Ungezähmt Wolf und Hund: Lässt sich ein Wolf als Haustier halten?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Hund stammt vom Wolf ab: Das ist allgemein bekannt. Doch der Weg vom Wolf zum Hund hat sich nicht im Handumdrehen vollzogen. Erfahren Sie hier, wie aus dem wilden Raubtier Ihr liebstes Haustier wurde: der Haushund. Auch auf die Frage, ob der Wolf als Haustier taugen würde, finden Sie hier die Antwort.
Domestizierung des Wolfes von sesshaften Menschen?
Um zu begreifen, wie sich die Entwicklung vom Wolf zum Hund vollzogen hat, ist es nötig, weit in der Zeit zurückzugehen. Verschiedene wissenschaftliche Studien kommen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Wolf vor etwa 15.000 bis 20.000 Jahren gezähmt wurde, als die damaligen Menschen, die zuvor als Nomaden gelebt hatten, sesshaft wurden.
Nach einer Studie der Universität Turku in Finnland aus dem Jahr 2013, über die auch "Spiegel Online" berichtete, begann die Domestizierung des Wolfes jedoch schon früher. Laut dieser Untersuchung könnte der Wolf bereits vor über 30.000 Jahren gezähmt worden sein. Das belegt eine umfangreiche Genstudie. Das hieße, dass der Wolf schon zur Zeit der Nomaden Anschluss an den Menschen suchte und fand.
Entwicklung vom Wolf zum Hund: Hilfreiches Nutztier
Ganz gleich, ab wann genau der Wolf als Haustier eingesetzt wurde: Über die Jahre züchtete der Mensch den Wolf immer weiter. Durch Kreuzung entstanden so Tiere mit sehr bestimmten Eigenschaften: Nutztiere wie Jagdbegleiter, Hirtenhunde oder Wachtiere waren das Ergebnis. Der Haushund entwickelte immer mehr Unterschiede zu seinen wilden Vorfahren. Sein Verhalten und sein Aussehen zeigte immer mehr Variationen. Inzwischen hat der Haushund über 30 Arten mit rund 350 Rassen hervorgebracht.
Wolf als Haustier? Gemeinsames Erbgut, unterschiedliches Verhalten
Dass Hund und Wolf eindeutig gemeinsame Vorfahren haben, beweist ihre DNA, die sich kaum voneinander unterscheidet. So viele Gemeinsamkeiten sie genetisch aufweisen, so unterschiedlich sind jedoch ihre Verhaltensweisen. Der Wolf ist ein sehr scheues Tier, das selbst bei frühem Kontakt zum Menschen nie richtig domestiziert werden kann. Ein Hund ist das genaue Gegenteil: Er ist zutraulich und sieht den Menschen als seinen Rudelführer an.
Studie: Wölfe lassen sich nicht zähmen
Die US-Biologin Kathrin Lord ist der Ursache, warum sich Wölfe nicht zähmen lassen, auf den Grund gegangen, wie die Zeitung "Die Welt" berichtet. Ihre Vermutung: Die Unterschiedlichkeit von Wolf und Hund manifestiert sich bereits in den ersten Lebenswochen der Tiere. Lord beobachtete zwei separate Gruppen von Wolfs- und Hundewelpen und fand heraus, dass Wölfe sehr früh eigenständig sind.
Der Geruchssinn beider Tiere entwickelt sich im selben Zeitraum, etwa nach zwei Wochen. Doch während das Wolfsjunge schon nach zwei Wochen blind und taub und lediglich seinem Geruchssinn folgend seine Umgebung erkundet, vollzieht der Hundewelpe diesen Schritt erst, wenn er über alle Sinne verfügt. Hunde sind damit sicherer auf den Beinen als junge Wölfe, da sie ihre komplette Umgebung wahrnehmen können. Wölfe lernen hingegen von Beginn an, sehr vorsichtig, achtsam und selbstständig zu sein.
Wolf als Haustier: Das Geschäft mit den Wolfsmischlingen
Manche Menschen wollen dennoch einen Wolf als Haustier halten und schaffen sich sogenannte Wolfsmischlinge an. In Deutschland ist das Halten eines Wolfshybriden laut einem Bericht der "ZEIT" nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich: Der Halter muss beispielsweise über ein entsprechendes Fachwissen und ein ausreichend großes Gehege für das Tier verfügen. Die Realität sieht leider oft anders aus: Nicht selten werde Papiere gefälscht und Wolfsmischlinge als reinrassige Hunde deklariert, sodass auch ungeeignete Halter zu ihrem Wolfshund kommen.