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Psychologie: wie Frauen ihren Müttern ähneln


Psychologie
Hilfe, ich werde meiner Mutter immer ähnlicher!

"Du bist genauso wie deine Mutter!" Dieser Satz klingt für Frauen fast wie ein Vorwurf. Schließlich haben sich viele von ihnen schon oft über die Macken ihrer überfürsorglichen, ständig nörgelnden Mutter geärgert. Als deren Ebenbild bezeichnet zu werden, empfinden sie daher als Beleidigung. Doch es bleibt nicht aus, dass mit zunehmendem Alter bestimmte Ähnlichkeiten offenkundig werden und daher auch anderen Menschen auffallen. Dabei spielen nicht nur die Gene eine wichtige Rolle.

17.10.2013|Lesedauer: 3 Min.
ag
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Die frühkindliche Prägung ist entscheidend

Es sind vor allem die ersten Lebensjahren, in denen die Grundsteine für die spätere Entwicklung eines Kindes gelegt werden. Psychologen sprechen hier von der frühkindlichen Prägung. In den meisten Familien sind in dieser Phase die Mütter sehr präsent. "Dadurch übernehmen die Mädchen oft mehr von der Mutter als vom Vater", sagt Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Autor zahlreicher Partnerschaftsbücher, aus Berlin. Etwa mit zwei Jahren entdecken Mädchen und Jungen, dass sie ein eigenes Ich besitzen und individuelle Wünsche haben können. Diese Entwicklung ist mit einer Abgrenzung verbunden, die in der Pubertät schließlich zur Rebellion wird. Spätestens dann möchte ein Mädchen nicht mehr hören, dass es ganz nach seiner Mutter kommt und bemüht sich, in seinem Äußeren und seinem Verhalten anders zu sein.

Viele Töchter hören es gar nicht gern, wenn sie auf Ähnlichkeiten zu ihrer Mutter angesprochen werden.Vergrößern des Bildes
Viele Töchter hören es gar nicht gern, wenn sie auf Ähnlichkeiten zu ihrer Mutter angesprochen werden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Ähnlichkeiten werden mit den Jahren auffälliger

Übereinstimmungen zwischen Tochter und Mutter fallen in jungen Jahren weniger stark auf. Das mag unter anderem daran liegen, dass sich markante Gesichtszüge erst später entwickeln. Zudem haben Töchter das Bild der Mutter, wie sie als junge Frau aussah, nicht in der Erinnerung. Somit ist es für sie schwer, einen konkreten Vergleich zu ziehen. Mit zunehmendem Alter jedoch wird das anders. Dann werden ähnliche Gesichtszüge immer offensichtlicher. Zudem fallen immer mehr Eigenschaften auf, in denen man die eigene Mutter erkennt. Einige davon sind genetisch bedingt. Hierzu gehören Physiognomie, Stimme und Mimik. Auch Gewichtsprobleme können erblich bedingt sein. So kann es kommen, dass sich die Rundungen im Laufe der Jahre der Figur der Mutter annähern. Eigenheiten wie übertriebene Ordnungsliebe oder Putzwahn sind dagegen nicht vererbt. Hier handelt es sich um Verhaltensmuster, die von der Mutter auf die Tochter übertragen wurden. Das passiert in der Regel unbewusst. Daher fühlen sich viele Frauen gerade ertappt, wenn sie von anderen Menschen auf diese Ähnlichkeiten angesprochen werden.

Mit Mitte Vierzig kommt die Erkenntnis

Selbst wenn wir uns dieser Mechanismen bewusst sind, ist es kaum möglich, sich dagegen zu wehren. "Sobald es eine emotionale Nähe gibt, übernimmt man immer Eigenschaften - ob man will oder nicht. So wie Kälte im Winter in die Jacke kriecht, ist man geradezu wehrlos hinsichtlich des Einflusses wichtiger Menschen", sagt Krüger. Auch wenn viele Töchter in der Lage seien, ihre Lebensplanung anders zu gestalten, lassen sich bestimmte Faktoren nicht ändern. Krüger: "Spätestens mit 45 Jahren stellt man dann mit Erschrecken fest, dass man doch von der Mutter emotionale Eigenschaften übernommen hat. Man ist manchmal ähnlich ungeduldig, macht sich zu viel Sorgen oder räumt ständig auf."

Negative Bindungen können sehr intensiv sein

Doch Hand aufs Herz: Nicht alle Eigenschaften unserer Mütter sind negativ. Auch wenn es an unserer Eitelkeit nagt und wir großen Wert auf unsere Individualität legen, wurden uns von der Mutter auch viele Dinge in die Wiege gelegt, von denen wir profitieren konnten. "Dies muss ich erkennen, weil ich sonst den Zugang zu wichtigen Eigenschaften nicht finde", sagt Krüger. Dann entstehe eine negative Bindung, die sehr intensiv und zerstörerisch sein kann. Grundsätzlich sollte man jedoch darauf achten, die schlechten Eigenschaften der Mutter nicht zu übernehmen. Um diese zu erkennen, kann es sogar hilfreich sein, wenn uns andere Menschen auf Parallelen im Verhalten ansprechen und uns die Augen für Dinge öffnen, die wir selbst nicht sehen oder verdrängen.

Mit negativen Eigenschaften besser umgehen

Ein komplettes Rückgängigmachen der mütterlichen Prägung ist allerdings unmöglich. Die Mutter ist und bleibt nun mal die wichtigste weibliche Leitfigur in unserem Leben. Mit anderen Worten: Auch, wenn sich eine Frau die größte Mühe gibt, anders zu werden, fließen bestimmte Vorstellungen der Mutter unweigerlich in die eigene Persönlichkeit ein. Die individuelle Leistung der Tochter besteht darin, vernünftig mit den mitgegebenen Eigenschaften umzugehen. Hat eine Tochter beispielsweise von ihrer Mutter den Jähzorn geerbt, sollte sie eigene Strategien entwickeln, um das negative Gefühl, das immer wieder in ihr hochkommt, in den Griff zu bekommen.

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