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Lichttherapie: Lässt blaues Licht Pickel und Falten verschwinden?


Blaue Lichtimpulse
Wie sich Lichttherapie auf Pickel und Falten auswirkt

Lichttherapie (Phototherapie) gehört in vielen Kosmetikstudios und Hautarztpraxen zum Behandlungsangebot für ein schönes Hautbild frei von Pickeln und Falten. Verschiedene Hersteller bieten sogar Lichttherapie-Geräte für den Heimgebrauch an. Sanfte und schmerzfreie Lichtimpulse sollen die Hauterneuerung anregen und Entzündungsreaktionen lindern.

Aktualisiert am 07.12.2021|Lesedauer: 4 Min.

Doch stimmt das? Oder verbirgt sich hinter den blauen und roten Lichtimpulsen sogar ein Gesundheitsrisiko?

Eine junge Frau bei einer Lichttherapie: Blaues Licht soll sich positiv auf die Hautstruktur auswirken. Doch Experten streiten über die Wirksamkeit.Vergrößern des Bildes
Eine junge Frau bei einer Lichttherapie: Blaues Licht soll sich positiv auf die Hautstruktur auswirken. Doch Experten streiten über die Wirksamkeit. (Quelle: Denis Vyalov/getty-images-bilder)

Lichttherapie: Welches Licht wird verwendet?

Bei der Phototherapie wird sichtbares Licht – kein UV-Licht – in verschiedenen Wellenlängen, Dosierungen und Intensitäten eingesetzt – abhängig vom Therapieschwerpunkt. Bei der Blaulichttherapie beispielsweise kommt sichtbares, blaues Licht, also Licht mit Wellenlängen von 420 bis 480 Nanometern zum Einsatz. Es wird über Fluoreszenzlampen, Halogenlampen oder LEDs auf die Haut gestrahlt.

Wann wird die Blaulichttherapie angewandt?

Nach Informationen des Bundesamtes für Strahlenschutz wird Blaulicht im Rahmen der Phototherapie vorwiegend zur Behandlung oder zur Vorbeugung der Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus neonatorum) eingesetzt. Das blaue Licht setzt einen photochemischen Prozess in Gang, bei dem "das wasserunlösliche Bilirubin in eine wasserlösliche Form umgewandelt" und so abtransportiert und ausgeschieden werden kann.

Wichtig bei der ärztlichen Behandlung ist, dass die Dosierung streng eingehalten und die Augen des Säuglings geschützt werden. Ebenso wird blaues Licht zur Behandlung von Neurodermitis, Schuppenflechte und Akne angewendet.

Wie wirkt blaues Licht auf die Haut?

In der kosmetisch-ästhetischen Behandlung soll die Lichttherapie das Hautbild verbessern und gegen unreine Haut und Falten helfen. Blauwelliges Licht wird gegen entzündete und eitrige Pickel eingesetzt, mit dem Ziel, das Aknebakterium "Propionbacterium acnes" zu zerstören.

Ergänzend kommt oft rotwelliges Licht mit einer Wellenlänge von 630 bis 790 Nanometern zur Anwendung. Dem roten Licht werden antientzündliche, durchblutungsfördernde und wundheilungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.

Wie wirksam ist die Blaulichttherapie?

Viele Kosmetikstudios und Hautarztpraxen bieten die Lichttherapie als – alleinige oder ergänzende Behandlungsmöglichkeit – zur Akne-Behandlung an. Verschiedene Hersteller haben Blaulicht-Masken, Blaulicht-Stifte oder Blaulichtlampen gegen Hautunreinheiten für die Anwendung zuhause im Sortiment und bewerben deren Erfolg. Über die Wirksamkeit der Lichttherapie bei unreiner Haut wird in Expertenkreisen nach wie vor diskutiert.

Experten des IGeL-Monitors haben 2018 neun vorliegende Studien zur Therapie mit blauem und rotem Licht eingesehen. Zwar zeigten die Studien vereinzelt leichte Vorteile der Lichttherapie, doch die Experten bewerteten die Studien als nicht aussagekräftig genug. Es gebe keine ausreichenden Hinweise auf Vorteile oder Nachteile der Therapie mit rotem und blauem Licht im Vergleich zur medikamentösen Standardtherapie. Da sich Nutzen und Schaden die Waage halten, stuften die Experten des IGeL-Monitors die Wirkung der Lichttherapie als "unklar" ein.

Laut der Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft kann bei leichter bis mittelschwerer Akne papulopustolosa "eine Therapie mit Blaulicht in Kombination mit topischen und systemischen Therapien erwogen werden". Eine Empfehlung ist das aber nicht. Zu große Hoffnung sollte man sich der Leitlinie zufolge nicht machen: "Eine direkte Wirkung auf Komedonen (Mitesser) ist eher nicht zu erwarten. Schwerere Akne-Verläufe bessern sich nicht."

Mit unreiner Haut zuerst zum Hautarzt

Wer unter unreiner Haut leide, solle im ersten Schritt immer zu einem Dermatologen gehen, rät Verbraucherschützerin und Juristin Yvonne Vollmer von der Abteilung Gesundheit und Patientenschutz der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH). "Schlägt der Dermatologe eine Behandlung vor, fragen Sie nach, ob die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden."

Krankenkassen würden nur die Kosten von Behandlungen übernehmen, deren Nutzen nachgewiesen sei. Muss der Patient die Kosten selbst zahlen, handele es sich um eine IGeL-Leistung. "Diesen individuellen Gesundheitsleistungen fehlenin der Regel aussagekräftige Wirksamkeitsstudien. Es gibt daher keine Garantie auf Erfolg", so die Expertin.

Sichere Blaulichttherapie: Darauf sollten Sie achten

Rein ästhetische oder kosmetische Behandlungen beim Hautarzt oder beim Kosmetiker müssen Verbraucher selbst zahlen, denn Krankenkassen zahlen nur für die Behandlung von Erkrankungen. "Wer sich für eine solche Selbstzahler-Behandlung entscheidet, sollte das Gespräch mit dem Hautarzt oder Kosmetiker suchen und Kosten, Wirksamkeit und mögliche Risiken besprechen und im besten Fall schriftlich festhalten, was in einem möglichen Schadensfall, etwa bei Schäden an den Augen, passiert", rät Vollmer.

"Bei einem Arzt darf der Patient davon ausgehen, dass dieser haftpflichtversichert ist und eine Versicherung für Schäden durch Behandlungsfehler aufkommt, bei Kosmetikern sollten Sie nachfragen, ob eine solche Versicherung besteht", so die Expertin. "Bei Erkrankungen infolge von medizinisch nicht indizierten Operationen, Tätowierungen oder Piercings muss die Krankenkasse den Versicherten angemessen an den Behandlungskosten beteiligen – in allen anderen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten von Folgebehandlungen vollständig."

Was taugen Geräte für zu Hause?

Bei Geräten für den Heimgebrauch rät Vollmer zur Vorsicht: "Es ist nicht auszuschließen, dass Sie sich Hautschäden oder Augenschäden zuziehen, etwa weil Sie das Produkt nicht richtig anwenden oder weil das Gerät fehlerhaft oder schadhaft ist. Im Schadensfall stehen Sie alleine da. Sie müssen beweisen, dass der Hersteller schuld ist. Diese Gerichtsverfahren halten die wenigsten Verbraucher durch."

Ist Blaulicht von Smartphones und Bildschirmen schädlich?

Und was ist dran an den Behauptungen, dass das blauwellige Licht von Smartphones, Tablets und Co. die Augen schädigt? Nachgewiesen ist, dass der Blaulichtanteil bei Geräten wie Smartphone, Computerbildschirm und Fernseher die Ausschüttung des Schlafhormons Melanin hemmt. Wer spät abends "blau macht", schläft also schlechter. Bei vielen Geräten lässt sich mit der Einstellung "Blaulichtfilter" der Blauanteil reduzieren.

Eine Gefahr für die Augen stellt das blauwellige Licht von Smartphones, Laptops, Tablets und Computerbildschirmen laut Bundesamt für Strahlenschutz nicht dar: "Für eine Blaulichtgefährdung der Netzhaut, also eine photochemische Schädigung der Netzhaut oder des retinalen Pigmentepithels (RPE) durch energiereiches Licht, ergaben sich in Untersuchungen mit verschiedenen Displays keine Hinweise."

Anders ist das bei hochkonzentriertem Licht. Übersteigt die Strahlenstärke bestimmte Werte, kann Licht vor allem die Augen schädigen. Dies gelte insbesondere für den energiereichen, blauen Teil des sichtbaren Spektrums ("Blaulichtgefahr"). "Die aufgenommene Energie des Lichts wird in chemische Reaktionsenergie umgesetzt. Es können beispielsweise reaktionsfreudige Sauerstoff-Formen entstehen, die Zellen der Netzhaut (…) schädigen", schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Webseite. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch seien die üblichen Lampen und Lampensysteme aber als augensicher zu betrachten.

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