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Vorlesetag: Wie Kinder Lesen lernen


Vorlesetag
Wie Kinder Lesen lernen

Lesen kann wunderbar sein. Doch zu Anfang tun sich viele Kinder schwer mit der Welt der Buchstaben. Eltern können ihren Nachwuchs tatkräftig unterstützen. Ganz wichtig: viel vorlesen. Mit Hilfe eines kleinen Tricks lesen die Kleinen irgendwann von selbst weiter.

Aktualisiert am 20.11.2017|Lesedauer: 3 Min.
dpa-tmn, Ann-Kathrin Marr
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Oft sind Eltern erstaunt, wie sich ihr Kind beim Lesen lernen mit einem anscheinend einfachen Text abmüht. "Lesenlernen ist ein hochkomplexer Vorgang", sagt Stephanie Jentgens, die bei der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid den Fachbereich Literatur leitet. Leseanfänger müssen erst einmal die Verknüpfung von Laut und Buchstabe hinbekommen, dann die Laute zu einem Wort zusammensetzen. Und schließlich geht es darum, die Bedeutung des Wortes, des Satzes und des ganzen Textes zu erfassen.

Vorlesen bereichert Kinder in vielerlei Hinsicht: Das Hörverständnis wird geschult und der Wortschatz erweitert.Vergrößern des Bildes
Vorlesen bereichert Kinder in vielerlei Hinsicht: Das Hörverständnis wird geschult und der Wortschatz erweitert. (Quelle: Monkey Business Images Ltd/Symbolbild/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Klaus-Peter Mandalka erlebt immer wieder, wie wichtig Geduld ist, wenn man Kinder beim Lesenüben begleitet. Der 72-Jährige engagiert sich als ehrenamtlicher Leselernhelfer beim Verein Mentor in Oldenburg. Einmal in der Woche unterstützt er ein Grundschulkind auf dem Weg in die Welt der Buchstaben. "Lesen sollte nicht zum Zwang werden", sagt Mandalka. Kinder dürfen sich die Lektüre aussuchen, zwischendurch wird auch mal über zu Hause oder die Ferien geplaudert.

Vorlesen sollte Bestandsteil des Alltags sein

Es mit dem Lesenlernen ruhig angehen lassen, das empfiehlt auch Jentgens. Niemand müsse schon im Kindergarten lesen können. Interessiert sich das Kind für Buchstaben, können die Eltern das unterstützen. Aber sie sollten nicht gezielt darauf hinarbeiten. "Das erzeugt nur unnötigen Druck", sagt Jentgens. Im Vorschulalter ist etwas ganz anderes wichtig: vorlesen.

In vielen Familien gehört das zum Alltag. Mehr als zwei Drittel der Eltern lesen ihrem Kind schon in den ersten drei Lebensjahren täglich oder zumindest mehrmals die Woche vor. Das zeigt eine aktuelle Studie der Stiftung Lesen. Das heißt aber auch: Rund 30 Prozent aller Kinder wird in den ersten Lebensjahren nie oder nur sehr selten vorgelesen. Der Stiftung zufolge profitieren Kinder schon in den ersten Monaten vom Vorlesen. Viele Eltern beginnen den Angaben nach zu spät damit.

Wortschatz der Kinder erweitert sich durch das Vorlesen

Generell schult Vorlesen bei Kindern das Hörverständnis, fördert den Wortschatz und weckt die Lust an Literatur. Der Stiftung zufolge sind Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, später besser in der Schule und lesen selbst lieber und länger.

Nach wie vor sind es meist die Mütter, die ihren Kindern vorlesen. Auch in den Kindergärten und Grundschulen arbeiten mehr Frauen als Männer. Für Jungen könne damit der Eindruck entstehen, Lesen sei eher etwas für Mädchen, sagt Christine Kranz von der Stiftung Lesen in Mainz. Väter sollten sich auch engagieren. "Ein vorlesender Papa ist für einen kleinen Jungen ein wichtiges Rollenvorbild."

Auch wenn das Kind schon selbst lesen kann, bleibt Vorlesen wichtig. "Mindestens bis zum Ende der Grundschulzeit sollten Eltern auf diese Weise unterstützen", rät Kranz.

Kinder sollten bei der Bücherauswahl mit entscheiden

Bei der Auswahl des Lesestoffs sollten Eltern den Interessen des Kindes folgen, nicht umgekehrt. "Auch mit Sachbüchern für Erstleser oder Comics kann man Lesen lernen", sagt Kranz.

Eltern sollten allerdings darauf achten, ob das Leseniveau passt. Generell gilt: Für Lese-Anfänger eignen sich Bücher mit sehr großer Schrift, einfachen Wörtern, vielen Bildern und ohne Silbentrennung. Die Geschichte sollte sich auch aus den Illustrationen erschließen.

Auch mit einem kleinen Trick können Eltern ihr Kind zum Lesen verführen: Ein fesselndes Vorlesebuch mit kurzen Kapiteln auswählen und aufhören, wenn es am spannendsten ist. "Der Moment, wo das Kind selbst weiterliest, weil es unbedingt wissen will, wie es weitergeht, ist ganz kostbar", sagt Jentgens. Damit ist der Anfang zum heimlichen Schmökern unter der Bettdecke gemacht.

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