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Golfstrom wird immer schwächer: Droht eine neue Eiszeit?


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Forscher sehen Abschwächung des Golfstroms - droht eine neue Eiszeit?

Der Golfstrom ist eine der größten und schnellsten Meeresströmungen der Erde. Immer wieder betonen Experten seine Bedeutung für das Klima in Europa. Eine neue Untersuchung deutet darauf hin, dass sich die Strömung zunehmend abschwächt. Droht dadurch trotz Klimawandel eine neue Eiszeit in Europa?

23.03.2015|Lesedauer: 3 Min.
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Der Studie zufolge hat sich der Golfstrom im Laufe des 20. Jahrhunderts so sehr verlangsamt wie in den letzten 1000 Jahren nicht. Besonders in den letzten Jahrzehnten habe sich die warme Meeresströmung deutlich abgeschwächt, berichtet ein internationales Forscherteam um Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachjournal "Nature Climate Change".

Der Golfstrom transportiert Wärme von der Karibik und beeinflusst so auch das Klima in Europa.Vergrößern des Bildes
Der Golfstrom transportiert Wärme von der Karibik und beeinflusst so auch das Klima in Europa. (Quelle: Stefan Rahmstor; PIK)

Die Wissenschaftler untersuchten die Temperaturen an der Wasseroberfläche im Nordatlantik. Da diese entscheidend von Meeresströmungen abhängen, erlauben sie Rückschlüsse auf die Stärke solcher Ströme. Die Temperaturen vergangener Jahrhunderte haben die Forscher indirekt ermittelt, etwa anhand von Ablagerungen am Meeresboden, Korallen, Baumringen oder Eisbohrkernen.

"Verblüffenderweise hat sich trotz fortschreitender globaler Erwärmung ein Teil des nördlichen Atlantiks in den letzten 100 Jahren abgekühlt", wird Rahmstorf in einer Mitteilung seines Instituts zitiert. Diese Abkühlung sei stärker, als von den meisten Computermodellen errechnet, melden Rahmstorf und seine Kollegen.

Ursache liegt wohl im Klimawandel

Der Rückgang der Meerestemperatur südlich von Grönland liege offenbar daran, dass sich die große Umwälzströmung im Atlantik, die sogenannte Atlantic Meridional Overturning Circulation (AMOC), im 20. Jahrhundert deutlich abgeschwächt hat. Seit 1990 habe sie allerdings wieder ein wenig an Kraft gewonnen. Der Golfstrom ist Teil dieser Umwälzströmung.

Schon frühere Studien ließen vermuten, dass sich die AMOC abschwächt und dadurch der nördliche Atlantik abkühlt. "Jetzt haben wir starke Belege dafür gefunden, dass sich dieses atlantische Förderband in den vergangenen 100 Jahren tatsächlich verlangsamt hat, besonders seit 1970", erklärt Rahmstorf.

Als Ursache der Abschwächung haben die Forscher den Klimawandel im Verdacht. Durch die Erwärmung schmelze immer mehr Eis auf Grönland, das als Süßwasser ins Meer fließe. Das verändere die Dichte des Meerwassers und dadurch auch das Strömungsverhalten: Der Golfstrom werde langsamer. "Dieser Effekt könnte noch zunehmen, wenn die weltweiten Temperaturen weiter ansteigen", sagt Mitautor Jason Box von der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland.

Keine neue Eiszeit: Erderwärmung wirkt kompensierend

Wie Rahmstorf auf Nachfrage von feelgreen.de erläutert, wirke sich die Verlangsamung der Meeresströmung auf die Meeresbiologie und die Fischerei aus. Da der Golfstrom aber auch für das meist milde Klima in West- und Mitteleuropa verantwortlich ist, indem er Wärme von der Karibik transportiert, seien auch klimatische Auswirkungen möglich: "Das relativ kalte Wasser im Nordatlantik kann bis nach Europa hinein leicht kühlend wirken, am stärksten in Küstennähe", so Rahmstorf. "Einige Studien deuten auch auf einen Zusammenhang zwischen den Wassertemperaturen im Nordatlantik und den Wintertemperaturen in Nordeuropa hin."

Wie stark sich dadurch die Temperaturen auf dem europäischen Festland verändern werden, lasse sich laut Rahmstorf nicht vorhersagen. Der Experte geht zwar davon aus, dass der Golfstrom bis Ende des Jahrhunderts noch mindestens um die Hälfte schwächer werden könnte, zu einer dramatischen Abkühlung Europas dürfte es aber trotzdem nicht kommen - das verhindere die allgemeine globale Erderwärmung.

Vor allem in den 90er Jahren hätten "übertriebene Presseberichte" mehrfach eine neue Eiszeit prophezeit, wenn der Golfstrom zum Stillstand kommen sollte. Das habe Europa jedoch definitiv nicht zu befürchten, beruhigt Rahmstorf.

Kritik an Golfstrom-Studie

Der Klimaforscher Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sieht Rahmstorfs Deutung der Ergebnisse allerdings zweispältig: "Die Konzentration der Studie auf den subpolaren Teil des Atlantiks und die spektrale Analyse ist interessant", sagt er. Aber es gebe auch andere Schätzungen zur AMOC, die auf einen ganz anderen Verlauf hindeuteten. Die Arbeit biete keine starken Hinweise auf die Entwicklung der AMOC während der letzen 50 Jahre.

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