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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Fellwechsel" beim Menschen In welcher Zeit wir am meisten Haare lassen
Da hängt einiges in der Bürste: Im Herbst haben viele Menschen das Gefühl, mehr Haare zu verlieren als sonst. Da ist etwas dran, wie ein Experte erklärt.
Im Herbst fallen nicht nur die Blätter von den Bäumen, viele Menschen bemerken auch, dass ihnen mehr Haare ausfallen als noch im Sommer. Im Winter sind es dann deutlich weniger. Gibt es also auch beim Menschen so etwas wie einen "Fellwechsel"?
Wissenschaftliche belegt: saisonale Haarwechsel
Haarverlust im Winter ist mehr als eine gefühlte Realität: Prof. Jörg Faulhaber von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) weist auf verschiedene Studien hin. Sie hätten gezeigt, dass in der kalten Jahreszeit – und auch im Frühjahr – bei Männern und Frauen vermehrt Haare ausfallen.
Unser Haar hat nämlich verschiedene Funktionen: Im Sommer dient es als Lichtschutz, im Winter als Kälteschutz. Im Frühjahr und Herbst finde, so Faulhaber, bei Menschen – ähnlich wie im Tierreich – ein Fellwechsel statt. Der macht sich aber heutzutage nur noch am Kopfhaar bemerkbar. Alte Haare fallen bei diesen saisonalen Haarwechseln vermehrt aus und werden durch nachwachsende ersetzt.
Haarverlust im Winter nicht dauerhaft
Viele Haarwurzeln treten im Sommer von der Wachstums- in die Ruhephase ein. "Circa drei Monate später fällt dann das Haar aus und ein neues wird in der Haarwurzel angelegt", sagt der Dermatologe.
Hormone wie Melatonin und ein möglicher Vitamin-D-Mangel könnten diese Veränderungen im Haarwuchszyklus beeinflussen. Der genaue Mechanismus sei noch nicht vollständig erforscht.
Die gute Nachricht: "Beim saisonalen Haarwechsel handelt es sich aber um keinen Haarausfall im engeren Sinne. Die Patienten müssen sich keine Sorgen machen, dass das Haar dadurch langfristig weniger wird", sagt Faulhaber.
Wenn die Haare doch weniger werden
Und wenn doch? Wachsen die Haare nach einem Haarwechsel nicht nach und werden spürbar weniger, sollte man das ärztlich abklären lassen. Hierbei können Blutuntersuchungen auf Eisen- oder Zinkmangel, Schilddrüsenwerte und genetisch bedingten Haarausfall hilfreich sein.
Bei Männern ist Haarausfall oft erblich bedingt
Wenn sich eine kahlen Stelle am Hinterkopf bilden oder das Haar rund um die Stirn immer dünner wird und sich Geheimratsecken offenbaren, liegt bei Männern in der Regel ein genetisch bedingter Haarausfall vor. Experten schätzen, dass mit 25 Jahren ungefähr jeder Vierte und mit 50 Jahren jeder zweite Mann davon betroffen ist.
Liegt die Ursache in den Genen, kommen die Haare leider nicht wieder zurück. Allerdings gibt es Medikamente, die verhindern, dass es schlimmer wird. Wichtig ist, die Therapie früh zu beginnen und durchzuhalten, wenn die Medikamente wie erhofft anschlagen. Denn man muss damit rechnen, dass der Haarausfall nach dem Absetzen dieser Mittel wieder einsetzt.
Letzter Ausweg: die Haartransplantation
Ein dauerhafter, doch zugleich aufwendiger Weg zu vollerem Kopfhaar ist die Haartransplantation. Damit sie infrage kommt, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen sollte es schon wirklich sichtbare Lücken und Kahlstellen geben. Zum anderen müssen ausreichend eigene Spenderhaare am Hinterkopf vorhanden sein.
Die sollte man auch nicht alle auf einmal verpflanzen, sondern eine Reserve übriglassen, falls man zu einem späteren Zeitpunkt weitere Haare transplantieren möchte. Grundsätzlich wird bei einer Haartransplantation nur eigenes Haar verwendet, gespendete fremde Haarwurzeln würden vom Körper abgestoßen. In Ausnahmefällen kann auch auf Barthaar oder Körperhaare zur Verdichtung zurückgegriffen werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 24. April 2019)
- Verfahren der Haartransplantation. Online-Information des Verbands Deutscher Haarchirurgen e. V. (VDHC) (Stand: Aufgerufen am 20. Juni 2022)
- Anlagebedingter Haarausfall beim Mann: Was man dagegen tun kann. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 5. Januar 2021)