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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Loslassen trotz Sehnsucht Das Kind guten Gewissens bei den Großeltern abgeben
Es klingt wie die einfachste Sache der Welt: "Jetzt passe ich ein paar Stunden auf den Kleinen auf, und du unternimmst mal wieder allein etwas", bietet die Großmutter an. Doch vor allem Mütter können die kinderfreie Zeit oft nicht genießen. "Die Sehnsucht nach dem Kind ist ein ganz natürliches Gefühl und Ausdruck der engen Bindung", sagt Nathalie Ries, Beraterin und Tagesmutter bei Kinderblick, einer Elternberatung in Düsseldorf.
Ihr Rat: "Nichts überstürzen, sondern auf das Bauchgefühl vertrauen. Mütter haben in der Regel ein sehr gutes Gespür dafür, was sie sich und ihrem Kind zumuten können." Das gelte auch für die Frage, wann das Baby oder Kleinkind zum ersten Mal allein bei Oma oder Opa bleibt. Denn der passende Zeitpunkt hängt von vielen Faktoren ab: Wie gut kennt das Kind die Großeltern? Wird das Kind gestillt? Fremdelt es sehr stark?
Kinder spüren die Unsicherheit der Eltern
Am wichtigsten bei der Entscheidung, ab wann das Kind allein in der Obhut der Großeltern bleiben kann, sei die eigene Einstellung sagt Uwe Weiland. Er ist Familientherapeut bei der Katholischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Köln. Wer sich unsicher sei, ob es seinem Kind bei Oma und Opa gut geht, lasse das auch das Kind spüren: "Kinder haben dafür eine Antenne", sagt der Sozialpädagoge.
Je besser die Vorbereitung, umso größer ist die Chance, dass die Exklusiv-Zeit mit Oma und Opa gelingt. "Die Kinder müssen eine Vertrauensbeziehung zu den Großeltern entwickeln", sagt Diplom-Psychologin Antje Kräuter aus Chemnitz. Das gelinge meist schneller, wenn sie in der Nähe wohnen.
Das Kind allmählich an Oma und Opa gewöhnen
"Die Voraussetzungen, dass ein Kind die Großeltern als Bezugsperson akzeptiert, sind meist gut", ist die Erfahrung von Elternberaterin Ries. Denn Eltern und Großeltern haben oft unbewusst ganz ähnliche Verhaltensweisen, tragen oder füttern das Kind auf gleiche Weise, verwenden dieselben Kosenamen, haben vielleicht sogar eine ähnliche Stimmlage. "Das sorgt für Vertrautheit."
Ans Alleinsein mit Oma und Opa gewöhnt sich das Kind trotzdem am besten ganz allmählich: "Anfangs verlassen die Eltern nur für ein paar Minuten den Raum, dann verlängern sie schrittweise den Zeitraum, bis das Kind die Großeltern als Bezugspersonen akzeptiert", sagt Ries. Nächster Schritt sind dann ein, zwei Stunden allein mit den Großeltern, und erst wenn das gut klappe, könne man darüber nachdenken, das Kind auch mal über Nacht bei Oma und Opa zu lassen.
Gewohnte Abläufe beibehalten
Wichtig sind konkrete Absprachen: Wann und wie wird gefüttert? Wann ist Schlafenszeit? Darf der Fernseher laufen? Welche Rituale ist das Kind gewohnt? Den Kindern tut es gut, wenn sich gegenüber ihren gewohnten Abläufen so wenig wie möglich ändert. Das Lieblingskuscheltier zum Beispiel sollte immer greifbar sein: "Das sind Brücken, um die Zeit besser auszuhalten", sagt Elternberaterin Ries.
Am besten nicht zu weit weg fahren
So gut die Vorbereitung auch war: Das Leben mit Kindern ist unberechenbar, und deshalb kann auch ein Kind, das Oma und Opa eigentlich gut kennt, plötzlich untröstlich zu weinen anfangen. Oder husten und fiebern. "Gerade wenn die Kinder noch sehr klein sind, fahren die Eltern am besten nicht zu weit weg, damit sie im Notfall schnell nach Hause kommen können", rät Kräuter.