt. Ein Besucher der Insel berichtet und gibt Tipps zum Wandern, Radfahren und einer Kajaktour.
Der Pfad steigt über Steine und Wurzeln an. Man schwitzt, Kiefern spenden Schatten, das gesiebte Sonnenlicht kleckst auf den Boden. Rotweiße Wanderzeichen sind auf Baumstämme gepinselt.
Dann öffnet sich der Blick. Durch das Blätter- und Astwerk wird das Grün der Wälder sichtbar, das küstenwärts abfällt. Die für die Adria üppige Vegetation ist ein Markenzeichen Rabs. In der Ferne verschmelzen Adria- und Himmelblau, buckeln sich die Inselnachbarn Cres und Lošinj auf.
Hier, auf Rab, führt der Weg zwischen Wacholder und Steineichen weiter bergan bis zum Kamenjak, dem Inselthron, 408 Meter über dem Meer. Dort oben, auf einem kargen Kalksteinplateau, flacht die Vegetation ab. Niedergedrückt wird sie vom Bora, dem Fallwind aus Richtung des kroatischen Festlands.
Ankömmlinge haben um den Kamenjak Steinmännchen gebaut, wobei das hier kein klassischer Gipfel ist. Stattdessen bricht eine Antennenanlage mit der Umgebung. Den Anblick der Panoramen schmälert das nicht.
Das Festland ist ebenso in Sicht wie der Velebit-Kanal, der es von der Inselwelt trennt. Zu ihr zählt auch Goli otok, einst Gefängnisinsel und Schandfleck aus jugoslawischer Zeit.
Radstrecke mit historischen Bauten
Ein paar Zahlen: Rab ist verglichen mit den Inselnachbarn Krk und Cres relativ klein: 22 Kilometer lang und elf Kilometer breit. Dennoch können sich Aktivurlauber auf 88 Kilometern Wanderwegen und 348 Kilometern Radstrecken abwechslungsreich betätigen.
Beliebtes Terrain für Mountainbiker ist die Halbinsel Kalifront im Nordwesten, Ausgangspunkt ist die gleichnamige Inselhauptstadt Rab. Ab dort folgt man der Promenade parallel zum tiefen Einschnitt einer Bucht, wo Felsen aufsteigen und leuchtend weiße Jachten sich vom Blau des Meeres abheben. Nach einem Anstieg gewinnt das Grün die Oberhand im Schutzgebiet des Dundo-Forsts. Der Wald lieferte einst das Material für Schiffsbau, Tischlerarbeiten und Feuerholz.
Hier startet etwa die 22,5 Kilometer lange Rundtour Capo Fronte, die man trotz 363 Höhenmetern der einfachen Kategorie zurechnet. Schotter, Kies und Asphaltstücke wechseln sich ab. Es duftet nach Kiefern und Kräutern.
Verwoben mit der Natur ist ein Netzwerk historischer Bauten, die im Zuge des Projekts Rab Archaeological Traces dokumentiert und wieder freigelegt worden sind. Die Überbleibsel der Kirchen Maurus und Paul animieren zu Kurzabstechern zu Fuß in die Waldeinsamkeit. Höhepunkt ist die Ruine der Kapelle zu Ehren der heiligen Mara über der Mara-Bucht. Vor Jahrhunderten versanken hier Franziskaner in der Kontemplation.
Wer heute die innere Einkehr sucht, nimmt auf dem mit Kiefernnadeln übersäten Boden vor den Mauern Platz. Das Grünblau des Wassers schimmert durch Büsche und Bäume. Dazu hört man das Rauschen der Wellen.
Paddeln durch kristallklares Wasser
Eine Seekajaktour setzt Rab in ein neues Licht. Zug um Zug paddelt man durch glasklares Wasser, abseits von Bebauung – wobei sich diese auf Rab im Rahmen halten. Auch Hotelklötze gibt es kaum. Eine idyllische Bucht folgt auf die andere.
Möwen kreischen. Ein Kormoran breitet auf Felsen seine Schwingen zum Trocknen aus. Tourguide Pahljana ist froh um das ruhige Paradies: "Zum Glück gibt es keine Industrie auf der Insel." Nicht nur seine Gäste, sondern auch er genießt die Pause.
Wer mag, stürzt sich nackt in die Fluten. Nudismus auf Rab ist normal, seit sich Englands König Eduard VIII. und seine Herzensdame Wallis Simpson in den 1930er-Jahren textilfrei erfrischten. Allerdings gilt es, auf Quallen und Seeigel zu achten. Vor deren Stacheln und dem steinigen Untergrund der Küsten schützt man sich am besten mit Aquaschuhen, die es überall zu kaufen gibt.
Kondition beim Stadtbummel
Das kristallklare Wasser setzt sich an Stränden wie dem sogenannten Paradiesstrand bei Lopar fort. Lopar ist die Inselhauptstadt von Rab und hat einige Aktivitäten zu bieten: Ein Stadtbummel verlangt nach Kondition. Denn vom Hafen durch einen Park hinauf ins historische Viertel mit dem Geflecht aus Gassen, mit Efeu und Bougainvilleen überzogenen Fassaden sowie dem Quartett aus Kirchtürmen lässt sich ordentlich Strecke machen.
Zwei der Kirchtürme, die von St. Mariä Himmelfahrt und St. Johannes, darf man erklimmen. Dann geht es über den Altstadtmauern treppauf zu einer Aussichtsterrasse. Und wieder klebt das Shirt am Körper. Gut, dass sich die Flüssigkeits- und Kalorienverluste in einer Fülle kleiner, gemütlicher Restaurants ausgleichen lassen.
Anreise und Unterkünfte
Die Überfahrt von Valbiska im Südwesten von Krk nach Lopar auf Rab dauert mit der Autofähre 80 Minuten. Eine weitere Fähranbindung nach Misnjak auf Rab gibt es ab Stinica auf dem Festland. Von dort dauert das Übersetzen nur eine Viertelstunde. Alternative: nach Rijeka fliegen und mit dem Mietwagen weiter nach Rab.
Auf Rab gibt es viele Ferienunterkünfte, darunter Studios, Apartments, Ferienhäuser und einige Campingplätze. Große Hotels findet man kaum.
- Nachrichtenagentur dpa