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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Am Ende der Liebe Tut Liebeskummer im Alter auch noch so weh?
Durchheulte Nächte und verzehrende Leidenschaft – gibt es das nur in jungen Jahren? Keineswegs: Auch ältere Menschen kennen die Qualen des Liebeskummers. Doch Senioren mit gebrochenem Herz werden gern belächelt. Dabei sind ihre Seelennöte oft so groß, dass viele erkranken und professionelle Hilfe brauchen. Wir haben die Berliner Therapeutin Silvia Fauck befragt, wie sich Liebeskummer in reifem Alter äußert.
An gebrochenem Herz kann man sterben
"Durch Liebeskummer können Menschen Migräne- und Panikattacken bekommen, depressiv werden und sogar einen Herzinfarkt erleiden", erklärt Silvia Fauck. Als sie 2001 die erste Liebeskummer-Praxis in Deutschland gründete, wurde sie mit ihren Thesen noch belächelt. Mittlerweile ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen in Folge einer Trennung an gebrochenem Herzen, dem so genannte "Broken Heart Syndrom", sterben können.
Wer ohnehin schon etwas älter ist und ein schwaches Herz hat, ist besonders gefährdet. Im Rahmen ihrer Beratungspraxis hat die Therapeutin erlebt, wie schwerwiegend die gesundheitlichen Auswirkungen der verletzten Psyche sein können. In solchen Fällen empfiehlt Fauck daher ihren Klienten eine medizinische Begleitung, die ihnen über die Akutphase ihres Trennungsschmerzes hinweghilft.
Liebeskummer bei Senioren ist ein Tabu
Wenn Liebeskummer bei jüngeren Menschen eine Lebenskrise auslöst, wird das in der Gesellschaft akzeptiert. Anders sieht es bei Senioren aus. Hier wird der Liebesschmerz häufig belächelt, weswegen sich viele ältere Menschen schämen, über ihre Gefühle zu reden. Dahinter steckt noch immer die Vorstellung von der lieben Oma oder dem Opa als geschlechtsneutrale Existenzen, bei denen die Zeit der großen Gefühle längst vorbei ist. Doch die Realität sieht anders aus: Senioren können durchaus ein aufregendes Liebesleben haben und viele genießen sogar erst in fortgeschrittenem Alter den Sex in vollen Zügen. Vor Schmerz und Enttäuschungen ist keiner gefeit.
Der Schmerz ist immer der gleiche
"Liebeskummer ist total alterslos", erklärt Silvia Fauck. Er beginne mit der ersten Liebe – heutzutage im Durchschnittsalter vor zwölf bis 13 Jahren – und habe nach hinten kein zeitliches Ende. Mit 60 sei der Schmerz nicht weniger intensiv als mit 20. Daran ändere auch die größere Lebenserfahrung und Reife nichts. Selbst Menschen jenseits der 70 suchen Rat in Faucks Liebeskummer-Praxis. Einen Vorteil jedoch haben die Jüngeren: "Die Möglichkeiten, sich abzulenken und schnell wieder einen neuen Partner zu finden, sind besser". Außerdem haben sehr junge Menschen im Gegensatz zu älteren noch keine gemeinsamen Ziele über Jahre hin entwickelt oder sich eine Existenz aufgebaut. Eine Trennung ist daher unkomplizierter und hat weniger Konsequenzen.
Das Internet fordert Liebeskummer-Opfer
Den Aktivitäten partnersuchender "Silver-Surfer" steht Silvia Fauck skeptisch gegenüber. Zwar biete das Netz älteren Menschen zahlreiche Kontaktmöglichkeiten, die im realen Leben nicht gegeben sind. Andererseits berge die Partnersuche im Internet auch ein hohes Gefahrenpotential. Häufig wohnten die potentiellen Partner nicht am selben Ort, sodass lange Mail-Wechsel dem Treffen vorausgingen, bei denen Verliebtheitsgefühle aufkommen, ohne den anderen gesehen zu haben und ohne zu wissen, ob er es tatsächlich ernst meint. Faucks Tipps lautet daher: "Verabreden Sie sich so schnell wie möglich, damit erst gar keine falschen Illusionen entstehen." Auf diese Weise lässt sich Liebeskummer frühzeitig vorbauen und Enttäuschungen werden vermieden.
Männer suchen "Tablette gegen den Schmerz"
Von einem geliebten Menschen abgewiesen zu werden, ist für Männer und Frauen gleichermaßen schmerzhaft. Auch die Phasen, die jeder Mensch nach einer Trennung durchläuft, sind ähnlich. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied, was die Verarbeitung des Liebeskummers angeht.
"Frauen sprechen offener über ihre Gefühle, Männer hingegen verdrängen häufig den Schmerz", weiß Silvia Fauck. Statt das Erlebte zu verarbeiten und aus den Fehlern zu lernen, suchen sie nicht selten Trost bei einer neuen Partnerin. Diese sei die "Tablette gegen den Schmerz". Besonders ältere Männer neigen dazu, sich nach einer Enttäuschung eine jüngere Partnerin zu suchen und so den unverarbeiteten Gefühlen davonzulaufen.
Weitere Informationen zu Silvia Faucks Beratungsangebot finden Sie auf der Internetseite www.liebeskummer-praxis.de.