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Wenn das Kind auswärts übernachtet: So bleiben Sie gelassen


Andere Eltern, andere Sitten
Ab wann sollten Kinder auswärts übernachten dürfen?

Die meisten Kinder finden es spannend, woanders zu übernachten. Was müssen Eltern vorher klären? Was können sie bei Heimweh tun? Und was, wenn in der anderen Familie alles anders läuft als zu Hause? Ein Gelassenheitsleitfaden.

Aktualisiert am 19.11.2018|Lesedauer: 3 Min.
Von dpa-tmn
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Früher oder später will fast jedes Kind bei einem Freund oder einer Freundin übernachten. Zu erleben, wie es in anderen Familien zugeht, fördert die Entwicklung, sagen Experten. Eltern sollten im Vorfeld einige Dinge klären – aber bloß nicht alles durchplanen.

Auswärts schlafen: Kinder mögen es, bei einem Freund zu übernachten.Vergrößern des Bildes
Auswärts schlafen: Kinder mögen es, bei einem Freund zu übernachten. (Quelle: Lisa5201/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Mit wie vielen Jahren können Kinder woanders schlafen?

Das Alter ist nicht ausschlaggebend. "Es gibt Fünfjährige, für die ist es völlig normal, woanders zu schlafen, und andere, die tun sich damit schwer", erklärt Ulric Ritzer-Sachs von der Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Wichtiger ist die Frage, wo das Kind übernachtet und ob es Erfahrungen damit hat: Hat es beispielsweisse schon einmal bei Oma und Opa geschlafen, bevor es zur Kita-Freundin geht? Übernachtet es beim Nachbarskind, dessen Familie es gut kennt?

Woran merke ich, dass mein Kind bereit dafür ist?

Heidemarie Arnhold, Vorsitzende des Arbeitskreises Neue Erziehung (ANE) in Berlin, rät Eltern, zu schauen, wo ihr Kind entwicklungspsychologisch steht. "Fremdelt es gerade stark, ist das kein guter Zeitpunkt", sagt sie. "Wenn Kinder den Wunsch äußern, woanders zu schlafen, dann sind sie auch alt genug dafür." Wichtig ist, dass die Initiative vom Kind ausgeht: "Niemand sollte sein Kind drängen, woanders zu übernachten", sagt der Familienberater Jan-Uwe Rogge.

Bei wem kann ich mein Kind übernachten lassen?

"Die zentrale Frage ist: Haben Sie Vertrauen zu dieser Person oder Familie?", sagt Heidemarie Arnhold. Gut sei, wenn man die Menschen bereits kenne – aus Sportverein, Nachbarschaft, Kindergarten oder Schule. Immerhin gibt man die Aufsichtspflicht an andere ab. "Das ist nichts, was man schriftlich festhalten muss, aber man sollte es sich klarmachen", sagt Arnhold. Eltern brauchen ein gutes Gefühl: Sind sie verrückt vor Sorge, steckt das den Nachwuchs an.

Wenn Eltern ein ungutes Gefühl haben, sollten sie sich selbst hinterfragen, woran das liegt. Geht es zum Beispiel um Sauberkeit, kann man auch mal ein bisschen toleranter sein. Hat man aber kein Vertrauen zu den anderen Eltern oder sieht gar das Kindeswohl in Gefahr, sei das laut Arnhold ein Grund, das Übernachten nicht zu erlauben.

Was müssen Eltern im Vorfeld klären?

Laut Familienberater Jan-Uwe Rogge sichern Sie Ihrem Kind am besten zu, dass es immer anrufen kann. "Und geben Sie ihm etwas Vertrautes mit, ein Kuscheltier, das Lieblingskissen", rät der Buchautor.

Ulric Ritzer-Sachs rät zudem: "Reden Sie vorher mit den anderen Eltern. Fragen Sie sie, was Sie Ihrem Kind mitgeben müssen, etwa einen Schlafsack, und tauschen Sie Nummern aus." Das reiche dann aber auch. "Inspizieren Sie nicht vorher die Wohnung!"

Man muss laut den Experten nicht alles im Vorfeld bereden. Rogge sagt: "Kinder finden andere Eltern toll, eben weil sie anders sind." Und genau das ist laut Arnhold wichtig: wenn Kinder erleben, dass etwas anders sein kann als zu Hause. "Das auswärtige Übernachten ist wunderbar für die Entwicklung."

Kinder sammeln mit unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Erfahrungen. Wenn das Kind später schlafen geht oder Fast Food zu essen bekommt, ist das laut Ritzer-Sachs kein Drama: "Hauptsache, die Familie ist kinderfreundlich, und die Kinder haben Spaß. Alles andere ist dann eben mal anders."

Wie schaffen es Eltern, gelassen zu bleiben?

Andersherum müssen Eltern keinen Aufwand betreiben, wenn sie ein Gastkind zu Hause haben: "Leben Sie einfach Ihr normales Familienleben weiter", sagt Arnhold. Eltern sollten das gegenseitige Übernachten als Entlastung betrachten: "Freuen Sie sich, wenn Ihr Kind mal woanders schläft, und genießen Sie die Zeit."

Sie könnten auch bewusst Dinge unternehmen, die im Alltag eher zu kurz kommen, etwa ein gemeinsamer Kinobesuch oder essen gehen. Diese Ablenkung hilft ebenso, wenn Eltern Angst haben während das Kind unterwegs ist.

Wer sich vor allem Sorgen macht, dass sein Kind von Heimweh geplagt wird, sollte im Vorfeld gemeinsam Strategien dagegen durchgehen: Was könnte der Tochter oder dem Sohn helfen? Bei manchen ist es das Lieblingsstofftier, bei anderen der Schal, der vertraut nach Mama oder Papa riecht.

Was tun bei Zoff, Heimweh oder Krankheit?

Streiten die Kinder, gilt es abzuwägen, ob man einschreiten muss. "Sie können fragen, was passiert ist, und vermitteln. Meist vertragen Kinder sich aber schnell wieder", sagt Ritzer-Sachs. Anders sieht es aus, wenn ein Kind Heimweh bekommt. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt: "Trösten Sie es, nehmen Sie es in den Arm, geben Sie ihm ein Kuscheltier", rät der Experte. "Und wenn es gar nicht anders geht, lassen Sie es seine Eltern anrufen."

Wird ein Kind krank, kommt es auf die Situation an: "Sind seine Eltern verreist, muss man damit leben. Ist es das Nachbarskind, und die Eltern sind da, kann man es zurückbringen", sagt Arnhold. Denn kranke Kinder wollen meist nur eines: bei ihren Eltern sein.

Verwendete Quellen
  • dpa-tmn
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