Immer mehr Zahlungsverweigerer Fahrverbote für Unterhaltssäumige angekündigt
Mehr als 700.000 Kinder und Jugendliche bekommen Geld vom Staat, weil ein Elternteil seinen Unterhaltsverpflichtungen nicht nachkommt. Doch es handelt sich nur um einen Vorschuss. Säumige Zahler sollen jetzt stärker unter Druck gesetzt werden.
Angesichts steigender Aufwendungen für den Unterhaltsvorschuss will die Bundesregierung mehr Geld von zahlungsfähigen Eltern zurückfordern. Dazu sollen als Druckmittel auch Fahrverbote für Zahlungsverweigerer eingesetzt werden, wie Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagt. Das Kabinett verabschiedete einen Bericht über die Auswirkungen der vor einem Jahr in Kraft getretenen Neuregelung. Demnach profitieren fast 300.000 zusätzliche Kinder und Jugendliche von den staatlichen Zuwendungen.
"Wer nicht zahlt, läuft."
Alleinerziehende können vom Staat Unterhaltsvorschuss bekommen, wenn der andere Elternteil keinen Unterhalt zahlt. Seit Sommer 2017 haben Kinder bis zum 18. Lebensjahr darauf zeitlich unbegrenzt Anspruch – zuvor galt dies nur für Kinder bis zu zwölf Jahren für maximal 72 Monate. Gut 700.000 Kinder und Jugendliche insgesamt kommen in den Genuss der Leistung.
Giffey betont, die Reform verbessere die Lebensverhältnisse Alleinerziehender und ihrer Kinder. Allerdings müssten die Jugendämter auch effektiver als bisher Geld von denjenigen Eltern zurückfordern, die zahlen könnten, sich aber davor drückten. "Hier wollen wir die Daumenschrauben anziehen", sagt Giffey und kündigt auch Fahrverbote für Unterhaltssäumige an – "nach dem Motto: Wer nicht zahlt, läuft."
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Auch Regierungssprecher Steffen Seibert betont, der Staat trete beim Unterhaltsvorschuss nur in Vorleistung. Nachdem zunächst die höheren Belastungen durch die Reform bewältigt werden mussten, solle jetzt auch der "Rückgriff" auf den unterhaltsverpflichteten Elternteil verbessert werden. "Da bleibt noch einiges zu tun", sagt Seibert
Zahl der Bezieher von Unterhaltsvorschuss hat sich verdoppelt
Der Deutsche Städtetag fordert unterdessen mehr Geld für die Kommunen, um die gestiegenen Aufwendungen für den Unterhaltsvorschuss begleichen zu können. Inzwischen würden fast doppelt so viele Kinder in den Genuss der Zahlungen kommen wie vor der Reform, sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages. Die Zahlungen werden nach Einschätzung der Städte weiter steigen. Der Bund müsse daher seinen Anteil von derzeit 40 Prozent der Leistungen erhöhen und die Mehrbelastungen der Kommunen ausgleichen.
- dpa, dpa-afx