Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Es ändert sich im Alter Wie viele wirklich gute Freunde hat ein Mensch?
An Freundschaften hängen viele Ideale und oft scheitern sie schneller als Partnerschaften. Ab einem bestimmten Lebensjahr sinkt die Anzahl der Freunde zudem.
Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt? Stimmt, denn Freundschaften machen nicht nur glücklicher und gesünder, sie sind heute oft auch belastbarer als früher. Luft nach oben bleibt trotzdem.
Warum sind Freundschaften so wichtig?
Es gibt zwei Schwachpunkte im Leben – Einsamkeit und Unsicherheit. Menschen brauchen nicht nur eine Partnerschaft, sondern ein soziales Dorf. Gerade in Krisenzeiten braucht man auch die Anerkennung und die Rückmeldung von Freunden. Wir leben in einer Zeit, in der die Bedeutung von Freundschaften von Jahr zu Jahr wächst. Denn wir wollen Beziehungen haben, die gleichzeitig verlässlich sind und frei gewählt.
Wie viele wirklich gute Freunde hat ein Mensch?
Wenn es hoch kommt: drei. Darüber hinaus pflegen wir rund zwölf Durchschnittsfreundschaften. Das sind Menschen, die man zum Geburtstag einlädt und die ein bisschen mehr über einen wissen. Alles andere sind meist Bekannte mit einer gewissen Form von Innigkeit wie Nachbarn oder Kollegen.
Hängt die Anzahl der Freunde mit dem Lebensalter zusammen?
Es gibt das grundsätzliche Phänomen, dass die Anzahl der Freundschaften ab dem 23. Lebensjahr ständig sinkt. Forscher gehen davon aus, dass man alle zehn Jahre einen Freund verliert und keinen neuen hinzugewinnt. In den frühen Jahren mit Schule, Ausbildung oder Uni begegnen einem viele Menschen, die noch nicht gebunden und auf der Suche nach Freunden sind. Je älter man wird, desto mehr Verankerte trifft man – Menschen in Partnerschaften oder mit festen Freundeskreisen. Da wird es schwieriger, andere zu gewinnen. Doch je älter man wird, desto qualitativ besser werden Freundschaften, weil man an Menschenkenntnis dazugewinnt, an Toleranz und an Humor.
Woran scheitern Freundschaften?
Es gibt in Deutschland einen großen Unterschied bei Investitionen in Liebe und Freundschaft. Freundschaften sind immer nur die kleine Schwester der Liebe, für sie ist weniger Zeit und Fantasie reserviert. Sobald es Konflikte gibt, sind viele ratlos. Nur 70 Prozent der Freunde reden über ihre Partnerschaften, nur 50 Prozent über Sexualität und nur 30 Prozent über Geld. Und das größte Problem von Freundschaften ist Langeweile.
Können Männer und Frauen nur Freunde sein?
Eine Freundschaft zwischen Männern und Frauen funktioniert, wenn eine von drei Voraussetzungen da ist: Er ist in einer festen Bindung und erotisch erfüllt. Sie ist nicht sein Typ oder eine Frau, die vom Aussehen und vom Verhalten her kameradschaftlich ist. Es geht auch, wenn Männer in der Lage sind, intensive Gespräche herzustellen. In den meisten anderen Fällen werden es Männer immer probieren, bis zum Frühstück zu bleiben.
Was unterscheidet Freundschaften heute von früher?
Früher war Freundschaft hoch oben in den Wolken angesiedelt. Heute geht man konkreter und offener an sie ran. Viele Menschen fragen sich: Würde dieser Mensch für mich da sein, wenn ich krank bin? Und gute Freunde wagen heute auch persönliche Fragen wie: Sag mal, bist du eigentlich glücklich? Noch vor 30 Jahren waren die Deutschen da viel vorsichtiger.
- Nachrichtenagentur dpa