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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Information verstehen statt büffeln Welcher Lerntyp ist Ihr Kind?
Stillsitzen, Lesen, Schreiben, Zuhören und Wiederholen. Das wird auch heute noch von Schülern erwartet, wenn sie in der Schule erfolgreich mithalten und etwas lernen wollen. Doch wie man die Flut an Fakten sinnvoll und nachhaltig im Gehirn speichert, wird den Kindern nur selten beigebrachtt. Am besten geht das typgerecht.
Das Fach "Lernen lernen“ führt in Deutschland immer noch ein Schattendasein. Es wäre deshalb wichtig, dass vor allem Eltern und Lehrer sich bewusst machen, dass sich nicht alle Kinder auf die gleiche Art und Weise Dinge merken. Dabei kann man grundsätzlich vier klassische Lerntypen voneinander unterscheiden, bei denen jeweils bestimmte Strategien und Tipps das "Pauken“ vereinfachen, beschleunigen und effektiver machen können.
Mit allen Sinnen Informationen aufnehmen
Zum Lernen gebrauchen wir all unsere Sinne: Neben Augen und Ohren gehören dazu auch der Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn. Der Lernstoff gelangt über die beteiligten Sinnesorgane in unser Gedächtnis und wird dort konserviert. Da die einzelnen Sinne bei jedem Menschen aber durch andere Gewohnheiten und Vorlieben unterschiedlich stark ausgeprägt sind, bedeutet dies, dass Informationen auch von jedem auf eine andere Weise aufgenommen werden. In Anlehnung daran spricht man vom motorischen, auditiven, visuellen und kommunikativen Lerntypen. In der Schule werden solche Unterschiede oft nicht ausreichend berücksichtigt, so dass manche Kinder schneller und andere langsamer lernen. Mit Intelligenz hat das wenig zu tun. Oft liegt es nur an der für den jeweiligen Schüler unpassenden Art der Wissensvermittlung.
Motorischer oder haptischer Lerntyp
Kinder mit dieser motorischen Lerndominanz sind "Anpacker“, die sich häufig von Gefühlen leiten lassen und impulsiv reagieren. Sie sind praktisch veranlagt, bewegen sich gerne und verstehen das Lernen als einen aktiven Vorgang. Beim Chemie- oder Physikunterricht stehen sie etwa bei Versuchen in der ersten Reihe und legen am liebsten selbst Hand an. Auf diese praktische und anschauliche Weise können sie komplizierte Zusammenhänge eher verstehen und nachvollziehen. Die Ausdrücke "Begreifen“ und "Learning by Doing“ beschreiben am besten diese Form des Lernens. Die wertvollste Erkenntnis für "Motoriker“ ist, eigene praxisnahe Erfahrungen zu sammeln und selbstständig daraus Schlüsse ziehen. Deshalb lernen sie insgesamt etwas langsamer. Man erkennt diese Typen auch daran, dass sie oftmals beim Erzählen mit den Händen sprechen und gestikulieren. Jüngere Kinder mit dieser "Neigung“ benutzen beim Rechnen nicht selten auch gerne ihre Finger.
Auditiver Lerntyp
Hier sind die Ohren das dominierende Sinnesorgan. Der auditive Typ, der in der Schule optimal für den dort häufig praktizierten Frontalunterreicht gerüstet ist, kann besonders gut gehörte Informationen aufnehmen, sie behalten und wiedergeben. Dadurch fällt es ihm besonders leicht zu verstehen und zu verarbeiten, was die Lehrer erklären. Zu einem Tafelbild oder einem Diagramm braucht dieser Typ jedoch fast immer eine mündliche Erläuterung. Auch Melodien und vorgetragene Gedichte können sich Kinder mit dieser "Hör-Dominanz“ besonders gut merken. Auffällig ist, dass auditive Lerntypen beim Lesen, was sie als eher anstrengend empfinden, die Lippen bewegen oder sich den Text laut vorlesen, um ihn besser behalten zu können. Umgebungsgeräusche empfinden solche Menschen beim Lernen häufig als störend und ablenkend.
Visueller Lerntyp
Visuell Lernende verlassen sich beim Aufnehmen von Informationen in erster Linie auf die Augen. Für sie muss Lernstoff sprichwörtlich "veranschaulicht“ werden. Das heißt, er muss übersichtlich, klar strukturiert und optisch ansprechend, zum Beispiel in Form von Grafiken und Bildern, aufbereitet sein. Für Kinder mit dieser optischen Ausrichtung ist es deshalb leicht, Tafelbilder oder komplizierte Diagramme zu verstehen. In der Schule haben sie nur selten Schwierigkeiten, denn dort werden viele Informationen in Form von Büchern oder Kopien über den "visuellen Kanal“ angeboten. Bei mündlichen Erklärungen fällt es ihnen jedoch schwerer den Stoff zu behalten, doch alles Gedruckte wird zur Offenbarung. Kinder, die diese Art zu lernen bevorzugen, sind deshalb häufig Leseratten. In der Regel kann sich dieser Lerntyp perfekt daran erinnern, an welcher Position etwas Geschriebenes in einem Buch zu finden ist und ist in der Lage, sich erlesene Details gut einzuprägen und wiederzugeben.
Kommunikativer Lerntyp
Kinder mit dieser Lerndominanz, beteiligen sich gerne aktiv am Schulunterricht und prägen sich Informationen am besten durch Diskussionen und Gespräche ein. Erst im Dialog ergeben sich für kommunikativ Lernende Zusammenhänge und Bedeutungen. Sie können schlecht alleine lernen und behalten sich einzelne Punkte des Stoffes unter anderem über ausgetauschte Argumente in einer Diskussion.
Immer alle Sinne fördern
In der Praxis treten diese Lerntypen selten in Reinform auf. Es sind in der Regel immer Mischformen. Denn niemand lernt nur ausschließlich mit einem Sinn. Menschen sind sinnliche Wesen und erleben die Welt immer über alle Sinne - dem Hören, Sehen, Fühlen Schmecken und Riechen. Deshalb ist es zwar am besten, die Lern-Neigungen seines Kindes zu kennen und zu fördern, aber gleichzeitig auch die "schwächeren“ Sinne zu schulen und damit die Lernfähigkeit zu maximieren. Denn je mehr Wahrnehmungsfelder im Gehirn beteiligt sind, desto mehr gedankliche Verknüpfungen können zu dem Lernstoff hergestellt werden und somit die Möglichkeiten des Erinnerns und Konservierens vervielfältigen. Das wusste auch schon Konfuzius vor etwa 2500 Jahren : "Sage es mir und ich werde es vergessen, zeige es mir und ich werde es verstehen, lass es mich machen und ich werde es behalten.“ Diese Weisheit belegt auch die Statistik: Werden nämlich beim Lernen durch Hören, Schreiben, Lesen, Sprechen und Ausprobieren alle Sinne aktiviert, beträgt die "Vergessensrate“ nur zehn Prozent! Lernt man nur mit einem sinnlichen Schwerpunkt, sind es dagegen neunzig Prozent.
Lernen bleibt trotzdem individuell
Auch wenn bestimmte Lerntipps, angepasst an den Typ des Kindes, hilfreich sind und zu besseren schulischen Erfolgen führen, sollten Eltern nicht vergessen, dass es eine garantierte Erfolgsmethode nicht gibt. Denn Lernen ist abgesehen von den vier klassischen Lerntypen und seinen in der alltäglichen Praxis unzähligen Mischformen eine äußerst individuelle Angelegenheit, weil es immer auch abhängig von der Motivation, dem Arbeitstempo und dem Umfeld des einzelnen ist: Es gibt Menschen, die unter Zeitdruck gut lernen und Menschen, die aus eigenen Antrieb besser lernen und andere, die den Ansporn von außen brauchen. Wieder andere können nur mit lauter Musik pauken oder brauchen absolute Bibliotheksruhe, um Informationen zu verinnerlichen. Und wahrscheinlich gibt es deshalb genauso viele Lerntypen, wie Lernende existieren.