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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Die grösste Uhrensammlung der Welt
Im unscheinbaren Schweizer Städtchen La Chaux-de-Fonds steht das Musée International d'Horlogerie (MIH). Darin befindet sich die größte Uhrensammlung der Welt. Besucher reisen durch die Geschichte der Uhrmacherei, erhalten Einblicke in die unterschiedlichsten Mechanismen und bestaunen hochkomplizierte Konstruktionen von der Antike bis heute. Schauen Sie sich Bilder aus dem Museum in unserer Foto-Show an.
Die 40000-Einwohner-Stadt nahe der französischen Grenze, in der das Musée International d'Horlogerie beheimatet ist, wurde vor gut 200 Jahren nur für die Uhrenherstellung erbaut. Viele der im Museum ausgestellten Meisterstücke stammen von Uhrmachern und Uhrenfabriken aus der Region.
Unterirdisches Museum
Im Viertelstundentakt ertönt im idyllischen Park des Museums das Glockenspiel einer neun Meter hohen und elf Meter langen Monumentaluhr: "Le Carillon". Es ist das einzige, von außen auffällige Detail des Musée International d'Horlogerie (MIH). Der Rest des Museums liegt unterirdisch versteckt. Hinter einem schlichten Eingang aus Beton und Glastüren verbirgt sich wie in einer Höhle die größte Uhrensammlung der Welt. Mit der Gründung der hiesigen Uhrmacherschule Mitte des 19. Jahrhunderts begann auch die Sammlung. >>
Im Jahr 1902 wurde das MIH gegründet, seit 1974 residiert es in dem unterirdischen Betonbau. Das Gebäude ist in die Natur integriert, so wie das Uhrenhandwerk in das Leben von La Chaux-de-Fonds.
Betonkonstrukt wichtig
Der Beton hält die Innentemperaturen konstant, eine wichtige Voraussetzung für das einwandfreie Funktionieren vieler Uhren.
Außerdem verstärkt der höhlenartige Bau das Bild einer Schmuckschatulle - das Museum ist prall gefüllt mit rund viertausend Zeitmessern:
Von Wasseruhren und Turmuhrwerken, über Astrarien - antike astronomische Uhren, die auf dem geozentrischen Prinzip basieren - Marinezeitmessern und Spieluhren, von Tisch- und Taschenuhren, bis hin zu Chronographen und Digitaluhren sowie Präzisionsuhren wie Meridianfernrohren und Atomuhren. >>
Die Ausstellungsstücke werden in hängenden oder stehenden Glaskugeln präsentiert, der Betrachter erhält dadurch Rundum-Einblicke. Oft wurde das Uhrwerk freigelegt, sodass auch dem Laien schnell klar wird welche enorme Finesse und Präzision die Uhrmacher in ihre Arbeit einbringen. Sei es die filigrane Emaille-, Gravur- und Goldschmiedearbeit, oder der diffizile Zusammenbau winzigster Teilchen für verschiedenste Funktionen.
Filigrane Armbanduhren
Und wer sich schon immer über unglaublich hohe Uhrenpreise gewundert hat, der versteht nun den besonderen Wert mancher Uhr. Besonders anschaulich werden komplizierte Taschenuhren im ersten Saal an einem beidseitig verglasten Modell präsentiert. Der Mechanismus hat so viele Einzelteile, dass auf den ersten Blick das Uhrwerk aus einem einzigen Block zu bestehen scheint. Sieht man genauer hin, erkennt man die schier unzählbaren, klitzekleinen Elemente.
Aber nicht immer bestimmt die Vielfalt der Teilchen, den Wert einer Uhr. Manche Uhren wurden in jahrelanger Arbeit mit so wenigen Einzelteilen wie möglich konstruiert; schön zu sehen ist dies bei der Uhr von Samuel Roi mit nur einem Rad. Zwar kann man noch mit edlen Materialien wie Gold, Platin und Diamanten den Preis ins Unermessliche steigern, doch echte Uhrenkenner wissen, es ist die Konstruktion, die sogenannte Uhrenkomplikation, die den wahren Wert bestimmt.
Tourbillon wurde in La Chaux-de-Fonds erfunden
So können nur die besten Uhrmacher ein Tourbillon - auf Deutsch Wirbelwind - bauen. Dieser käfigartige Mechanismus sollte ursprünglich Fehler bei der Ganggenauigkeit von Taschen- und Armbanduhren beheben. Erfunden wurde er von einem Uhrmacher aus La Chaux-de-Fonds, A.-L. Breguet. Heute wird das Tourbillon im Prinzip als besonders zeitaufwendige und schwierige technische Spielerei verwendet - mit großer Auswirkung auf den Preis. >>
Auch sogenannte Brücken, die auf der Werkplatte befestigt sind, gelten als technisches Statussymbol einer Uhr. Bei den Studenten der Uhrmacherschule kann man in der offenen Werkstatt des MIH bei der Uhrenrestauration zusehen. Ebenfalls zu bewundern sind unzählige technische Details, Werkzeuge und Maschinen sowie die im Frühjahr 2011 installierte neue Sektion der Dauerausstellung "Der Mensch und die Zeit." Auf einer Art multimedialer Zeitreise passiert man auf einem 17 Meter langen, erleuchteten Pfad die verschiedenen Zeitalter im Rückblick.
Ernennung zum Weltkulturerbe
Begleitet wird man von Infokästen, Utensilien und Zeitmessern vor Erfindung der mechanischen Uhr wie Wasser-, Sonnen- oder Feueruhren. Interaktiv kann man die Jahresringe eines mächtigen, in La Chaux-de-Fonds gefällten Baumstamms mit den Phasen der industriellen Entwicklung verbinden.
Die einzigartig enge Verbindung der Stadt La-Chaux-de-Fonds und der Schwesterstadt Le Locle mit dem Uhrenhandwerk war der Unesco 2009 die Ernennung zum Weltkulturerbe wert.
Eindrücke aus dem Museum erhalten Sie in unserer Foto-Show.