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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rechtschreibmisere Gegen dicke Fehler im "Dicktat" hilft nur Üben
"Tso" statt "Zoo": Auch nach der Grundschule fällt es vielen Kindern schwer, Wörter richtig zu schreiben. Manche Fachleute machen dafür die Lernmethode "Schreiben nach Gehör" verantwortlich. Mit ein paar Minuten üben am Tag können Mädchen und Jungen aber schnell sicherer werden.
Sie "kempfen" mit den Hausaufgaben und sind "vertig" mit den "Nerfen", wenn ein "Dicktat" ansteht: Viele Schüler auf weiterführenden Schulen haben Probleme mit der Rechtschreibung. Was in der Grundschule noch mit Nachsicht behandelt wurde, bringt nun knallharte Zensuren. Fritz Jansen, Verhaltenstherapeut aus Neuried macht Mut: "Mit gezieltem Training kann innerhalb eines Jahres das Rechtschreibproblem gelöst werden."
Umstrittene Methode "Schreiben nach Gehör"
"Schreiben nach Gehör": Diese Methode ist seit einigen Jahren Basis an deutschen Grundschulen. Mit Anlauttabellen lernen die Kinder, die Buchstaben der Wörter herauszuhören. Die Methode ist umstritten. Zu Recht, sagt Jansen: "Vieles, was sich gleich anhört, wird doch unterschiedlich geschrieben. Wie sollen Kinder beispielsweise hören, dass man Bus mit s und Kuss mit ss schreibt?"
Eine weitere Hürde: Beim Schreiben nach Gehör wird nicht gleich korrigiert. An vielen Schulen erfolgt die Verbesserung der Fehler erst nach und nach ab der zweiten Klasse. "Doch auf diese Weise bilden sich falsche Angewohnheiten", sagt Ruth Hölken, Diplom-Pädagogin aus Münster. Wer 100 Mal "bund" statt "bunt" schreibt, werde das beim 105. Mal wieder machen, erklärt die Expertin. Ein Kind entscheide sich im Zweifel immer für die Schreibart, die ihm am bekanntesten vorkomme. Und das sei dann häufig die falsche.
Doch wer auch immer schuld an dem Dilemma ist, den betroffenen Kindern nützt die Ursachenforschung wenig. Wenn der Rotstift durch das Diktatheft saust, entstehen Angst und Frust: "Bin ich nicht gut genug fürs Gymnasium?", "War meine Realschulempfehlung nicht richtig?" Jansen rät Eltern, ihren Kindern deutlich zu machen, dass sie nichts dafür können. Es liege an der Methode, mit der sie unterrichtet wurden, nicht an mangelnder Intelligenz.
Auch Lese-Rechtscheibschwäche abklären
Doch wer soll mit dem Kind üben? Die Eltern? "Wenn sie sich das zutrauen, auf jeden Fall", findet Hölken. Bei starken Rechtschreibschwierigkeiten empfiehlt sie aber zunächst eine Untersuchung beim Kinder- und Jugendpsychologen: "Eventuell steckt auch eine Lese-Rechtschreibschwäche hinter dem Problem und die kann man nicht mal eben zu Hause therapieren."
Liegt es jedoch nur an der Methode, gilt es mit dem Lernen loszulegen. Zehn Minuten pro Tag reichen laut Jansen aus, am besten zu einer regelmäßigen Tageszeit. Komplizierte Rechtschreibregeln könnten Eltern ausblenden: "Dehnungs-H und Co. braucht kein Mensch. Die Kinder müssen die Wörter visualisieren. Das ist das Allerwichtigste."
So übt man richtig
Damit die richtige Schreibweise vor dem inneren Auge erscheint, können Eltern zum Beispiel mit Karteikarten üben. Jedes falsch geschriebene Wort aus Hausaufgaben und Diktaten kommt richtig geschrieben auf eine Karte. Diese muss sich das Kind einprägen und buchstabieren. Bei einem Fehler darf es auf die Karte schauen und das Wort erneut buchstabieren. Auf diese Weise visualisiere das Kind die richtige Schreibweise und speichere sie im Kopf ab, sagt Jansen. Ob ein Wort groß oder klein geschrieben wird, übt man mit gesprochenen Sätzen: Die Eltern sagen einen Satz und das Kind erklärt dazu Wort für Wort, ob es groß oder klein geschrieben wird.
Auch das Schreiben von Texten unter Zeitdruck, wie es in Diktaten der Fall ist, könne geübt werden. "Die Aufgabe des Kindes besteht darin, vor dem Schreiben eines Wortes kurz innezuhalten und die Visualisierung abzurufen," erklärt Jansen. So schleiche sich der Automatismus des Schreibens nach Gehör langsam aus.
3000 bis 4000 Wörter beinhaltet der Grundwortschatz für die aktive Sprache. "Mehr als 1000 Wörter schreibt dabei kein Kind falsch", ist Jansen überzeugt. Wenn ein Kind jeden Tag drei falsch geschriebene Wörter richtig lerne und diese in den nächsten Wochen ausreichend wiederhole, habe es in rund einem Jahr seine Rechtschreibprobleme gelöst.
Üben wird zur Geduldsprobe
Wenn Wörter immer wieder falsch geschrieben werden, kann das Rechtschreibtraining für Eltern zur Geduldsprobe und für Kinder belastend sein. "Eltern sollten unbedingt Ruhe ausstrahlen", sagt Ruth Hölken. Sie empfiehlt, Verständnis für die Schwierigkeiten des Kindes zu zeigen. "Manche Schreibarten sind eben auch komplett unlogisch." Wichtig sei außerdem, das Kind immer wieder positiv zu bestärken: "Nicht meckern, sondern loben. Und das am besten für jedes richtige Wort." Gelinge das nicht, sei professionelle Hilfe, zum Beispiel durch Schülerhilfe, Lerntherapeuten oder Rechtschreibtrainings die bessere Wahl.